Tag der offenen Tür des Deutsch-türkischen Kulturzentrums in Bruck:Einladende Moschee

Drei Tage lang wird an der Zadarstraße gefeiert. Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und die gute Nachbarschaft herauszustreichen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ali Atalar ist niemand, der die Hände in den Schoß legen will. Der Vorsitzende des an der Zadarstraße ansässigen deutsch-türkischen Kulturzentrums (DTKZ) setzt auf Transparenz und Gastfreundschaft. Denn in Zeiten von Terrorgruppen wie Islamischer Staat oder Al Kaida haben es Muslime manchmal schwer. Sie müssen gegen Vorurteile ankämpfen und werden für etwas mitverantwortlich gemacht, für das sie nichts können. "Deswegen laden wir die Menschen zu uns ein und erzählen über uns", sagt Atalar am Sonntag. Nur wer sich kennt, kann sich auch schätzen lernen und erkennen, wo Sorgen unbegründet sind. Auch deshalb gibt es beim dreitägigen Familienfest zwölf Moscheeführungen und einen Vortrag mit dem Titel "Verstehen und verstanden werden". Und damit der auch von allen Gästen verstanden wird, ist er auf Deutsch.

Moschee FFB

Prunkvolles Ambiente: Der Gebetsraum der Mevlana-Moschee im Obergeschoss des Kulturzentrums.

(Foto: Günther Reger)

Etwa 170 Mitglieder zählt der Verein, der sich nicht als Konkurrenz sieht zum Türkisch-islamischen-Verein, der an der Augsburger Straße eine eigene Moschee bauen will. Man sieht sich eher als Ergänzung und spricht von friedlicher Koexistenz. Für die etwa 2700 Muslime, die nach Schätzung Atalars im Landkreis leben, sei es gut, mehrere Angebote zu haben. Eine Moschee gibt es auch in Germering.

Wenn Ali Atalar gefragt wird nach dem Verhältnis des Kulturzentrums zu den Brucker Nachbarn, dann reckt er nur den Daumen nach oben. Man kennt sich, da gebe es gar keine Probleme. Auch von der Stadtspitze fühlt er sich gut unterstützt - mit einer kleinen Einschränkung: die verschiedenen Angebote finanziere man fast vollständig aus Eigenmitteln, Zuschüsse gebe es kaum. Es sind Angebote wie jenes, das in den nächsten Wochen geplant ist. In Zusammenarbeit mit der Polizei sollen Jugendliche über die Gefahren von Drogen aufgeklärt werden.

Moschee FFB

Zwei Mädchen lernen in einer Ecke des großen Gebetsraums das Lesen der in arabischer Schrift verfassten Suren.

(Foto: Günther Reger)

Zum Tag der offenen Tür kamen von Freitagnachmittag bis Sonntagabend viele Hundert Gäste. Für sie gab es nicht nur türkische Spezialitäten sowie Tanz und Musik, sondern interessante Einblicke in das "Innenleben" einer Moschee. Jene an der Zadarstraße kommt ohne das in muslimischen Ländern übliche Minarett aus. Der Muezzin ruft hier von einer Nische des Obergeschosses aus zum Gebet in den prächtig geschmückten Saal, über dem sich eine mächtige Kuppel spannt. Der Mescit (Gebetsraum) ist in das farbige Licht der Glasfenster getaucht, von seiner Decke hängt ein gigantischer Kronleuchter. Habib Atalar, 24 Jahre alter Sohn des Kulturzentrum-Vorsitzenden, beantwortete einer Besuchergruppe am Sonntagvormittag alle Fragen rund um dieses Gebäude, das für die Muslime eine ähnliche Bedeutung hat wie für die Christen die Kirche. Sofern es ihnen möglich ist, kommen die Muslime nach der Waschung in dem mit Teppich ausgelegten Raum mindestens fünfmal am Tag zusammen. Die Frauen benutzen einen separaten, benachbarten Gebetsraum. Die genauen Zeiten ändern sich im Jahresablauf etwas und sind an einer digitalen Anzeigetafel ablesbar. Das Morgengebet sollte zurzeit zwischen 5 und 5.30 Uhr erfolgen. Die gläubigen Muslime blicken dabei Richtung Mekka. Wer nicht gemeinsam mit seinen Glaubensbrüdern beten kann, weil er beispielsweise arbeiten muss - Habib Atalar ist Busfahrer bei der MVG - der kann sich die korrekte Richtung auch per Handy-App anzeigen lassen. In der 2009 fertig gestellten Fürstenfeldbrucker Mevlana-Moschee blicken die Betenden durch die Fenster auf die Gebäude einer Reparaturwerkstatt für Lastwagen. Aber die prächtige Innenausstattung mit arabischen Schriftzügen und bunten Kacheln entschädigt für das etwas gewerbegebietsmäßige Umfeld. Vereinsmitglieder und Gäste wissen auch die Möglichkeit zu schätzen, sich in dem Gastraum im Erdgeschoss über ihren Alltag zu unterhalten. Ebenso wie bei den Christen geht es dann um Gott und die Welt, um kleine und große Sorgen und durchaus auch um das Verbindende des gemeinsamen Mutterlandes Türkei.

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