Zu strenge Auflagen:Faschingstreiben abgesagt

Bruck: Faschingszug

2012 fand der bislang letzte Faschingszug in Fürstenfeldbruck, damals im Zentrum, statt. Die Faschingsfreunde wollten nun, fünf Jahre später, wieder ein Faschingstreiben organisieren, diesmal auf dem Geschwister-Scholl-Platz, kapitulierten aber vor den immer umfangreicher werdenden Auflagen.

(Foto: Johannes Simon)

Den Veranstaltern sind die Auflagen der Stadt Fürstenfeldbruck zu streng. Diese sehen vor, den Geschwister-Scholl-Platz gegen Angriffe mit Lastwagen zu sichern und vier Wachleute zu engagieren

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Faschingsfreunde haben das für den 18. Februar angesetzte Faschingstreiben nahe dem Bahnhof Buchenau abgesagt. Als Grund nennen sie die strengen Auflagen der Stadt. Vor allem die Umsetzung des Sicherheitskonzepts, das die durchbruchssichere Absperrung des Geschwister-Scholl-Platzes sowie das Engagement von vier privaten Sicherheitsleuten vorsieht, könne sich der Verein nicht leisten, sagte Vorsitzender Jürgen Völkl am Freitag. Das Faschingstreiben der Heimatgilde am Rosenmontag an gleicher Stelle hingegen soll stattfinden.

"Fürchterlich schade" findet Völkl das alles, war doch vor allem er es, der sich nach dem stillen Entschlummern des Brucker Faschingszugs 2013 für eine Alternative eingesetzt hatte. Deshalb wurde die Idee mit "Bruck narrisch" geboren, eine Feier mit Musik und Auftritten mehrerer Showgarden aus der Region. Am Donnerstag wurde ihm im Gespräch im Rathaus mit Vertretern von Stadt, Jugendamt und Polizei dann aber klar, wie aufwendig das wäre. Das Konzept verpflichtet den Veranstalter nicht nur auf das gewohnte Aufstellen von mobilen Toilettenanlagen, sondern mit Blick auf die Terroranschlägen in den zurückliegenden Monaten auf zusätzliche Maßnahmen: Die Zugänge müssen so abgesperrt werden, dass auch Lastwagen nicht auf den Platz fahren können. Dafür bedarf es Beton-Elementen oder quer gestellter Lastwagen. Die hydraulisch versenkbaren Poller an der AEZ-Seite funktionieren zurzeit nicht, deshalb ist es mit der Absicherung der nördlichen Zufahrt nicht getan. Alles in allem schätzt Völkl die Kosten des Faschingstreibens inklusive Bühne und Gema-Gebühren auf 3500 Euro. Die Stadt habe deutlich gemacht, dass sie sich daran nicht beteiligen will, und mit dem Verkauf von Krapfen und Glühwein sei das auch nicht zu finanzieren. Er habe schon Verständnis für Sicherheitsmaßnahmen, räumt Völkl ein. Gleichwohl gibt es bei den Faschingsfreunden auch Stimmen, die das alles für etwas überzogen halten. Ein Lastwagen komme in der Buchenau nur sehr langsam um die engen Ecken, heißt es. Und Bruck sei mit einer letztlich recht überschaubaren Veranstaltung wohl kaum im Visier von Terroristen. Michael Fischer, stellvertretender Brucker Polizeichef, sieht das anders. Nach den Terroranschlägen in Berlin, Würzburg und Ansbach könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, warnt er. Zudem empfiehlt das Polizeipräsidium für Veranstaltungen mit möglicherweise mehr als tausend Besuchern ausdrücklich ein Sicherheitskonzept.

Fischer: "Gerade die Besucher haben einen Anspruch darauf", auch wenn die Kosten für den Veranstalter dadurch steigen. Allein die Präsenz von Sicherheitsleuten und das Bewusstsein, dass im Notfall professionelle Kräfte vor Ort sind, sei für die Gäste von Freiluftfesten schon beruhigend - und für potenzielle Straftäter abschreckend. "Auch wenn zum Beispiel auf dem Altstadtfest ein herrenloser Rucksack steht, dann nimmt man das ernster als früher." Für alle großen Veranstaltungen in der Stadt werde ein passgenaues Konzept erstellt. "Alles andere wäre fahrlässig". Mancher Veranstalter verkenne die Notwendigkeit und gebe sich noch "dem Dornröschenschlaf" hin.

Die Faschingsfreunde wollen künftig nicht generell auf Veranstaltungen verzichten. "Aber wie und wo, das muss man sich halt jetzt sehr gut überlegen", sagt Völkl. Ähnlich sieht das die Brucker Heimatgilde, die an Veranstaltungen wie Sommernachtsfest und Weinfest festhalten will. Sie will auch im Fasching auf Kurs bleiben und ihre eigene Veranstaltung am Rosenmontag auf dem Geschwister-Scholl-Platz nicht absagen. "Wir ziehen das durch", so Gildemeister Daniel Brando. Die Zugänge zu dem Platz sollen mit zwei Dreieinhalbtonnern der Sprinter-Klasse blockiert werden. Auch die Heimatgilde muss vier Sicherheitsleute stellen. "Da müssen wir investieren", so Brando. Aber man sei bereit, erst mal draufzuzahlen, um auf diese Weise "ein Kulturerlebnis anzuschieben".

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