Fürstenfeldbruck:Feste Stelle für jeden dritten Ein-Euro-Jobber

Die Brucker Arge-Geschäftsführerin Hufnagl weist die Kritik des Bundesrechnungsfhofs an Ein-Euro-Jobs zurück: Sie hat gute Erfahrungen mit dem Programm gemacht.

Petra Fröschl

Die Arbeitsgemeinschaft Grundsicherung für Arbeitssuchende (Arge) in Fürstenfeldbruck weist die jüngste Kritik des Bundesrechnungshofes an Ein-Euro-Jobs für Langzeitarbeitslose zurück. "Das ist eine sinnvolle Maßnahme, die Vergabe wird streng geprüft", verteidigt Geschäftsführerin Carolin Hufnagl das seit den Hartz-Reformen 2005 geltende System. Auch der Sozialdienst Germering hat mit Ein-Euro-Jobbern gute Erfahrungen gemacht. Für Garten- und Landschaftsbaubetriebe können sie aber zur Konkurrenz werden.

Laut Hufnagl gibt es im Landkreis derzeit 85 Ein-Euro-Jobs in verschiedenen Bereichen, von denen jedoch nur 70 besetzt sind. Etwa 40 befänden sich in Einrichtungen, die jeweils nur einen Arbeitslosen beschäftigen, etwa in Bauhöfen oder im Olchinger Vogelpark. Hinzu kämen 45 Ein-Euro-Jobs in Großprojekten wie der Münchner Toys Company von Dekra, wo Langzeitsarbeitslose altes Spielzeug sammeln und reparieren.

Dass Ein-Euro-Jobber, wie vom Bundesrechnungshof gerügt, wahllos in Tätigkeiten gesteckt und dabei nicht begleitet würden, dementiert Hufnagl: Im Bereich der Brucker Arge sei immer ein "sozialpädagogischer Block" dabei, in dem der Klient betreut werde. Es werde zudem sehr darauf geachtet, dass die Tätigkeit zum Bewerber passe. So sei zu erklären, dass nicht alle Jobs besetzt sind, obwohl es genügend Kandidaten geben würde.

Zielgruppe für Ein-Euro-Jobs sind laut Hufnagl in erster Linie Menschen, die schon länger als ein Jahr arbeitslos sind und bei denen es Vermittlungshemmnisse, wie gesundheitliche Einschränkungen oder eine schwierige familiäre Situation, gibt. Mit einer Wiedereingliederungsquote in den Arbeitsmarkt von 30 Prozent stehe man in Bruck sehr gut da - zumal einige Stellen anfangs nur das Ziel hätten, Langzeitarbeitslose sozial wieder zu stabilisieren.

Dass einige Firmen Ein-Euro-Jobber einstellen, um reguläre Stellen einzusparen, kann sich Hufnagl für ihren Bereich nicht vorstellen. "Der Betrieb muss uns garantieren, dass dadurch keine versicherungspflichtigen Arbeitsplätze wegfallen", betont sie. Ein-Euro-Jobs seien ein Angebot an Kommunen oder Wohlfahrtsverbände, diese hätten aber keinen Anspruch darauf.

Sonja Thiele vom Sozialdienst Germering, Gabriele Pietsch von der Germeringer Stadtverwaltung und Tobias Knie vom Landratsamt, die alle Ein-Euro-Jobber beschäftigen, bestätigen, dass diese Stellen zusätzlich geschaffen wurden und kein Ersatz für reguläre Jobs sind. Beim Sozialdienst etwa kommen immer wieder vereinzelt Ein-Euro-Kräfte unter. Einige hat Thiele übernommen, "doch freilich ist nicht jeder geeignet", meint sie. Wolle sie einen Kandidaten behalten, stimmt sich Thiele eng mit der Arge ab, damit der Betroffene eventuell noch eine Qualifizierungsmaßnahme absolvieren kann.

Die Sozialdienst-Chefin hat mit diesem System gute Erfahrungen gemacht, denn gerade im Pflegebereich herrsche großer Fachkräftemangel. Bei der Stadt Germering sind momentan drei Ein-Euro-Jobber beschäftigt, die beispielsweise Hausmeister an den Schulen unterstützen, das Landratsamt hat zwei Langzeitarbeitslose an Wertstoffhöfen untergebracht.

Auch Michael Rosenheimer von der IHK hält Ein-Euro-Jobs für einen Weg, um Leute wieder in Arbeit zu bringen. Es müssten aber Tätigkeiten sein, "die den örtlichen Unternehmen nicht die Butter vom Brot nehmen". Denn gerade im Landschafts- und Gartenbau kommt es seit 2005 offenbar häufig vor, dass Gemeinden Gartenpflegearbeiten wie Heckenschneiden aus Kostengründen lieber von Ein-Euro-Kräften machen lassen, als den Auftrag an ein örtliches Unternehmen zu vergeben.

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