Fürstenfeldbruck:Erster Schritt zur Online-Bibliothek

Neuer Service: Nutzer der großen Büchereien sollen digitale Medien wie E-Books oder Videos künftig daheim am PC herunterladen können.

Gerhard Eisenkolb

Die Leiterin der Fürstenfeldbrucker Stadtbibliothek in der Aumühle, Diana Rupprecht, bereitet den Einstieg in den Online-Verleih von digitalen Medien vor. Im Verbund mit anderen größeren Bibliotheken im Landkreis sollen bereits im nächsten Jahr Nutzer Hörbücher, E-Books, E-Papers, Musik oder Videos aus deren Bestand daheim auf ihren PC herunterladen können. Für dieses Projekt hat der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates am Dienstagabend das Budget der Aumühle um 6000 Euro aufgestockt.

Beteiligen sich sieben weitere Büchereien in der Region, gilt dieser Betrag als ausreichend, um zumindest mit dem Projekt starten zu können. Zudem wird mit einem Zuschuss in Höhe von 30 bis 40 Prozent der Gesamtkosten vom Freistaat gerechnet. Laut Rupprecht gilt eine Beteiligung der gemeindlichen Bibliothek in Eichenau als relativ sicher. Dort war das Vorhaben vor einigen Tagen dem Gemeinderat vorgestellt und für gut befunden worden. Beschlüsse wurden in Eichenau aber noch keine gefasst.

Interessiert sind laut Rupprecht zudem die Einrichtungen der Städte Germering und Puchheim sowie der Gemeinden Gröbenzell, Neubiburg, Unter- und Oberhaching. Ende Oktober wollen sich Vertreter der acht Bibliotheken treffen und die Gründung des Verbunds besprechen.

Die als "Onleihe" bezeichnete digitale Nutzung des Bibliotheksbestands soll im Prinzip wie die Ausleihe eines Buches funktionieren. Statt sich ein gedrucktes Buch am Bibliotheksschalter abzuholen, lädt sich der Leser die digitale Fassung auf seinen PC herunter. Dazu muss er Nutzer der Bücherei sein und diese muss wiederum für das elektronisch ausgeliehene Werk über eine Medienlizenz verfügen.

Allerdings kann das digitalisierte Buch nur einmal heruntergeladen werden. Während der Ausleihzeit steht es weiteren Interessenten also nicht mehr zur Verfügung. Erst wenn mit Ablauf der Frist eine Löschautomatik gestartet wird, kann ein anderer Nutzer das Buch herunterladen. Für Rupprecht ist das die "Verbindung von moderner Technologie mit dem tradierten Bibliotheksprinzip des Verleihens".

Zum Erwerb von Lizenzen steht der Stadtbibliothek im kommenden Jahr ein Betrag von 4250 Euro zur Verfügung. Dafür können etwa 150 bis 200 digitalisierte Medien erworben werden. Der Betrag zum Kauf klassischer Medien ist um ein Vielfaches höher. Rupprecht kann hierfür 2012 genau über 71 000 Euro verfügen. Die Ergänzung des Bestandes um digitale Inhalte gilt als konsequente und kundenorientierte Fortführung der Funktion von öffentlichen Bibliotheken. Deren Aufgabe besteht darin, jedermann einen den Zugang zu Informationen vorzuhalten.

Die sogenannte "Onleihe" gilt als notwendige Reaktion auf die veränderte Mediennutzung. Zusätzliche Gebühren werden für die digitale Nutzung nicht verlangt, der Bestand soll allerdings kontinuierlich ausgebaut werden, ohne dass es zu Abstrichen beim sonstigen Budget kommt. Da die digitale Ausleihe per Mausklick vollautomatisch abläuft, hält Rupprecht zusätzliches Personal für verzichtbar. Lediglich die Beratung der Nutzer und die Auswahl des Bestands sei mit einem geringen Mehraufwand verbunden.

Vertreter öffentlicher Bibliotheken hoffen, mit der digitalen Ausleihe, eine neue Zielgruppe, vor allem jüngere Leser, zu erreichen. Als weitere Vorteile gelten eine Erhöhung der Reichweite und der Zugänglichkeit des Bibliotheksangebots und eine Imageverbesserung. Zudem verschleißen online gelesene Medien nicht. Vorteile für den Bibliotheksnutzer sind Öffnungszeiten rund um die Uhr und eine bessere Zugänglichkeit für Behinderte und Senioren. Zudem erübrigen sich wegen der Löschautomatik Versäumnisgebühren, ein E-Book muss ja nicht mehr zurückgegeben werden.

Zusammenarbeiten wollen die Bibliotheken mit der Firma "Divibib", die die Technolgie zur Verfügung stellt, den Service anbietet und mit den Verlagen über die Lizenzen verhandelt.

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