Zauberei:"Die Zauberei ist für mich die Kunst der Aufklärung"

Magier Marcus Laymann

Rechtsanwalt von Beruf, Magier im Nebenjob: Sehr gerne hat Markus Laymann ein intelligentes und fantasievolles Publikum in seiner Zaubershow.

(Foto: privat/oh)

Markus Laymann ist in Fürstenfeldbruck aufgewachsen. Im SZ-Interview spricht der in München praktizierende Rechtsanwalt über seine Karriere als Zauberer und seinen bevorstehenden Auftritt im Veranstaltungsforum

Interview von Felix Sommerfeld, Fürstenfeldbruck

Bis zu seinem 25. Lebensjahr hat Markus Laymann in Fürstenfeldbruck gelebt, dann ging es für ihn nach München. Dort absolvierte er sein Studium der Rechtswissenschaft und heute ist der 45-Jährige als Rechtsanwalt und Geschäftsführer einer Marketingagentur in der bayerischen Landeshauptstadt tätig. In seine frühere Heimat Fürstenfeldbruck wird Laymann am Mittwoch, 6. Januar, zurückkehren, um dort seine Zauberkünste zu präsentieren - als Magier tritt er bereits seit seiner Kindheit auf. Zusammen mit fünf renommierten Kollegen der Münchner Zauberei-Szene lädt Laymann zum Dreikönigs-Zaubervarieté. Im Kleinen Saal des Veranstaltungsforums Fürstenfeld wird eine Zaubergala präsentiert, bei der die Akteure für Staunen und Lachen bei den Zuschauern sorgen wollen. Im SZ-Interview spricht Laymann über die Magie und seine Zukunftspläne.

SZ: Seit wann sind Sie als Zauberer tätig?

Markus Laymann: Die Zauberei betreibe ich seit mehr als 30 Jahren. Als 13-Jähriger habe ich damit begonnen und heute bin ich 45.

Wie sind Sie zur Zauberei gekommen?

Als neunjähriger Junge habe ich in unserem Segelklub einen Auftritt des Zauberers Mario Polo gesehen - und das was er gezeigt hat, hat mich sehr fasziniert. Als ich ein Jahr später nach einem Unfall eine gewisse Zeit im Krankenhaus verbringen musste, bekam ich ein Zauberbuch geschenkt. Bereits im Krankenhaus habe ich noch fleißig geübt. Die einstudierten Zaubertricks durfte ich auf dem Faschingsball meiner Eltern zum ersten Mal aufführen. Es folgten Auftritte auf Geburtstagsfeiern von Nachbarskindern und so hat mich die Zauberei in ihren Bann gezogen.

War der Zauberer Mario Polo also Ihr erstes Vorbild?

Wenn sie so wollen, ja. Sein Auftritt hat mein Interesse an der Zauberei auf jeden Fall geweckt und ich habe an seinem Beispiel gesehen, dass man mit Zauberei Menschen toll unterhalten kann. Später hatte ich das Vergnügen, ihn kennenzulernen - er heißt im bürgerlichen Leben übrigens Dr. Ploog und heute schätze ich ihn als Kollegen und freue mich immer, wenn wir uns bei Zauberveranstaltungen treffen.

Haben Sie auch heute noch Vorbilder?

Nicht unbedingt Vorbilder, aber der britische Künstler Derren Brown ist für mich persönlich derzeit der faszinierendste Zauberer. Sein britisches Understatement ist sehr unterhaltsam und seine Shows sind sowohl im Fernsehen als auch live sehr beeindruckend. Das zeichnet ihn aus, denn eigentlich wirkt Zauberei nur live - nicht im TV. Ich bin deshalb auch schon einige Male nach London geflogen, um ihn live bei einem seiner Auftritte sehen zu können, und auch bei seiner Show in Dublin war ich im letzten Jahr.

Hatte Ihre Familie Einfluss auf Ihren Hang zur Zauberei?

