Fürstenfeldbruck:Dolmetscher im Gottesdienst

Freie evangelische Gemeinde feiert in deutsche, englisch und arabisch

Von Johanna Pfaffenzeller, Fürstenfeldbruck

Einen Gottesdienst, der in mehrere Sprachen übersetzt wird, das gibt es sonst nur beim Papst. Und in Fürstenfeldbruck. Dort veranstaltet die freie evangelische Gemeinde seit drei Jahren einen mehrsprachigen Gottesdienst, freilich in etwas kleinerem Rahmen. Auch dieses Jahr gibt es wieder einen evangelischen Weihnachtsgottesdienst, der ins Englische und Arabische übersetzt wird und dadurch an Asylbewerber gerichtet ist. Klaus Gundelbacher übernimmt dabei Moderation, und Pastor Gerd Ballon wird von Nächstenliebe und Toleranz predigen.

"Wir wollen den Menschen eine Möglichkeit bieten, sich wohlzufühlen", erklärt Pastor Ballon. "Die Liebe Gottes soll vermittelt werden." Dabei geht es ihm aber keineswegs um die Missionierung Andersgläubiger. Es haben nämlich auch schon Muslime den Gottesdienst besucht, so Ballon. Das Ziel sei ein entspanntes Zusammensein. Es gehe darum, den Menschen zu zeigen, was Weihnachten bedeute - ein Fest für die Liebe Gottes zu allen Menschen, die durch die Geburt seines Sohnes Jesu zum Ausdruck gebracht wird.

"Wir wollen den Flüchtlingen zeigen, dass wir uns um sie bemühen", erklärt Ballon. Das käme bei den Menschen auch gut an. Der Pastor erzählt, dass ein Besucher ihm gesagt habe, dass ihm in seinem Heimatland noch nie jemand so freundlich begegnet ist, wie in dem Gottesdienst. Außerdem gibt es nach der Andacht noch eine weitere Möglichkeit zum Zusammensein bei Kaffee und Weihnachtsgebäck.

Gut sechzig Asylbewerber durfte der Pastor im vergangenen Jahr in seiner Kirche empfangen, zusätzlich zu ungefähr 70 Einheimischen, die jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen. Um den Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, daran teilzunehmen, werden sie mit Bussen von den Unterkünften im Fliegerhorst und am Hardtanger abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Da sich unter den ihnen viele Nigerianer befinden, deren Amtssprache Englisch ist, wird der Gottesdienst von Peterson Akue aus Nigeria als erstes ins Englische übersetzt. Da die arabische Sprache viele Staaten verbindet, wurde beschlossen, dass der Gottesdienst ebenfalls ins Arabische übersetzt werden soll. Das übernimmt Michael Daboul aus Syrien. Der Sprecher beginnt dabei ein bis zwei Sätze auf Deutsch zu reden, die anschließend in die anderen beiden Sprachen übersetzt werden. Auch die Lieder, die gesungen werden, wechseln sich ab in der Sprache ihrer Liedtexte. Trotz der Extrazeit für die Übersetzungen dauert der Gottesdienst nicht dreimal so lang, sondern hat die Länge eine eines normalen Sonntagsgottesdienstes. Als etwa 75 Minuten.

Internationaler Weihnachtsgottesdienst, Sonntag, 25. Dezember, 10 Uhr, Freie evangelische Gemeinde, Oskar von Miller Straße 10, Fürstenfeldbruck.

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