Fürstenfeldbruck:Flughafenhangar als Flüchtlingsunterkunft

Innerhalb einiger Wochen könnte im Nordwesten des Fliegerhorsts eine Kurzzeit-"Verweileinrichtung" für bis zu 2000 Asylbewerber hergerichtet werden. Die Erstaufnahmestelle im Süden wächst unabhängig davon auf 1600 Bewohner

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Im Nordwesten des Fliegerhorsts könnten sehr schnell bis zu 2000 zusätzliche Flüchtlinge untergebracht werden. Regierung von Oberbayern, Bundeswehr und Stadt haben einen entsprechenden SZ-Bericht jetzt bestätigt, der Landkreis wollte sich am Donnerstag nicht äußern. Eine Prüfung hatte bereits im Spätherbst ergeben, dass 13 Shelter ohne großen Aufwand umgerüstet werden und zusätzlich provisorische Unterkünfte aufgestellt werden könnten.

Bei den Shelter-Hallen handelt es sich um Schutzbauten, deren dicke Betondecken halbrund über das Geländeniveau aufragen, sie verfügen nicht über Heizung oder Wasseranschluss. Früher waren dort Düsenjäger und Propellermaschinen untergebracht. Teile der sogenannten Shelterschleife sind verpachtet. Viele Nutzerverträge auf dem Fliegerhorst wurden vom Grundbesitzer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), aber bereits zum Jahresende gekündigt.

Als Vorbild dient der Erdinger Fliegerhorst, der über ähnliche Gebäude verfügt.

Die Verantwortlichen hatten sich im September zunächst gegen Fürstenfeldbruck und für Erding entschieden und die dortigen Kaserne für die Aufnahme von bis zu 5000 Flüchtlingen vorbereiten lassen. Ebenso wie in Feldkirchen bei Straubing kommen die Flüchtlinge in Erding nur für sehr kurze Zeit - 24 bis 72 Stunden - unter, bevor sie auf andere Erstaufnahmeeinrichtungen verteilt werden. Der dortige "Warteraum Asyl" war jüngst in die Schlagzeilen geraten, weil sich Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) beim Besuch des Bundesinnenministers Thomas de Maizière (CDU) sehr kritisch geäußert hatte.

Bruck: Luftbild Fliegerhorst

Blick über einen Teil der sogenannten Shelterschleife auf den alten (links) und den neuen Tower (ganz rechts).

(Foto: Johannes Simon)

Das sogenannte "Entbehrlichkeitsverfahren" für die Shelterschleife ist bereits eingeleitet worden. Noch in diesem Jahr oder spätestens im Januar wird bundeswehrintern mit einem entsprechenden Bescheid sowie der Willensbekundung durch die Bima, die Flächen zu vermieten, gerechnet - auch wenn die Bima das Areal lieber als Ausgleichsflächen für Neubaumaßnahmen auf dem zu Maisach zählenden Teil des Fliegerhorsts ausweisen würde. Gibt es keinen Bedarf mehr für eine militärische Nutzung, dann könnten die Hangars "sehr schnell nutzbar gemacht werden", sagt Facility-Manager Dieter Engelhart. Auch bei der Bundeswehr sehe man die Notlage im Füchtlingsbereich und helfe, wo man könne. Bevor es so weit ist, muss aber noch das Landeskommando Bayern der Bundeswehr formal ein Amtshilfeersuchen bewilligen. "Derzeit liegt uns aber noch kein Antrag vor", so eine Sprecherin am Donnerstag.

In den Schutzbauten selbst könnten wohl nur jeweils 30 Menschen übergangsweise untergebracht werden. Um auf die Zahl von 2000 zu kommen, die auch Brucks zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) nennt, müssten auf den asphaltierten Flächen und breiten Zufahrten zur früheren Startbahn Container oder auch eine Traglufthalle her. Das ans Brucker Gewerbegebiet Hasenheide grenzende Areal lässt sich durch einen Zaun vergleichsweise einfach aus dem militärischen Bereich ausgliedern und über die Verlängerung des Sommerkellerwegs erreichen. Am Ende des Schotterwegs wurde dort bereits vor vier Jahren ein Tor eingebaut.

Fürstenfeldbruck: Erweiterung der Asyl-Erstaufnahmestelle im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. SZ-Karte/Quelle: Landratsamt Fürstenfeldbruck

Erweiterung der Asyl-Erstaufnahmestelle im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. SZ-Karte/Quelle: Landratsamt Fürstenfeldbruck

Die Stadt Fürstenfeldbruck verfolgt die Entwicklung mit einigen Bauchschmerzen. "Begeistert wären wir nicht", räumt Raff ein. Und auch Stadträte wie Klaus Wollenberg (FDP) sehen es durchaus kritisch, falls die Kreisstadt wirklich weitere Flüchtlinge aufnehmen muss, während andere Städte oder Gemeinden mauern. Denn auch die bestehende Erstaufnahmeeinrichtung südlich des Fliegerhorsts wächst kontinuierlich. Zurzeit leben dort genau 1001 Asylbewerber.

Militärisch entwidmet wurde im September zusätzlich der nördliche Gebäudekomplex der einstigen Reichskriegsschule. Dort wird derzeit an den Elektroinstallationen sowie an den Wasserleitungen gearbeitet. Bis Ende des ersten Quartals 2016 soll die Zahl der Bewohner dann schrittweise auf 1600 Bewohner steigen. Dies wirft auch neue Fragen etwa beim Brandschutz auf.

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