Fürstenfeldbruck:Fahrlehrer dringend gesucht

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Die Fahrschulen im Landkreis haben Schwierigkeiten, genügend Mitarbeiter zu finden. Schuld sind die teure Ausbildung, die wenig attraktiven Arbeitszeiten und der geringe Verdienst

Von Monika Kalisch, Fürstenfeldbruck

Die Fahrschulen im Landkreis haben ein Problem: Fahrlehrermangel. Dadurch, dass die Ausbildung teuer ist und die Arbeitszeiten - bis zum späten Abend und am Wochenende - wenig attraktiv sind, gibt es kaum neue Anwärter für den Job. Erschwerend kommt hinzu, dass das hiesige Ausbildungszentrum Militärkraftfahrlehrer der Bundeswehr nun aus dem Fliegerhorst abgezogen wurde. Die dort stationierten Bundeswehrfahrlehrer fallen damit auch als Aushilfen weg.

Grundvoraussetzungen für die Ergreifung des Berufs sind eine abgeschlossene Berufsausbildung oder die Hochschulreife, ein Alter von mindestens 22 Jahren und der Besitz der Führerscheinklassen für Motorrad, Pkw und Lkw. In der Ausbildung besucht man zuerst ein knappes halbes Jahr eine kostenpflichtige Ganztagsschule, dann absolviert man ein Praktikum. Alles in allem belaufen sich die Ausgaben auf etwa 10 000 Euro.

Der Besitzer der Fahrschule Freeway, Mike Günther, bestätigt, dass auch er nach Fahrlehrern Ausschau hält. "Nach längerer Suche konnten wir vor etwa einem Monat einen neuen Lehrer einstellen." Ein Fahrlehrer schafft in einem Monat ungefähr sechs Fahrschüler, hinzu kommt der Jahresurlaub, der sich auf circa einen Monat beläuft. "Wir haben zu viele Fahrschüler und zu wenige Lehrer. Wir suchen also noch weiter nach mindestens einem Vollzeitangestellten", sagt Günther. Der Beruf des Fahrlehrers wird von Männern dominiert, die Frauenquote liegt nur bei etwa sechs Prozent. Der Freeway-Inhaber aber findet, der Job sei eigentlich recht attraktiv für Frauen. "Man verdient dasselbe wie Männer und außerdem kann man sich seine Arbeitszeit relativ frei einteilen." In Axel Lämmles gleichnamiger Fahrschule arbeiten sie nur zu zweit. Seinen Kollegen fand er vor eineinhalb Jahren. "Gerne hätten wir noch mehr Unterstützung, das passende Angebot ist aber viel zu gering", beklagt er. Für ihn ist bei der Auswahl der Fahrlehrer das Empathievermögen wichtig. "Ein Fahrlehrer muss sich gut einfühlen können, geduldig und ein guter Lehrer sein", zählt Lämmle auf.

"Von Region zu Region ist der Fahrlehrermangel unterschiedlich", an manchen Orten Deutschlands würden Fahrlehrer sogar Arbeit suchen, erklärt Claudia Carmesin von der Fahrschule Carmesin. In Ballungszentren wie im Großraum München ist es aber schwer, gut ausgebildete Fahrlehrer zu finden. Deshalb gibt es nur bei überregionaler Suche Aussicht auf Erfolg. Jedoch scheiterten auch diese Bemühungen: "Wir haben über ein Jahr gesucht, uns an Ausbildungsstätten in München gewandt, aber wir haben keine Rückmeldung erhalten. Dann haben wir deutschlandweit Anzeigen geschaltet, wieder ohne Erfolg", sagt Carmesin. Im Winter habe dann das Arbeitsamt geholfen.

"Das Fahrschulgeschäft ist saisonal", erklärt Fred Herrmann, Kreisvorsitzender des Fahrlehrerverbands. Oft stellen Fahrschulen über den Winter Fahrlehrer aus. Herrmann findet, das Arbeitsamt müsste die Ausbildung zum Fahrlehrer mehr unterstützen. Früher habe es teils die Führerscheine und die Schule finanziert, das gibt es inzwischen nicht mehr.

Ein weiteres Problem ist der fehlende Nachwuchs. Die Fahrlehrer sind im Schnitt 50 Jahre alt, ohne jüngere Nachfolger werden die Fahrlehrer immer weniger. Junge Leute haben oft nicht das Geld für die teure Ausbildung und die Verdienstaussichten mit rund 2000 Euro Nettoeinkommen sind nicht gerade verlockend. Man kann zwar für die Ausbildung BAföG beantragen, aber nur, wenn man die Unterstützung nichts bereits vorab erhalten hat. Von vielen Schülern hört Carmesin zudem, dass sie den Job als zubeschwerlich empfinden.

Im Gegensatz zu den Fahrlehrern gibt Walter Weißmann, Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Fahrlehrer (LBF), an, die Behauptung über den Fahrlehrermangel sei schlichtweg falsch. In seinen Augen liegt das Problem nicht an der Quantität, sondern an der Qualität der Fahrlehrer und daran, dass die Fahrschulen zu hohe Ansprüche hätten. "Die Ausbildung wurde in den letzten Jahren einfach nicht gut genug verbessert", merkt Weißmann an. Zwar nahm sich die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vor, die Fahrausbildung und besonders die Qualität der pädagogischen Ausbildung für Fahrlehrer zu optimieren. Allerdings sei von dieser Seite noch nicht viel gekommen.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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