Fürstenfeldbruck:Eltern wollen Schulbus behalten

Bushaltestelle

200 Meter von der Schule entfernt ist die MVV-Haltestelle der Buslinie 840 in der Theodor-Heuss-Straße.

(Foto: Günther Reger)

Die Stadt möchte, dass die Grundschüler aus der Buchenau künftig mit dem Linienbus fahren. Das bringt Mütter und Väter auf die Palme. Sie fürchten um die Sicherheit ihrer Kinder

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Eltern im Stadtteil Buchenau in Fürstenfeldbruck gehen auf die Barrikaden, weil die Kommune die Schulbusse für ihre Kinder einsparen will. Der Nachwuchs soll vom nächsten Schuljahr an mit dem regulären MVV-Bus in die Schule Nord fahren, meinen die Stadträte. Die Eltern finden das unmöglich, weil der Linienbus morgens überfüllt ist. "Ich lasse mein Kind nicht durch die halbe Stadt fahren, da habe ich Angst", sagte Elisabeth Striewe der SZ.

Es ist wie ein Dejàvu-Erlebnis. Im Frühjahr 2014 wollte der Stadtrat den Schulbus schon einmal streichen. Es hagelte Proteste, über 550 Bürger beteiligten sich an einer Unterschriftensammlung. Kurz vor der Kommunalwahl zeigten sich die Stadträte am Ende nachgiebig. Jetzt unternahm der Umwelt- und Verkehrsausschuss einen zweiten Anlauf: Einstimmig beschloss das Gremium, den Vertrag mit dem Busunternehmen zu kündigen. Seitdem stehe das Telefon im Rathaus nicht mehr still, erzählte Karin Geißler (Grüne), die als dritte Bürgermeister derzeit regiert. Beim "Stadtratsch", einer Sprechstunde im Bürgerpavillon im Brucker Westen, mussten sich kürzlich zwei Stadträte den verärgerten Eltern stellen.

Die Schulbusse, die die Stadt aus eigener Tasche bezahlt, gibt es seit vielen Jahren. Sie transportieren Grundschüler aus Aich, Puch und der Buchenau in die Grundschule Nord und die Philipp-Weiß-Schule. Als an der Grundschule Mitte am Niederbronner Platz ein Ganztagszweig eingeführt wurde, lockte die Kommune die Eltern mit dem Angebot eines weiteren Schulbusses. Der sammelt 20 Kinder in der ganzen Stadt ein.

Diese Linie wird aus mehreren Gründen und ohne Widerspruch eingestellt: Der Ganztagszweig wird gut angenommen und braucht keine Zuckerl mehr, dabei hat der Transport mit dem Schulbus nicht recht funktioniert. Mal kam der Bus morgens zu spät, mal fiel der Bus am Mittag einfach aus, manchmal musste der Unterricht früher enden, damit die Kinder den Bus noch erreichten. Die Schulleitung bat die Stadt, diese Verbindung zu streichen. Künftig benutzen die Kinder die MVV-Busse. Zwar bezahlt die Kommune dafür die Tickets, spart aber unterm Strich pro Monat etwa über 800 Euro.

Die gleiche Kalkulation haben Kämmerei und Stadträte für die 54 Grundschüler aus der Buchenau angestellt: Selbst wenn man jedem Kind ein MVV-Ticket in die Hand drückt, würde die Stadt jeden Monat 2178,90 Euro sparen, wenn diese auf die Linie 840 umstiegen. Das jedoch lehnen die Eltern ab. Sie argumentieren, der Weg sei zu weit und zu gefährlich.

Der MVV-Bus sei am Morgen "proppenvoll" und halte unterwegs an acht verschiedenen Haltestellen, sagte Florian Richter, der Sprecher der Eltern, der SZ. Der Schulbus halte direkt vor dem Schulhaus, die Haltestelle des MVV dagegen ist 200 Meter entfernt. Die Kinder in der Grundschule seien zwischen fünf und zehn Jahre alt und könnten zu Beginn der ersten Klasse noch nicht oder nicht richtig lesen. Bei einem öffentlichen Bus hätten die Eltern keine Gewissheit mehr, ob die Kinder in der Schule oder zu Hause ankommen.

Sauer sind die Eltern auch, weil im Rathaus von einem Privileg die Rede ist. Dabei war der Schulbus Teil einer Abmachung, die vor vielen Jahren getroffen wurde. Damals war die Schule West so überfüllt, dass die Stadt die Eltern bekniete, eine Sprengeländerung zu akzeptieren. Seitdem nehmen die Kleinen aus der Buchenau im äußersten Westen den weiteren Weg in die Schule Nord in Kauf. Als Gegenleistung bekamen die Buchenauer den Schulbus.

"Es wäre sinnvoller, wenn die Sprengeländerung rückgängig gemacht würde", sagte Richter, dessen beide Söhne die Grundschule besuchen. Denn die Sprösslinge aus dem Westen besuchen erst gemeinsam den Kindergarten, dann aber verschiedene Schulen. "Freundschaften werden zerrissen, und die neuen Freunde wohnen in anderen Stadtteilen, so dass wir Eltern sie chauffieren müssen", sagte Striewe, die momentan ebenfalls zwei Kinder in den Norden schickt.

Die dritte Bürgermeisterin kann die Kritik nicht nachvollziehen. Geißler findet, dass Grundschüler durchaus mit dem Linienbus fahren können, der im Viertelstundentakt verkehrt. Am Anfang müssten die Eltern ihre Kinder begleiten und ihnen den Weg erklären. Die Bushaltestelle könnte man näher zur Schule hin verlegen, notfalls den Gehsteig verbreitern oder einen Schulweghelfer einsetzen. Dass der Linienbus am Morgen schon voll ist, räumt Geißler ein. Sie würde sich deshalb für einen Verstärkerbus einsetzen. Im Ausschuss wurde argumentiert, dass der Verstärkerbus einen Hybridantrieb hätte, also umweltfreundlicher wäre. "Genauso gut können sie ein Hybridfahrzeug als Schulbus einsetzen", entgegnet Richter.

Zugestehen muss die dritte Bürgermeisterin auch, dass die Rathausverwaltung die Schulleitung im Norden und die Eltern nicht vorher gefragt hat. Geißler will das nachholen. Anfang März soll es im Rathaus eine Besprechung mit Schulleitung, Elternbeirat und betroffenen Eltern geben. Die Buchenauer Eltern wollen jedenfalls weiter Druck machen. Sie werden in den Stadtrat gehen, wenn das Plenum am 15. März entscheidet. Für die Kinder aus Aich und Puch bleibt es beim eigenen Schulbus, weil es auf den Strecken keine Alternative gibt.

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