Ganz so einfach ist es wohl nicht gewesen, sechs Tanzstudios für die gemeinsame Show "Made in FFB" unter einen Hut zu bringen. Zwar gibt Heiner Brummel, Initiator und Organisator des "Dancefi(ü)rst"-Festivals unumwunden zu, dass auch "gestritten" wurde, aber am Ende zählen Fakten: ein gemeinsamer Abend verschiedener Tanzschulen. "Das gab es noch nie in Deutschland", sagt Brummel. Er kokettiert ein wenig mit der Einzigartigkeit des Ereignisses und kündigt die Werkschau vollmundig als "Weltpremiere" an. Unbestritten ist: In Fürstenfeldbruck und Umgebung existiert eine unglaublich vielfältige Tanzszene, gefördert und entstanden in Studios, die die ganze Bandbreite von Klassik bis Breakdance abdecken. An diesem vierten Abend des Festivals überträgt sich die Freude am Tanzen aufs Publikum. Donnernder Applaus ist der Lohn für die fast 250 Tänzer.
Roberta Cretella vom Eichenauer Studio "Mosaico" zeigt mit ihrer Leistungsschau "Unchained" viele Facetten des Tanzes. Konzentrierte Ballettmäuse in weißen Tutus gehören ebenso dazu wie schon versiertere Elevinnen. Einmal gehen langsame, lyrische Bewegungen fließend ineinander über, dann stehen Jazzdance, rassige und liebliche Rhythmen im Vordergrund. Herbe spanische Musik und das Klackern der schwarzen Schuhe erinnern an Madrid und die dort allgegenwärtigen Flamencoschulen. Die Gastgruppe der Pestalozzi-Schule animiert mit selbst choreografierten Hip-Hop zum Mitklatschen.
Konzentrierte Ballettmäuse und versierte Elevinnen zeigen, was sie können
Das von Jörg Götze und Andreas Werner konzipierte Stück "Präsens: Z Reloaded" ist wohl die experimentellste und ausgefallenste Performance des Abends und eine Herausforderung für manchen Zuschauer. Martha Graham, die Initiatorin des Modern Dance, ist mit ihrer Botschaft "Tanz ist die verborgene Sprache der Seele", wohl Pate gestanden. Zu Sphärenmusik in mitunter bleiernem Zeitlupentempo folgen die Tänzer ihren Eingebungen und Gefühlen. Das Bild einer gelegentlich zusammen- und auseinandertriftenden Laokoongruppe drängt sich auf, bis der gemeinsame Bodenkontakt zum Auslöser für einen synchronen und durchchoreografierten Tanz wird.
Das Tanzstudio Ammersee verpackt sein sehr individuelles Repertoire in eine Reihe witziger Einfälle. Leiterin Chetan Karla Bosak lässt den klassischen Tanz zu Beginn abrupt von einer Hip-Hop-Straßengang unterbrechen: Breakdance versus Spitzenschuhe. Statt der obligaten artigen Verbeugung bedanken sich die Mädels mit eckigen Verrenkungen und fallen wie auf Kommando in sich zusammen. Ein Erziehungsratgeber voller Ermahnungen aus dem Off entwickelt sich zum trotzig getanzten Zickenkrieg. Show- und Jazztanzgruppe versprühen Lebensfreude pur.
Die Brucker Heimatgilde ist natürlich kein Tanzstudio im klassischen Sinne. Deren Show vermittelt jedoch das Gefühl, dass jeder tanzen kann, wenn er nur will. Die Tanztruppe der Heimatgilde wirbelt durch die Stadt, an allen möglichen und unmöglichen Stationen vorbei. Autoverkehr auf der Hauptstraße - geschenkt. Eine witzige, schmissige Liebeserklärung an die Kreisstadt.
Eher traditionell gibt sich die Tanzschule Sinzinger mit den Szenen "Human", dem Nussknacker Pas de trois und der Warschauer Polka, die freilich so manches Mama- und Omaherz höher schlagen lässt. Dass es auch zackig und modern zugeht, zeigen die Schülerinnen von Nathalie Sinzinger in einer temperamentvollen Military-Nummer.
"Body & Beat" ist sozusagen Programm bei dem gleichnamigen Fürstenfeldbrucker Tanzstudio. Die aktuellen Hip-Hop- Meister und -Vizemeister aus dem Studio zeigen eine atemberaubende Show. Gespickt mit unglaublichen Breakdance-Einlagen, wirbeln Kinder und Teenies mit den coolen Typen um die Wette. Es ist der beifallumtoste Schluss eines abwechslungsreichen und gelungenen Abends.