Fürstenfeldbruck:Drama ums Lichtspielhaus

BV Lichtspielhaus

Von der Atmosphäre des alten Kinos konnte sich Klaus Pleil bereits bei einer Bürgerversammlung überzeugen.

(Foto: Günther Reger)

Das denkmalgeschützte alte Kino der Kreisstadt soll wiederbelebt werden. Die Politik sympathisiert mit der Idee eines Marionettentheaters. Der Förderverein will hingegen allen Künstlern eine Bühne geben.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) ist bemüht, die Wogen zu glätten. "Der Förderverein soll in jedem Fall eingebunden werden. Wenn er nicht der Mieter wird, dann kann er als Begleiter und Schiedsrichter auftreten. Ich würde mir wünschen, dass man mir einfach vertraut." Thomas Lutzeier, Vorsitzender des Fördervereins Lichtspielhaus, sieht das anders. "Der Förderverein sollte verantwortlich für die Koordination sein. Es spricht nichts gegen Aufführungen etwa des Marionettentheaters, im Gegenteil. Nur eben nicht als Hauptmieter." Sein Wunsch wäre es deshalb, dass die Stadt dem Verein das Gebäude verpachtet.

Die Stadt hat das leer stehende Kino, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht, vor einem Jahr für etwa eine Million Euro gekauft und entschieden, es kulturell zu nutzen. Die Vorstellungen, die Pleil und Lutzeier von einer künftigen Ausrichtung haben, unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum. Beide wollen eine gemischte Nutzung, bei der Theater, Lesungen, Programmkino und andere Kleinkunst Platz haben. Wobei Pleil einschränkt: "Wenn wir irgendwann rund um die Uhr Marionettentheater haben und eine Hochburg für diese Kunstform werden, ist mir das auch recht." Der Förderverein will vor allem einheimischen Künstlern, die sich andere Räume wie das Veranstaltungsforum nicht leisten können, eine Bühne geben. "Die Stadt hat eine Million Euro für den Kauf ausgegeben. Deswegen, finde ich, sollten die Brucker möglichst viel davon haben", so Lutzeier.

Entbrannt ist die Diskussion, nachdem Florian Bille, Leiter des Unterschleißheimer Marionettentheaters, sich in den vergangenen Wochen bei den Stadtratsfraktionen mit einem Nutzungskonzept vorgestellt hat. "Herr Bille hat einen positiven Eindruck hinterlassen, sein Vorteil ist, dass er etwas anbietet, was es so noch nicht gibt bei uns", erklärt etwa CSU-Fraktionschef Andreas Lohde. Und auch Grünen-Stadtrat Jan Halbauer äußert sich positiv über die Vorstellungen Billes. "Ich finde, die Idee hat Charme. Herr Bille hat viel Eigeninitiative gezeigt. Wichtig ist aber, dass am Ende eine Mischnutzung garantiert ist."

Lutzeier sieht bei einer Hauptnutzung durch das Marionettentheater vor allem Vielfalt und Nachfrage gefährdet. "Die Stadträte sollten sich die Frage stellen, wie oft sie selbst eine Marionetten-Vorstellung besuchen würden. Ich denke, ein Programm, das jeder Brucker vielleicht nur zweimal im Jahr besucht, ist der falsche Ansatz." Außerdem betont er, dass der Verein gemeinnützig ist und deshalb keine Gewinnabsichten verfolgt - Eintrittspreise und Miete für die Künstler könnten so gering gehalten werden. Aufgabe des Vereins wäre es nach dessen Konzept, die Vermietung zu koordinieren, die Gastronomie zu organisieren und für die Sauberkeit des Gebäudes zu sorgen.

Bille zeigt sich grundsätzlich offen gegenüber einer Mischnutzung. "Wenn wir der Hauptträger sind und es unseren Spielbetrieb nicht stört, wären wir gerne bereit, auch anderen Veranstaltungen Raum zu geben - immer in Zusammenarbeit mit unserem Marionettentheater." Momentan ist das Theater, dass auf eine 200-jährige Tradition zurückblickt, provisorisch im Unterschleißheimer Sehbehindertenzentrum untergebracht, nachdem sein Stammhaus in München abgerissen wurde. "Um ein echtes Profil zu schaffen, brauchen wir aber einen festen Sitz. Und ich finde, das Lichtspielhaus ist das perfekte Gebäude für ein Puppentheater." Aufmerksam gemacht auf das ungenutzte Kino wurde er von seiner Cousine, der Vorsitzenden des Brucker SPD-Ortsvereins.

Noch sei aber überhaupt nicht sicher, ob er das Lichtspielhaus überhaupt mieten würde: "Der Knackpunkt sind die Kosten. Die 500 Euro Nebenkosten, die die Stadt kalkuliert, sind meiner Erfahrung nach absolut blauäugig." Auch die Mietkosten seien ein Thema. Anfangs habe Pleil von 2000 Euro gesprochen. "Das ist für ein Theater unmöglich", so Bille. Mittlerweile sei man davon abgekommen, konkrete Zahlen gebe es nicht. Eine Nutzung des Hauses unter Federführung des Fördervereins lehnt Bille ab. "So ein Theater kann nicht funktionieren, wenn man zwei oder drei Termine pro Woche hat."

Um schnell eine Lösung zu finden, will Klaus Pleil möglichst schnell eine Sondersitzung des Kulturausschusses einberufen. Dort sollen sich alle Bewerber, neben Förderverein und Marionettentheater soll es noch andere Interessenten geben, vorstellen können. Erst danach werde es eine Entscheidung geben. "Die oberste Prämisse muss dabei die Zusammenarbeit sein. Ich will auf jeden Fall eine breite Nutzung", erklärt Klaus Pleil. Denn es solle auch möglich sein, dass mal ein kleiner Verein mit wenigen Besuchern den Raum für 50 Euro mieten könne. "Ich will, dass wir dort ermöglichen, was in Fürstenfeld nicht ermöglicht werden kann."

Einig seien sich alle Fraktionen schon jetzt darüber, dass es am Ende einen Mieter geben muss. "Ich will nicht entscheiden müssen, was dort passiert, und am Ende noch eine Stelle bei der Stadt schaffen", sagt Pleil. Genauso wenig wolle er das Gebäude kostenlos hergeben oder mit der Stadt noch draufzahlen. "Egal wer der Mieter wird, wir werden vorher vertraglich regeln, wer welche Rechte hat. Der Förderverein soll auf jeden Fall eine wichtige Rolle spielen. Die Bereitschaft dafür muss jeder potenzielle Hausherr signalisieren." Klappe das dann in der Praxis nicht, müsse man dem Mieter eben kündigen.

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