Fürstenfeldbruck:Feuer im Swingerclub

Fürstenfeldbruck: FFB Brand Burg Ibiza

FFB Brand Burg Ibiza

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Sieben Stunden lang ist die Feuerwehr in der "Burg Ibiza" im Einsatz. Manche Kunden denken, es handelt sich um ein besonderes Event in der Erlebniswelt.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Im Swingerclub in der Brucker Hasenheide ist am Dienstagfrüh in der Waschküche im Erdgeschoss ein Brand ausgebrochen. Verletzt wurde niemand, allerdings entstand Sachschaden in Höhe von 600 000 Euro. Etwa 130 Feuerwehrleute rückten an. Mit schwerem Gerät mussten im Inneren des Gebäudes Wände und Decken geöffnet werden, weil sich dort Glutnester befanden. Der Einsatz zog sich über sieben Stunden hin. Die Brandursache ist ungeklärt, vielleicht ist ein Defekt an einem Trockner schuld.

Gegen 7 Uhr alarmierte der Koch des Etablissements die Feuerwehr. Außer dem Koch hält sich zu diesem Zeitpunkt niemand in der "Burg Ibiza" auf. Es brennt im Erdgeschoss des ehemaligen Sommerkellers der Brauerei Maisach. Als die Feuerwehr anrückt, dringt dichter schwarzer Rauch aus einer Tür auf der Westseite des lang gestreckten Hofes. Dahinter befindet sich die Waschküche des Swingerclubs.

Zwar kann die Brucker Feuerwehr den Brand in diesem Raum rasch löschen, allerdings qualmt es aus Fenstern in Obergeschoss sowie dem Dach. Die Deckenkonstruktion und Wände brennen. Feuerwehrleute reißen das Dach in dem Bereich über der Waschküche auf. Zur Verstärkung werden die Wehren aus Aich, Gernlinden, Maisach und Puch angefordert und die Kreisbrandinspektion alarmiert. Selbst die Fliegerhorst-Feuerwehr ist kurzzeitig vor Ort.

Kein Zugang zur Erlebniswelt für Journalisten

Das Problem für die Feuerwehr sind Verschalungen aus Holz und Rigipsplatten, weil keiner weiß, was sich dahinter befindet, das alte Gebäude hat sogar einen Fehlboden. "Wir haben lange gebraucht, bis wir die Treppe ins Obergeschoss gefunden haben", sagt der Einsatzleiter, Stadtbrandinspektor Michael Ott der SZ. Drei Atemschutztrupps mit Werkzeugen und Flex dringen von allen Seiten in das Gebäude ein auf der Suche nach Glutnestern. Sie versuchen, Wände und Decken zu öffnen. Im Bad im ersten Stock hindern Fliesen sie daran. Das Wasser ist noch nicht abgestellt, Wasser spritzt aus Wasserhähnen und Duschen.

So schnell werde der Swingerclub wohl nicht mehr öffnen, schätzt ein Feuerwehrmann, der drinnen eingesetzt war. Die Rußpartikel dringen überall ein, es sind die Reste von Metall, Plastik, Holz, Textilien, Farben und Lösungsmitteln. Entweder müsse man alles wegschieben oder komplett sanieren. Die Betreiberin wollte der Presse keine Auskunft geben und verbot den Journalisten den Zugang zur Erlebniswelt auf dem rückwärtigen Gelände, das mit einem hohen Bretterzaun abgeschirmt ist.

Keine Hinweise auf eine Brandlegung

Einsatzleiter Ott fordert den Rüstwagen mit schwerem Gerät an, um Mauern zu öffnen und Fliesen aufzuschneiden. Zwar ist für einen Teil der Feuerwehrleute der Einsatz gegen 10.30 Uhr zu Ende, ihre Kameraden sind jedoch noch stundenlang damit beschäftigt, in dem Gebäudekomplex weiter nach Glutnestern zu suchen. An der Zufahrt zum Swingerclub müssen Feuerwehr und Polizei schon die ersten Kunden abhalten. Einer glaubt gar, es handele sich um einen besonderen Event in der "Burg Ibiza".

Kühles Bier im Sommer

Dass die "Burg Ibiza" am Sommerkellerweg in Fürstenfeldbruck liegt, sagt jungen Flaschenbiertrinkern wahrscheinlich gar nichts. Bis die maschinelle Kühlung des verderblichen Lebensmittels Bier begann, nutzten die Brauer Gewölbekeller, um das Fassbier über die Sommermonate hinweg frisch zu halten. Praktisch war, dass das Bier dort auch gleich ausgeschenkt wurde, am besten im Biergarten. Denn die Brauer pflanzten auf den Kellern Bäume, damit Schatten auf die unterirdischen Räume fiel. Dass der Bau des Sommerkellers der Maisacher Brauerei teuer gewesen sein muss, zeigt ein Blick in die Firmengeschichte. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Brauerei versteigert, weil sie durch den Bau des "Märzenkellers" finanziell in Schieflage geraten war. Der Sommerkeller war 1924 Gründungsort des SPD-Ortsvereins Gernlinden 1924, von 1938 an das Vereinslokal der Schützengesellschaft "Bavaria Maisach". Auch die Brucker Bürgervereinigung (BBV) nutzte die Gaststätte als Versammlungslokal bis in die Neunzigerjahre. Im Jahr 2002 entschied sich die Inhaberin des Sommerkellers, Helene Sedlmayr-Müller, die Tante der Brauereibesitzerin Martina Sedlmayr, die an der Hasenheide gelegene Traditionsgaststätte an die Betreiber eines Swingerclubs zu verpachten. Damit waren auch die seinerzeit von Martina Sedlmayr geäußerten Pläne dahin, den Umgriff des Sommerkellers in ein Naherholungsgebiet umzuwandeln. Im Dezember 2013 rückte die Brucker Feuerwehr schon einmal in der "Burg Ibiza" an. Damals war es ein Fehlalarm. ecs

Beamte der Polizei untersuchen einen großen Haufen blauer und hellblauer, teilweise verkohlter Handtücher, die die Feuerwehrmänner am Morgen aus der Waschküche ins Freie befördert hatten. Über die Brandursache könne man noch nichts sagen, sagt ein Beamter. Die Kripo übernimmt den Fall. Am Nachmittag erklärte ein Sprecher der Polizei, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Es gebe aber keine Hinweise auf eine vorsätzliche oder fahrlässige Brandlegung.

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