Schlagersänger Uwe Fürst:Ein kleiner Hit

Schlagersänger Uwe Fürst: Noch verdient Uwe Strobel sein Geld als Alleinunterhalter. Geht es nach ihm, kann er irgendwann von seinen Schlagern leben.

Noch verdient Uwe Strobel sein Geld als Alleinunterhalter. Geht es nach ihm, kann er irgendwann von seinen Schlagern leben.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Als Alleinunterhalter sorgt Uwe Strobel seit sechs Jahren in der Region für gute Laune. Nun feilt er als Uwe Fürst erfolgreich an einer neuen Karriere - als Schlagersänger. Seinen ersten TV-Auftritt hat er bereits hinter sich, ein Album soll im kommenden Jahr folgen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

"Solche Einstellungen hasse ich", sagt Uwe Fürst. Auf dem Monitor seines Computers läuft gerade die Aufnahme seines ersten TV-Auftritts, die Kamera zeigt eine Nahaufnahme des Gesichts. Voller Herzschmerz singt er: "Geh doch zu ihm, aber schreib mir nicht mehr, denn jedes Wort wiegt bei mir noch so schwer" - es ist der Refrain von Fürsts erster Single, den Text hat er selbst geschrieben. Als die Kamera in die Totale wechselt, sieht man, dass er nicht nur singt wie ein Profi, sondern auch absolut stilecht gekleidet ist: Rotes kurzärmliges Hemd, Hose, Schuhe und Gürtel sind blütenweiß. Gerade mal vier Monate ist es her, dass Uwe Fürst, der mit bürgerlichem Namen Uwe Strobel heißt und 55 Jahre alt ist, seine Schlagerkarriere gestartet hat.

Mit dem Erfolg, den er bereits nach dieser kurzen Zeit hat, hat er selbst nicht gerechnet. Im Juli ist seine zweite Single erschienen, Nummer drei wird aktuell produziert und der vierte Titel ist bereits geschrieben. Dazu die Einladung in die Sendung "Musikparadies" auf Baden TV am vergangenen Wochenende. "Das ist zwar nur ein lokaler Sender, aber immerhin hatte ich die Möglichkeit im Fernsehen aufzutreten", sagt Fürst. Im Anschluss an die Sendung wurde er sogar für September zur Hitparade auf Baden TV eingeladen, es ist die einzige Schlagerhitparade, die es noch im deutschen Fernsehen gibt. Beim Internetradio "Radio Heimatmelodie", einer festen Größe bei Schlagerfans, laufen seine Titel täglich. Und dann ist da noch das Schlagerboard, eine der größten Internetplattformen der Szene. Dort werden wöchentlich von den Fans Charts gewählt. "Geh doch zu ihm" hat es dort bis auf Platz zwei geschafft, ist seitdem in der Liste vertreten und rangiert aktuell immer noch auf Platz 75. Und das bei Konkurrenz wie Helene Fischer, Beatrice Egli, Roland Kaiser und Wolkenfrei.

"Ich habe mir eigentlich zwei Jahre Anlaufzeit gegeben, aber es kommt immer mehr und mehr, der Zug fährt schon sehr schnell", sagt Uwe Fürst mit seinem werbereifen Zahnpastalächeln und lehnt sich in seinem Bürostuhl zurück. Im hintersten Zimmer seiner Brucker Wohnung hat er sich ein Studio eingerichtet, es ist sein kleines gemütliches Schlagerreich. Neben einem Saxofon, dem obligatorischen Keyboard, Mikrofonen und viel Technik steht dort auch ein Computer mit zwei Monitoren. Auf einem hat Fürst ein Produktionsprogramm geöffnet, der andere dient zur Überwachung des Internets: Wie laufen die Facebook-Gruppen, der Youtube-Kanal, die Charts. Ein orangenes Plissee vor dem Fenster sorgt für die passende Atmosphäre.

Ganz von null musste Fürst allerdings nicht anfangen, der Aufstieg als Schlagersänger fußt auf dem Erfolg, den er sich in den Jahren zuvor erarbeitet hat. Denn seit 2009 zieht Fürst als Alleinunterhalter erfolgreich durch Bayern. Der Weg dahin begann mit einem Zufall. Im Jahr 2000 hat ihn ein Arbeitskollege im Nordrhein-Westfalen, der nebenbei als Travestiekünstler arbeitete, eingeladen, weil er Fürst etwas zeigen wollte. An dem Abend hat der Freund Fürst überredet, zum ersten Mal zu singen. Zwei Wochen später überraschte der Kollege ihn damit, dass er ihn für einen Gesangswettbewerb angemeldet hat. Nach viel gutem Zureden hat Fürst teilgenommen - und prompt den dritten Platz gewonnen. Der Preis: eine professionelle Aufnahme von fünf Liedern. Mehrere Jahre ist Fürst mit diesen Songs durch die Gegend gezogen, bis er 2003 aus persönlichen Gründen die Musik ruhen lassen musste.

Erst als er 2009 zurück nach Bayern gekommen ist, hat er wieder damit angefangen, als Pausenfüller. "Ich habe einen EDV-Telefonservice eröffnet", erzählt der gelernte Elektroniker, "und damit ich in den Pausen etwas zu tun hatte , habe ich mir ein Keyboard gekauft". Die alte Leidenschaft flammte wieder auf und bald ließ Fürst die EDV hinter sich, um sich auf die Musik zu konzentrieren.

