Fürstenfeldbruck:Erblasser bedenkt bedürftige Senioren

Bruck: KRANKENHAUS-Reportage - KLINIKUM

Unterstützung für die Palliativmedizin: Ein Viertel des Geldes, das die Sighart-Stiftung auszahlt, kommt der ambulanten und stationären Hilfe (auf dem Bild: die Palliativstation im Kreisklinikum) für Patienten mit großen Schmerzen zu Gute.

(Foto: Johannes Simon)

Stiftung des Fürstenfeldbrucker Ehepaars Joachim und Adolfine Sighart nimmt mit der Vergabe von Mitteln in Höhe von 60 000 Euro ihre Tätigkeit auf. Nutznießer des Nachlasses des Verlegers sind Einrichtungen, die Älteren helfen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Fürstenfeldbrucker Joachim und Adolfine Sighart-Stiftung ist am Montag bei einer Pressekonferenz im Landratsamt erstmals an die Öffentlichkeit getreten. Die beiden Stiftungsvorstände Winfried Frohwerk und Nikolaus Turner gaben bekannt, wohin die ersten Mittel aus dem Ertrag der neuen, mildtätigen Stiftung in Höhe von 60 000 Euro im Landkreis fließen. Nach dem Willen des Stifter-Ehepaars werden mit den Erlös aus der Anlage des Stifterkapitals hilfsbedürftige Senioren und sozial Schwache unterstützt. Joachim Sighart war jahrzehntelang Verleger des Fürstenfeldbrucker Tagblatts, das er bereits Jahrzehnte vor seinem Tod an den Münchner Merkur verkaufte.

Die Stiftung wurde nach dem Tod des Ehepaars als Erbin errichtet und mit deren Vermögen ausgestattet. Nachdem sich der Inhaber einer Druckerei aus dem aktiven Geschäftsleben zurückgezogen hatte und nur noch sein Vermögen verwaltete, lebten er und seine Frau sehr zurückgezogen in Fürstenfeldbruck. Joachim und Adolfine Sighart waren auch Gründungsmitglieder der Bürgerstiftung für den Landkreis. Landrat Thomas Karmasin lobte im Beisein von Vertretern der Einrichtungen, die bedacht wurden, das soziale Engagement der beiden Stifter. Turner sprach von einem "leuchtenden Beispiel", das Schule machen solle.

Gemäß dem Stifterwillen, Senioren zu unterstützen, fließt mit 15 000 Euro die größte Summe an die Palliativstation der Kreisklinik und an das ambulante Palliativteam Fürstenfeldbruck. Dieses will mit der Zuwendung, so Geschäftsführer Helmut Leonhardt, die häusliche Betreuung Schwerkranker in ihrer letzten Lebensphase ausbauen und Mitarbeiter schulen. Rolf Eissele, ärztliche Leiter der Palliativstation, möchte mit dem Geld unter anderem Basiskurse von Ärzten finanzieren, um so den Palliativgedanken in die Breite zu tragen. Zudem wies er darauf hin, dass die Palliativstation demnächst von sieben auf zehn Betten erweitert werde.

Die Seniorenhilfe "Sonnenstrahl", vertreten von der früheren Landratsstellvertreterin Gisela Schneid, erhält 10 000 Euro, um im Landkreis bedürftigen Betagten in Einzelfällen zu helfen. Schneid bezeichnete es als erschreckend, mit wie wenig Geld ältere Menschen oft zurecht kommen müssten. "Die Armut im Landkreis ist weiblich", sagte die Leiterin von Sonnenstrahl, die hervorhob, dass immerhin 80 Prozent der Anträge auf Unterstützung von Frauen kämen. Die Seniorenhilfe bedenkt beispielsweise Landkreisbewohner, die den Kauf eines Pflegebetts oder die Anschaffung einer neuer Brille nicht mit eigenen Mitteln bewerkstelligen können.

10 000 Euro sind für die Arbeit der Seniorenclubs im Landkreis vorgesehen. Mit dem Geld soll eine kostenfreie Teilnahme an Treffen der Klubs mit Kaffee und Kuchen ermöglicht werden, bei Bedarf können auch kleine Ausflüge oder ein Referent finanziert werden. Kathi Probst koordiniert im Landratsamt die Arbeit der Seniorenclubs. Sie appellierte an bedürftige Senioren und deren Angehörige, sich zu erkundigen, von welchen Stellen welche Hilfe gewährt werde. Das sei viel zu wenig bekannt.

Zu einem erfüllten Leben im Alter gehören nicht nur lebensnotwendige Dinge, sondern auch Lebensqualität, wie sie beispielsweise aus der Teilnahme am kulturellen Leben entsteht. Deshalb erhält die Bürgerstiftung einen Betrag von 2500 Euro, um damit Auftritte der Streicher der "Blue Strings" in Altenheimen zu finanzieren und damit junge, begabte Musiker in den Dienst für ältere Menschen zu stellen. Verbessern will die noch junge Stiftung auch die Vorsorge Älterer für den Krankheitsfall, die Pflegebedürftigkeit und den Tod. Wichtige Informationen zu diesen Themen enthält die vom Landratsamt herausgegebene Notfallmappe, die Seniorenberaterin Probst verteilt. Der Druck dieser Broschüre wird mit 5000 Euro gefördert.

Die geplante Ehrenamtsbörse des Landkreises und der Bürgerstiftung, die Gründung soll zu Jahreswechsel erfolgen, wird mit insgesamt 12 500 Euro bedacht. Weitere 3500 Euro erhält die Fürstenfeldbrucker Tafel zur Ausstattung der neuen Tafelräume an der Münchner Straße.

Der Vorstandsvorsitzende der Sighart-Stiftung, Winfried Frohwerk, war über Jahrzehnte Anlageberater der Erblasser. Er beteuerte, überzeugt zu sein, dass das "Geld eine sinnvolle Verwendung findet". "Geld zu verdienen ist schwer", meinte er, aber "Geld auszugeben ist noch schwerer". Die Frage, ob es sich in einer Niedrigzinsphase noch lohne, eine Stiftung zu gründen, bejahte er. Der Erblasser, ein "Vollblutaktionär", habe langfristig gedacht - und langfristige Geldanlagen lohnten sich durchaus. "Es wird immer etwas fließen", so Frohwerk. Sighart habe sich gut überlegte, was aus seinem Nachlass werden soll. Über vier Jahre zog sich die Diskussion mit seinem Anlageberater hin, bis seine Entscheidung fiel.

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