Fürstenfeldbruck:Erste Annäherungsversuche

Feld am Krebsenbach

Das geplante Wohngebiet am Krebsenbach ist bei den Nachbarn höchst umstritten.

(Foto: Günther Reger)

Die Bürgerinitiative Krebsenbach und Vertreter der Stadt Fürstenfeldbruck suchen das Gespräch. Danach bleiben die Gegner der geplanten Bebauung zwar weiter bei ihrer Meinung, sind aber gegenüber weiteren Verhandlungen recht aufgeschlossen

Von Franziska Stadlmayer, Fürstenfeldbruck

Die Bürgerinitiative Krebsenbach zeigt sich nach einem ersten Gespräch mit Vertretern der Stadt zufrieden. Das Gespräch sei "sehr konstruktiv verlaufen", sagt Jochen Heinemann, Sprecher der Initiative. Es sei wichtig, auch im Gespräch mit den Vertretern der Stadt zu verdeutlichen, dass die Initiative sich nicht grundsätzlich gegen die Bebauung des vier Hektar großen Gebiets an der östlichen Veilchenstraße stelle, denn "dass der Acker mal bebaut wird, war uns allen klar". Vielmehr bereiten die Zahl von 210 Wohneinheiten sowie die damit einhergehende massive Geschossbebauung nach dem sogenannten Konzept "Höfe" den Anwohnern Sorgen.

"Durch das Schulzentrum am Tulpenfeld haben wir hier bereits eine starke Verkehrsbelastung", erklärt Heinemann. Schon jetzt fehle es an einer Lösung, der großen Zahl an Schülern auf Fahrrädern, die in Richtung des etwas hundert Meter entfernten Schulzentrums am Tulpenfeld strömen, sowie dem zusätzlichen Autoverkehr Herr zu werden. Aus diesem Grund versuchte sich die Bürgerinitiative an einer Berechnung der zu erwartenden Zahl an weiteren Autos. Auf Grundlage der drei bereits bestehenden Wohnviertel, dem Wohnquartier direkt neben dem zu bebauenden Acker, dem Gebiet am Tulpenfeld und der sogenannten "Alten Siedlung" angrenzend ans Schulzentrum, kam die Initiative auf einen Bestand von gut 250 Autos. "Mit der maximalen Bebauung würden wir von 450 weiteren Pkw ausgehen", so Heinemann. Doch 700 Autos für ein Gebiet mit engen Zufahrtsstraßen und zusätzlich Hunderten an Schülern auf Fahrrädern, hält er für kritisch.

Eine Sorge, die die Vertreter der Initiative beim Gespräch dem Zweiten Bürgermeister Erich Raff, der Dritten Bürgermeisterin Karin Geißler und Stadtbaumeister Martin Kornacher vortrugen. "Die Drei teilen nicht überall unsere Meinung, haben aber höflich zugehört und sind an den Zahlen interessiert", freut sich Heinemann. Auch Kornacher lobt das erste Treffen als "friedlich und sehr konstruktiv". Die problematische Verkehrssituation sei auch ihm bewusst, eine einfache Lösung werde es hier aber nicht geben. Als Maßnahmen könne er sich eine Ampel an der Zufahrt zur Straße am Krebsenbach vorstellen, welche den Verkehrsfluss regeln soll. Auch eine Parkraumverknappung im öffentlichen Raum, um die Anreise im eigenen Pkw für die älteren Schüler unattraktiv zu gestalten, wäre denkbar. Karin Geißler setzt dagegen auf moderne Verkehrskonzepte, wie etwa Car-Sharing, sowie einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr durch eine neue Bushaltestelle. Ideen, die die Initiative für nicht ausreichend hält, denn "auch die nahe S-Bahn hindert die Leute bisher nicht daran, ihr eigenes Auto zu benutzen".

Für die etwa 500 neuen Anwohnern wäre eine zweite Zufahrtsstraße notwendig, damit nicht alle Autos an der Straße am Krebsenbach auf die Münchner Straße fahren. Die Möglichkeiten für eine solche zweite Zufahrtsstraße sind jedoch begrenzt, an der Emmeringer Straße gibt es zwei Stichstraßen, wovon die vordere als Einbahnstraße in die dem Acker angrenzende Siedlung führt, und die andere, etwas östlicher gelegen, sich laut Heinemann in Privatbesitz befindet. Auch eine Umfahrung über die Tulpenstraße wäre grundsätzlich denkbar, diese wird aber zu den Stoßzeiten sehr stark von den Schülern frequentiert. "Da fehlt mir allgemein noch etwas die Fantasie", erklärt Heinemann und nimmt die Initiative da nicht aus, denn "wir sehen uns da auch in der Verantwortung".

Die Stadt setzt nun auf ein in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten, dessen Ergebnis Ende 2017 im Stadtrat diskutiert werden soll. Ebenfalls bis Ende 2017 werden die Ergebnisse eines Wassergutachtens vorliegen, in dem unter anderem den Einfluss der Bebauung auf den hohen Grundwasserspiegel untersucht werde, so Kornacher.

Auch in anderen Punkten rückt die Stadt von den ursprünglichen, jedoch noch nicht endgültigen Plänen ab. Die bis zu vierstöckige, sogenannte, "Hofbebauung", soll, nach Informationen der Bürgerinitiative, nun eher dreistöckig werden. Auch die im Zuge der Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) angedachte Finanzierung einer Kindertagesstätte steht laut Kornacher wieder in Frage. Der Grund dafür sind Prognosen aus dem Rathaus, nach denen in diesem Stadtgebiet kein Bedarf an einer weiteren Kita bestehe.

Nach diesem ersten konstruktiven Gespräch will die Stadt nun gegen März wieder mit der Bürgervereinigung in Kontakt treten. Diese wird so lange nicht untätig sein: "Wir versuchen auf jeden Fall, mindestens 500 Unterschriften gegen die unverhältnismäßige Bebauung zu sammeln", erklärt Jochen Heinemann. Aktuell haben sich nach seinen Angaben bereits um die 260 Brucker in die Unterschriftenlisten gegen die Neubaupläne am Krebsenbach unterschrieben.

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