Ausstellung:Ein Mann prägt seine Stadt

Bruck: Aufbau ADOLF-VOLL-AUSSTELLUNG / Haus 10

Porträt von Adolf Voll, gemalt vom Künstler Henrik Moor.

(Foto: Johannes Simon)

Eine Ausstellung im Haus 10 präsentiert Leben und Werk des Brucker Architekten Adolf Voll, der viele öffentliche Gebäude errichtete. Revolutionär war seine Kombination aus Schlachthof und Warmbad, die manche Bedenkenträger aufbrachte

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Adolf Voll entwarf den alten Schlachthof, die Marthabräuhalle, das Lichtspielhaus in der Maisacher Straße und das Josefstift. Er baute Villen und Wohnhäuser, konzipierte Erweiterungen und Umbauten, wie am Café Brameshuber, bis hin zu kleinen Trafohäuschen wie an der Leonhardikirche. In fast fünf Jahrzehnten reichte Voll 484 Bauanträge im Rathaus ein. Der Mann, der das Gesicht Fürstenfeldbrucks in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt hat, wird nun mit einer Ausstellung in der Kulturwerkstatt im Haus 10 geehrt, die am Freitag, 22. Mai, um 19.30 Uhr mit einer Vernissage eröffnet wird.

Der erste Raum der Ausstellung ist seiner Biografie gewidmet. Fotos zeigen einen jungen Mann in ernster Pose zu Beginn seiner Karriere und als herausgeputzten Stenz mit hochgezwirbeltem Schnurrbart, Zylinder, Gehstock und Zigarre. Henrik Moor hat den reifen Voll gemalt, mit entspannten Zügen im typischen weißen Arbeitskittel. Daneben hängt ein Stadtplan, auf dem die Gebäude markiert sind, die unter Volls Regie entstanden. Die Besucher können mit Stecknadeln weitere Objekte ergänzen.

Denn die Ausstellungsmacher sind sicher, noch nicht alle Häuser aufgespürt zu haben. Vor fünf Monaten hatten sie 26 Gebäude identifiziert, inzwischen sind es 48. Kreisheimatpflegerin Susanne Poller hat im Staatsarchiv noch etliche Pläne gefunden. Daraus ist zu erkennen, dass Voll auch während der NS-Zeit Aufträge bekam, obwohl er nicht Parteimitglied war. Erst mit dem Kriegsausbruch setzt eine Flaute ein. Vor drei Wochen entdeckten die Enkel von Voll in einer Schublade noch Aquarelle. Klaus Landschreiber, selbst Architekt, der als Jugendlicher Voll noch erlebt hat, geht davon aus, dass dieser sich damit um Aufträge beworben hat. Dafür spricht, dass manche Objekte nicht so ausgeführt wurden, wie auf den Bildern gemalt. Zu erkennen ist das am Aquarell eines Schlachthofes, der einige Elemente der Brucker Anlage enthält, ihr aber doch nicht ganz entspricht.

Anhand der verschiedenen Skizzen und Pläne lässt sich nachvollziehen, wie Voll ein Projekt entwickelte. Überall finden sich Quergiebel, Gauben und Erker, bei vielen Häusern besorgte Voll die Innenausstattung, die in den Villen vom Kunsthandwerk geprägt ist. Der Brucker Architekt lässt sich unter der Rubrik Heimatstil einordnen, es finden sich aber auch Elemente des Neobarock und des Jugendstil, sagt Aline Pronnet, die Kunstgeschichte studiert.

Ebenso wie Kadir Kara, ein Kommunikationsdesigner, hat Pronnet sich mit Voll schon in ihrer Facharbeit am Viscardi-Gymnasium beschäftigt. Er schrieb über die Künstlervillen, sie über das Warmbad, das Voll zusammen mit dem Schlachthof entwarf. Die Abwärme aus dem Kühlhaus heizte das Wasser. Die Idee war so revolutionär, dass manche Einwohner und Kommunalpolitiker erst dagegen waren. Solche Bäder gab es damals nur in München und Augsburg. Der Bezug zu Voll kam für Kadir und Pronnet zustande, weil sie im Verein Subkultur engagiert waren, der im alten Schlachthof residiert.

Bruck: Aufbau ADOLF-VOLL-AUSSTELLUNG / Haus 10

Kadir Kara mit Grundriss-Plänen eines Voll-Hauses

(Foto: Johannes Simon)

Zusammen mit Landschreiber und Poller sowie ihrem früheren Kunstlehrer Hermann Ludwig haben sie seit 2013 an der Ausstellung gearbeitet. Die Recherche war mühsam, weil das Archiv der Familie Voll beim Pfingsthochwasser 1999 zerstört wurde. Ein Werkverzeichnis existiert nicht. Die Auseinandersetzung um das Lichtspielhaus, das abgerissen werden sollte, aber nun von der Stadt gekauft wurde, sowie Berichte in der SZ und im Bayerischen Fernsehen haben dazu beigetragen, dass die Brucker sich an Voll erinnert haben. "Viele haben uns mit Fotos, Dokumenten und Hinweisen geholfen", sagt Pronnet.

Die Ausstellung ist bis 7. Juni jeweils am Freitag von 16 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr zu sehen.

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