Fürstenfeldbruck:Ein Aktionsplan für die Inklusion

Der Landkreis bietet Hilfen an, damit alle seine Einwohner leichter am gesellschaftlichen Leben teilhaben können

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Oft sind es ganz kleine banale Dinge. Mitunter genügt es bereits, bei einem Schriftstück die Schrift größer zu stellen oder an einem Eingang mit Treppe eine Klingel für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator oder Kinderwagen anzubringen, damit diese sich Hilfe holen können. In vielen Bereichen wären die notwendigen Schritte zur Integration und Inklusion von Menschen mit einem Handicap gar nicht so aufwendig. Oft scheitert es jedoch bereits am fehlenden Bewusstsein. Um dieses für die Bedürfnisse von Menschen mit einer Beeinträchtigung zu schärfen und um einzelne Maßnahmen umzusetzen, gibt es nun im Landkreis einen Aktionsplan Inklusion.

Mehr als zwei Jahre lang arbeiteten Mitarbeiter der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München und des gemeinnützigen Vereins "Dreirat" in enger Abstimmung mit dem Behindertenbeauftragten für den Landkreis, Herbert Sedl-meier, an dem Projekt. Im Landratsamt stellten sie den fertigen Plan vor. "Heute ist ein guter Tag für den Landkreis Fürstenfeldbruck und die Menschen, die hier leben", begrüßt die stellvertretende Landrätin die vielleicht fünf Dutzend Anwesenden, die meist über ihre Arbeit mit dem Thema Inklusion zu tun haben. Bereits seit 2008 ist Martina Drechsler zufolge die UN-Konvention für Behindertenrechte in Kraft. Neun Jahre später sei es für den Landkreis Zeit, sich an die Umsetzung zu machen. An ihrem Anfang freilich steht der nun fertige Aktionsplan, der unter anderem im Landratsamt ausliegt, selbstverständlich auch in leichter Sprache sowie als Download (www.lra-ffb.de). Er ist eine Handreichung, die in vielen Bereichen konkrete Vorschläge macht, um die Situation oft mit einfachen Mitteln zu verbessern.

"Ich kenne viele Aktionspläne zum Thema Inklusion. Doch von zehn haben mir neuneinhalb nicht gefallen", sagte Sedlmeier. Deshalb sei es ihm so wichtig gewesen, Studenten mit in das Projekt einzubinden, aber auch Menschen aus dem Landkreis. Dieser Ansatz führte unweigerlich zur Kooperation mit Norbert Schindler, Dozent für angewandte Wissenschaften an der Hochschule München, sowie dem Verein Dreirat, einem Verein für integriertes bürgerschaftliches Engagement in München. Studenten wurden eingebunden, etwa indem sie den Aktionstag Inklusion in der Stadthalle Germering im Vorjahr gestalteten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in den Aktionsplan einfließen ließen. Aber auch die Bewohner des Landkreises konnten sich einbringen, indem sie zum Beispiel an dem Aktionstag teilnahmen oder sich auf der Internetseite www.einfach-machen-ffb.de mit Anregungen oder der Meldung von Missständen beteiligen konnten. Die interaktive Internetseite ist nach wie vor im Netz.

Der Aktionsplan ist in die fünf Bereiche Bewusstseinsbildung, Mobilität und Bauen, Bildung, Arbeit sowie Gesundheit, Kultur, Freizeit und Sport gegliedert. Insgesamt enthält er 34 konkrete Maßnahmen, darunter als Maßnahme Nummer zwei ein Budget für Inklusionsprojekte in Höhe von 10 000 Euro, das der Landkreis zur Verfügung stellt, oder einen runden Tisch zur "inklusiven Schulentwicklung" im Landkreis. Der Plan ist übersichtlich und immer nach dem selben Schema aufgebaut. Nun bleibt abzuwarten, wie gut die Umsetzung funktioniert. Um diese anzustoßen und fachmännisch zu begleiten, forderte Sedlmeier am Ende der Veranstaltung die Einrichtung einer Stelle für einen Inklusionsbeauftragten. Das sei ein großer Unterschied zu einem Behindertenbeauftragten, betonte er. Und der Aktionsplan gibt ihm recht. Der Katalog nennt als Maßnahme Nummer eins die Einrichtung einer "zentralen Koordinierungs- und Stabsstelle" zur Umsetzung der Punkte aus dem Aktionsplan, auch Inklusionsbeauftragter genannt.

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