Das Geschäft als Alleinunterhalter läuft so gut, dass er davon leben kann. "Irgendwann habe ich mir aber gedacht, immer die Songs von anderen covern, ist ja schön und gut, aber ich möchte mal was eigenes machen", erzählt Fürst. Da er seit jeher großer Schlag-Fan war, ist ihm die Entscheidung, was er probieren will, leicht gefallen. Seine Auftritte als Alleinunterhalter nutzt er, um sein Engagement als Schlagersänger bekannt zu machen. "Bei den Auftritten singe ich auch immer meine beiden eigenen Lieder und erzähle, was ich mache", sagt Fürst. Mittlerweile wird er auch regelmäßig als Schlagersänger gebucht. Auf Facebook hat er einen Fanclub mit 900 Mitgliedern, genau wie die offizielle Uwe-Fürst-Seite. Dazu kommen 2250 Personen auf der Seite als Alleinunterhalter. Zu seinen Auftritten begleiten ihn regelmäßig zwischen 10 und 40 Fans. Zahlreiche Dankesschreiben hängen in seinem Büro neben Autogrammkarten bekannter Schlagerstarts wie Hansi Hinterseer und Helene Fischer.

Von Konkurrenzkampf habe er bisher noch nichts gespürt in der Branche, ganz im Gegenteil. Beim "Musikparadies" sei die Atmosphäre familier gewesen, man habe hinter der Bühne miteinander gesprochen und Autogrammkarten getauscht, als Erinnerung hängen sie an der Eingangstür des Studios. Einer der Kollegen, Alain Metz, hat ihn sogar eingeladen, mit ihm gemeinsam zu singen.

Trotz dieser soliden Vorarbeit ist Fürsts Erfolg kein Zufall oder gar Glück - sondern harte Arbeit. Acht bis zwölf Stunden täglich feilt er an seiner neuen Karriere. "Es gibt soviel zu tun, ich muss Werbung machen, an den Titeln arbeiten, Kontakte knüpfen. Und an den Wochenende bin ich ständig unterwegs. Das ist ein richtiger Ausdauerjob", sagt Fürst. Unterstützt wird er von seiner Frau, die auch seine Managerin ist. "Sie kümmert sich bei meinen Auftritten um alles, was ich nicht selbst erledigen kann, die Werbung etwa oder Fotos. Und natürlich achtet sie darauf, "dass meine Kleidung und die Frisur sitzen", erzählt Fürst. Selbstverständlich mit seinem breiten Grinsen, dass das ganze Gespräch begleitet, das aber nie wie aufgesetzt wirkt, sondern absolut natürlich, fast wie eine Lebenseinstellung.

Gerade weil er kein junger Neueinsteiger ist, von denen es ja mehr als genug gibt in der Schlagerbranche, sei es besonders schwer, in der Branche voranzukommen, erzählt der 55-Jährige. "Man bekommt kein Management, muss alle Kontakte selbst knüpfen." Immerhin ist es ihm bereits gelungen, mit dem Duo Wörle ein durchaus renommiertes Studio zu finden, das ihn unterstützt und seine Titel produziert. "Nachlassen gibt es in dieser Branche nicht, deswegen habe ich auch schnell einen zweiten Titel herausgebracht, damit die Leute sehen, dass ich es ernst meine und keine Eintagsfliege bin", erklärt Fürst. Für das zweite Halbjahr 2016 plant er sein erstes Album. Doch ohne Plattenvertrag ist das teuer, mit etwa 25 000 Euro müsse man da schon rechnen, sagt Fürst. Deswegen sucht er intensiv nach Sponsoren und denkt über Crowdfunding nach. Über Internetplattformen kann dabei jeder, der ein Projekt umsetzen will, nach Unterstützern suchen, die sich mit einem selbst gewählten Betrag daran beteiligen. "Dafür brauche ich aber eine gewisse Erfolgsbasis, damit sich die Leute dafür interessieren", sagt Fürst.

Die Ideen für seine Lieder kommen ihm immer. während er auf seinem Balkon steht und nachdenkt, erzählt Fürst, der bereits als Zehnjähriger erstmals als Klarinettist in einem Orchester auf der Bühne stand und seitdem immer Musik gemacht hat. "Geh doch zu ihm", verarbeite die Erfahrungen eines Freundes. In seinem vierten Song, den er gerade fertig geschrieben hat, wird es um sein Leben und die Liebe zu einer Frau gehen. "Ich will, dass meine Lieder immer eine Aussage haben. Deswegen singe ich auch auf Deutsch. In meiner Muttersprache kann ich die Gefühle einfach am besten rüberbringen", sagt Fürst. Auch sei es ihm ein Anliegen, dass seine Texte "sauber" sind. "Mit Kraftausdrücken kann ich überhaupt nichts anfangen. Ich mag es nicht, wenn einer meint, dass er damit Musik machen könnte. Ich bin einfach ein Gefühlsmensch".

Ein Ziel für seine Schlagerkarriere möchte Fürst nicht definieren. "Das wäre doch vermessen." Doch zumindest Träumereien erlaubt er sich. Analog zum Fußball wäre es für ihn ein großer Erfolg, sich in der zweiten oder dritten Liga festzuspielen. Und wenn dann noch irgendwann ein Auftritt in einer großen Fernsehsendung wie "Immer wieder Sonntags" käme, dann wäre Uwe Fürst aus Fürstenfeldbruck in seinem persönlichen Schlagerhimmel angekommen.

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