Fürstenfeldbruck:Sammelsurium an Besonderheiten

Fürstenfeldbruck: Ausstell- und Verkaufsfläche für Kreative: Nadine Leder in ihrem Geschäft Fach 4 in Fürstenfeldbruck.

Ausstell- und Verkaufsfläche für Kreative: Nadine Leder in ihrem Geschäft Fach 4 in Fürstenfeldbruck.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Halsketten, Traumfänger, Naturkosmetik: Das Fürstenfeldbrucker Geschäft Fach 4 hat ein vielfältiges Sortiment. Die Artikel werden sämtlich in Handarbeit gefertigt.

Von Clara Dünkler, Fürstenfeldbruck

Wer das Geschäft Fach 4 in Fürstenfeldbruck betritt, wird von einer überwältigenden Vielfalt begrüßt. Hier reiht sich so manches aneinander: geschliffene Haselnusshälften an Halsketten, Traumfänger aus Treibholz mit Glassteinchen, Naturkosmetik für Hund und Mensch, Getöpfertes in Pastell, Wollsöckchen für jede Fußgröße, filigrane Vogelzeichnungen im handlichen Postkartenformat, Salz der Sorte Himbeere und Rosmarin und Ohrringe, an denen echte Bienenwaben baumeln.

So unterschiedlich das Sortiment auch ist, eine Gemeinsamkeit gibt es doch. Alles sei von Künstlerinnen und Künstlern selbst hergestellt, berichtet Inhaberin Nadine Leder. "Dadurch haben wir nur Unikate." Das Konzept von Fach 4 sieht vor, dass Kreative für ihre Produkte eine Ausstellfläche anmieten können. Und das findet großen Zuspruch. Mittlerweile bietet der Laden Raum für über 90 Austellerinnen und Austeller, von denen der Großteil aus der Region kommt.

Das Fach 4 gibt es bereits seit sechs Jahren. Gegründet wurde es 2016 von Christine Rabis. Zunächst war Leder selbst nur als Ausstellerin vertreten, vor zwei Jahren stieg sie dann ins Geschäft mit ein. Seit Beginn 2023 hat Leder das Fach 4 nun als alleinige Inhaberin übernommen. Das sei ihr Herzensprojekt. "Das schwierigste ist, nicht alles selbst zu kaufen", lacht sie. Die Künstler und Künstlerinnen kenne sie persönlich, sie wisse genau, wo und wie die Dinge produziert werden, und könne zu jedem Gegenstand etwas erzählen.

Fürstenfeldbruck: Schmuckstücke mit Bienenwaben und Pilzen finden sich in dem Geschäft in Fürstenfeldbruck.

Schmuckstücke mit Bienenwaben und Pilzen finden sich in dem Geschäft in Fürstenfeldbruck.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Blickt man sich in dem Sammelsurium an Besonderheiten um, ist das eine beachtliche Leistung. "Die Leute wollen keine Massenware, und hier wird nichts industriell gefertigt", betont Leder. Die kleinste mietbare Fläche sind die 40 mal 40 Zentimeter großen Fächer, die überall im Laden verteilt sind. Beachtet man das und weiß zusätzlich noch, dass man sich in der Hausnummer vier befindet, erklärt sich schließlich auch der Name des Geschäfts.

Fach 4 sei wie eine Familie, sagt Leder. Ein Ort an dem sich die Künstler und Künstlerinnen auch untereinander begegnen. So sind schon Kooperationen entstanden. Die Treibholzkünstlerin arbeitet dann mit der Künstlerin, die Lampenschirme bemalt, zusammen. Die so entstandene Raumbeleuchtung ist einmalig. Es sei aber auch eine beachtliche, organisatorische Herausforderung, auf alle Bedürfnisse der Ausstellenden einzugehen. Man brauche Liebe zum Detail und viel Geduld, schmunzelt Leder wissend.

Stöbern durchs Sortiment

"So ein Ort ist eine Bereicherung", begeistert sich Sibylle Hepp. Die bei Starnberg wohnende Kundin ist erfüllt von dem Konzept des Geschäfts. Es sei traumhaft hier. Hepp ist selbst handarbeitsaffin. Meistens stöbere sie einfach so durch das Sortiment, doch an diesem Tag ist sie mit einem Plan gekommen. Zielstrebig steuert sie das Häkelobst an und legt die farbigen Früchte in einen kleinen Korb. Sie häkle an einer Torte für ihre Schwester. Am Kuchenboden sei sie gerade dran, doch die Verzierung wolle sie nicht auch noch selbst machen.

