Fürstenfeldbruck:Einfühlsamer Klang

Orgelsommer Klosterkirche

Herausforderung: Der Musiker Stephen Tharp spielte erstmals auf der historischen Fux-Orgel, der in der tiefsten Oktave die Halbtöne fehlen.

(Foto: Günther Reger)

Organist Stephen Tharp aus New York begeistert seine Zuhörer in der Klosterkirche Fürstenfeld

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Die Organisten, die gewöhnlich in der Klosterkirche Fürstenfeld gastieren, kommen fast ausschließlich aus Europa. Da werden die Musikfreunde allein dadurch neugierig, wenn ein Organist angekündigt wird, der in New York und damit den USA beheimatet ist. Die sonntägliche Orgelmatinee jedenfalls war sehr gut besucht, als Stephen Tharp, dem ein geradezu legendärer Ruf als weltweit konzertierender Organist vorausgeht, erstmals als Künstler an der historischen Fux-Orgel zu hören war. Betrachtet man die Sache aus der Perspektive des Organisten, dann gehört eine gute Portion Mut dazu, ein Programm anzukündigen, das allein hinsichtlich der Realisierbarkeit auf dem Instrument überprüft und von der Registrierung her überlegt ist. Die Charakteristik der einzelnen Register in den unterschiedlichen Klangbereichen sowie die Entfaltung des Klangs im Kirchenraum können nur in ungefähren Näherungswerten vorausberechnet werden. Auf der Basis solcher Mutmaßungen komponierte Stephen Tharp auch eine Paraphrase über den gregorianischen Hymnus "Ut queant laxis", die bei dieser Orgelmatinee uraufgeführt wurde.

Mit der Fuge in C BuxWV 174 von Dietrich Buxtehude begann das Programm. Das spielerische Thema im Dreiermetrum offenbarte spätestens mit dem zweiten Themeneinsatz eine relativ komplexe rhythmische Struktur, die Stephen Tharp filigran umsetzte. Durch die konsequente Unterscheidung zwischen getrennten und gebundenen Tönen entstand eine Art luftige, geradezu "durchbrochene" Musik. Gegen Ende wurde der Satz allmählich homophoner und erfuhr dabei eine vorsichtige klangliche Weitung durch Hinzunahme weiterer Register. Johann Sebastian Bachs mehrteilige Pastorale in F-Dur BWV 590 folgte. In der Siciliana waren weiche Klangfarben der Flötenregister in einen schwingenden Dreiertakt eingebettet. Wie Himmelsmusik mutete die Allemanda an, die mit ihrer hohen und obertonreichen Klanglage dennoch ganz klar und licht geriet.

Die gregorianische Melodie zu den ersten Worten des Johannes-Hymnus "Ut queant laxis" bildete die Grundlage für Stephen Tharps "Paraphrase". Christoph Hauser sang den Hymnus zu Beginn der Orgelmatinee vor, doch wäre angesichts der zeitlichen Distanz bis zum Erklingen des Werks ein Vortrag unmittelbar davor noch hilfreicher gewesen. Der Hymnus durchzog gut hörbar das ganze Stück, und zwar in ganz verschiedenen Lagen. "Paraphrasiert" wurde der Cantus beispielsweise durch eine zweite Klangschicht, die in Korrespondenz mit ihm stand, sowie von rasch auf- und absteigenden Tonleiterpassagen. Gut ausbalancierte Pendelbewegungen stützten die exponierte Melodie ab, und gegen Ende wurden stehende Dissonanzen quasi nebeneinandergesetzt.

Stephen Tharp hat in dieser einen Orgelmatinee eine Vertrautheit mit der Fux-Orgel unter Beweis gestellt, wie sie manch anderer Organist auch nach mehreren Auftritten noch nicht erreicht hat. Dies dürfte nicht nur viel Erfahrung, sondern auch einer von hoher Musikalität getragenen Offenheit für das Instrument zuzuschreiben sein. Interpretatorisch profitierte Tharp von seinen Entscheidungen für eine schlanke Registrierung und ein damit schön differenziertes Klangspektrum.

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