Fürstenfeldbruck:Diesel verliert Anhänger

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Das Landratsamt verzeichnet einen deutlichen Rückgang bei der Anmeldung von Neuwagen mit diesem Antrieb. Autoverkäufer sprechen aber noch von kaum merkbaren Einbußen beim Verkauf

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Vor allem der Ausstoß von Stickstoffoxiden hat den Diesel in Verruf gebracht. Die gasförmigen Verbindungen reizen die Schleimhäute und können Atemwegserkrankungen auslösen (Foto: Jan Woitas/dpa)

Die Diskussionen über Schummelsoftware, Stickstoffoxide und Fahrverbote zeigen Wirkung: Die Zahl der Neuanmeldungen von Dieselautos geht im Landkreis deutlich zurück. Und das, nachdem bereits im vergangenen Jahr weniger Personenwagen mit Dieselantrieb ein Brucker Kennzeichen bekamen als im Jahr 2015. Der Brucker Trend entspricht auch dem, was bayernweit geschieht. Trotz einer Zunahme der Zulassungszahlen von Fahrzeugen im ersten Halbjahr verzeichnet das Kraftfahrzeuggewerbe einen Rückgang bei Dieselautos.

63 109 zugelassene Dieselfahrzeuge gibt es aktuell im Landkreis Fürstenfeldbruck. Die große Mehrheit davon, nämlich 44 561 Fahrzeuge, sind nach Auskunft der Zulassungsbehörde im Landratsamt Personenwagen (dieselbetriebene Pkw stellen etwa ein Drittel aller Personenwagen im Landkreis). Mit einem Brucker Kennzeichen versehene Nutzfahrzeuge, Lastwagen oder Omnibusse kommen auf eine Zahl von 18 548. Insgesamt tragen nach Auskunft von Alfred Wimmer von der Zulassungsbehörde knapp 160 000 Personen- und Lastwagen, Motorräder und Anhänger ein FFB-Kennzeichen.

Die Dieselfahrzeuge, ohnehin die Minderheit, sind auf dem Rückzug. Wurden im Jahr 2015 noch 3702 solcher Wagen zugelassen, waren es im vergangenen Jahr nur noch 3509. In diesem Jahr beträgt die Anzahl der neu zugelassenen Dieselfahrzeuge bis Ende Juli 1765 Fahrzeuge. Hochgerechnet bis zum Jahresende ergäbe das eine Zulassungszahl von 3025, ein starker Rückgang - etwa 14 Prozent - im Vergleich zu 2016. Wimmer will eine solche Zahl nicht bestätigen, denn das Jahr ist noch nicht um. Doch er räumt ein, dass die zulassungsstarke Zeit im Frühjahr und Sommer fast vorbei ist, und spricht von einem rückläufigen Trend bei den Selbstzündern. Zu ergänzen ist, dass der Rückgang wohl vor allem die Privatwagen betrifft, denn bei den Nutzfahrzeugen gibt es kaum Alternativen zum Diesel.

Bestätigt wird eine solche Annahme durch die Zahlen, die das Kraftfahrzeuggewerbe für ganz Bayern jetzt vorgelegt hat. Demnach stieg die Zahl der neu zugelassenen Pkw im ersten Halbjahr um 5,7 Prozent. Stark zugenommen haben die Zahlen für Gas-, Elektro- und Hybridantriebe, aber auch für Autos, die mit Benzin betankt werden. Dieselfahrzeuge sind dagegen die Verlierer, ihr Anteil an den Privatwagen ist um mehr als sechs Prozent zurückgegangen, und dies obwohl mehr Lastwagen, also gewerblich genutzte Dieselfahrzeuge, angemeldet wurden. Diese Zahlen deuten ebenfalls darauf hin, dass die Kunden der Autohäuser Abstand nehmen vom Kauf eines Dieselautos.

Auch auf den Gebrauchtwagenmarkt wirkt sich dieser Trend aus: Der Anteil der Personenwagen mit Dieselantrieb, die von einem neuen Halter angemeldet wurden, sank im Freistaat um ein Prozent. Klaus Dieter Breitschwert, Präsident und Landesinnungsmeister des Kraftfahrzeuggewerbes in Bayern, kommentiert die genannten Zulassungszahlen mit den Worten, die Verunsicherung der Kunden in Sachen Dieselfahrzeuge sei mittlerweile ebenso im Neu- wie im Gebrauchtwagengeschäft angekommen.

Entgegen dieser Zahlen ist von mehreren Autohändlern im Landkreis zu hören, dass nur wenige Kunden sich verunsichert zeigten, was Fahrverbote oder den Kauf eines Dieselautos angeht. Auch Einbußen beim Verkauf dieser Fahrzeuge könne man kaum feststellen, heißt es. Mit Namen steht nur Rudolf Simon, Inhaber der Autowelt Simon in Emmering, zu seinen Aussagen. Simon, der neben der Niederlassung im Landkreis auch eine in München hat, sagt, lediglich in der Landeshauptstadt seien Kunden zurückhaltender, was den Kauf eines Diesel-Pkws angeht. Den Absatz von Personenwagen mit Dieselantrieb schätzt er nach wie vor auf etwa ein Drittel seiner verkauften Autos. Als Gründe für ein Fahrzeug mit Dieselmotor nennt Simon den geringeren Spritverbrauch und die Preise, die er seinen Kunden bieten könne. Außerdem zeigt er sich davon überzeugt, dass es für Fahrzeuge mit der Euronorm 6 keine Fahrverbote geben werde.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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