Für ihr Vorhaben eignen sich die kugelförmigen Häkeleien perfekt. Doch es zeigt sich, dass selbst ein zielstrebiger Einkauf niemanden vor einem Überraschungsfund feit. Die Früchte liegen schon zum Bezahlen bereit auf dem Tresen, da entdeckt Hepp ein weiteres Schmuckstück. Die Lampe mit dem Rotkehlchenschirm hat es ihr angetan. "Da bin ich jetzt einfach mal spontan", sagt sie und kauft sie kurzerhand.

Fürstenfeldbruck: Spontankauf: Die Lampe mit dem Rotkehlchenschirm findet eine Käuferin.

Spontankauf: Die Lampe mit dem Rotkehlchenschirm findet eine Käuferin.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Leder berichtet, dass sie seit vergangenem November die Tendenz feststelle, dass Kunden und Kundinnen nicht nur Geschenke für andere suchten, sondern vor allem auch Dinge für sich selbst. Immer mehr hätten das Bedürfnis, sich etwas zu gönnen. Und in ihrem Laden finden die Menschen Unikate, die es nirgendwo anders zu kaufen gebe. Außerdem könne sie durch den direkten Kontakt zu den Herstellenden auch auf spezielle Kundenwünsche eingehen. So sei eine Kundin an diesem Tag auf der Suche nach geflochtenen Hausschuhen gewesen. Zwar hat sie diese nicht im Sortiment, doch Leder hat die Anfrage gleich an eine Künstlerin weitergeleitet. Leder kennt die Künstlerinnen und Künstler gut und weiß, wer für den Sonderauftrag geeignet ist.

Hobby als Beruf

"Handgemachte Unikate, dafür steht und lebt der Laden. Fach 4 gibt einem die Möglichkeit, seine Produkte zu verkaufen, auch wenn man selbst nicht die Möglichkeit hat, einen eigenen Laden zu haben," erklärt Sandra Wiedemann. Vor vier Jahren hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Ihr Bürojob sei nichts mehr für sie gewesen. Jetzt stellt Wiedemann Schmuckstücke her. Aufwendig taucht sie winzige Pilze, Blütenkelche und Bienenwaben in Epoxidharz und verarbeitet sie zu Ringen, Ohrringen und Ketten. Die Blumen wachsen in ihrem Garten, auch die Waben und Schwammerl sind echt. Gelernt hat Wiedemann das Handwerk von ihrem Großvater. Der ist Schmuckdesigner gewesen, und schon früh hat er seiner Enkelin dieses Kunsthandwerk beigebracht. Ab Februar wird Wiedemann eine weitere Funktion im Fach 4 übernehmen und Leder zweimal die Woche im Verkauf unterstützen.

Wiedemann ist als hauptberuflich Kunstschaffende jedoch die Ausnahme. Die meisten der Ausstellenden machten das eher nebenberuflich, erläutert Leder. Man brauche mehrere Standbeine, weiß auch Wiedemann. Eine andere Ausstellerin erzählt, dass sie ihre Nähereien seit vergangenem November im Laden ausstelle. Auch wenn sie das nur als Hobby mache, bringe es ihr viel Freude, auch Menschen, die nicht zum näheren Freundes- und Familienkreis gehörend, mit ihren Nähereien zu beglücken. Der Renner sei ein mit Dinkel gefülltes Nackenkissen. Das kann in der Mikrowelle einfach aufgewärmt und dann um den verspannten Hals gelegt werden. "Mein Mann und ich streiten uns immer schon darum."

Fürstenfeldbruck: Ein Fach für die Tierfreunde: Was dort steht, kann gegen eine Spende erworben werden.

Ein Fach für die Tierfreunde: Was dort steht, kann gegen eine Spende erworben werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Außerdem sei es großartig, dass es immer wieder Aktionen gebe, an denen man gemeinsam mit teilnehmen könne. So ist Fach 4 etwa auf dem Christkindlmarkt vertreten gewesen, das Altstadtfest in Bruck habe man auch besucht und bei dem Genuss- und Kunsthandwerksmarkt "Ketten, Kunst, Kaviar" gab es auch einen Stand.

Zudem gibt es zwei Fächer, die Fach 4 den Tierfreunden Brucker Land kostenlos zur Verfügung stellt. Die hier präsentierten Gegenstände können gegen Spende erworben werden. Das so verdiente Geld wird an die Organisation weitergeleitet. Zusätzlich gibt es einen Aushang im Schaufenster mit den aktuell zu vermittelnden Tieren.

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