Meine Familie war dabei sicher förderlich, ich komme aus einem sehr aufgeschlossenen und kreativen Elternhaus. Aber es war nicht so, dass mir jemand die Zauberei vorgelebt hat, eher andersrum, denn nach mir hat auch mein Vater angefan- gen zu zaubern - er hat sich anstecken lassen.

Wie würden Sie ihre Art des Zauberns beschreiben?

Ich will mein Publikum auf möglichst intelligente Weise unterhalten. Mein besonderes Interesse gilt dabei der Mentalzauberei. Die großen gigantischen Illusionen interessieren mich dagegen weniger - eher das magische Kammerspiel. Ich interagiere gerne mit dem Publikum, versuche spontane Momente aufzugreifen und zu improvisieren und wenn ich die Leute dabei nicht nur zum Staunen sondern auch zum Lachen bringen kann, bin ich zufrieden.

Können Sie ein paar Worte zu Ihren Kollegen sagen, mit denen Sie zusammen das Dreikönigs-Zaubervarieté in Fürstenfeldbruck gestalten?

Das sind alles tolle Kollegen aus der Münchner Zauberei-Szene. Mit allen habe ich schon viel zusammen gearbeitet, besonders mit dem Comedy-Magier René Frotscher - zusammen mit ihm bestreite ich regelmäßig Shows im Theater "Heppel & Ettlich" und auch der Munich Magic Slam, eine tolle Veranstaltungsreihe, in der an jedem Abend fünf Zauberkünstler in einem Wettstreit um die Gunst des Publikums gegeneinander antreten, wird von uns gemeinsam veranstaltet. Der Gewinner des letzten Magic Slams Frederic Schwedler wird übrigens auch in Fürstenfeldbruck auftreten. Alle Kollegen, die am 6. Januar ihre Zauberkünste präsentieren, sind absolut sehenswert.

Welche Ziele verfolgen Sie im Bezug auf die Zauberei für die Zukunft?

Gerne würde ich mehr im Rahmen der Kleinkunst- und Theaterszene machen, das ist für mich die schönste Arbeit. Wir arbeiten auch daran, die Reihe "Magisches Fürstenfeld" auch in den kommenden Jahren als festen Termin am Dreikönigstag zu etablieren. Auf Auftritte in einem solchen schönen Rahmen wie es der Kleine Saal in Fürstenfeld bietet arbeite ich hin. Das ist ganz anders als zum Beispiel auf einer Firmenfeier, allein die Erwartungshaltung einer solchen Abendshow ist eine komplett andere. Die Leute kommen nur, um mich und gute Zauberkunst zu sehen. Sie lassen sich auch dementsprechend mehr auf die Show ein und genießen es, sich für zwei Stunden verzaubern zu lassen. Als Künstler kann man sich da viel mehr entfalten und eine breite Palette an gestalterischen Möglichkeiten ausschöpfen.

Arbeiten Sie an neuen Zaubertricks?

Ja ständig. Meistens auch an mehreren gleichzeitig. Und pro Jahr kommen etwa vier bis fünf neue Kunststücke ins Repertoire - andere treten dann wieder in den Hintergrund. Das ist ja das Schöne an der Zauberei: Man lernt nie aus. Nur immer dazu. Das hält die Begeisterung fürs Zaubern bis ins hohe Alter wach. In der Show in Fürstenfeldbruck werde ich neben Klassikern aus meinem Programm auch zwei ganz neue Nummern zeigen. Mal schauen, wie sie ankommen werden. Außerdem habe ich auch eines der ersten Kunststücke, das ich als Kind gelernt habe, wieder hervorgeholt und versucht, es neu in Szene zu setzen.

Können Sie ein Erlebnis Ihrer Karriere beschreiben, das für Sie etwas ganz Besonderes war?

Eigentlich ist jeder Auftritt etwas Besonderes, es ist immer spannend zu sehen, wie die Leute reagieren, wie sie staunen und mit dabei sind. Dass ich vor einigen Jahren bei einem von mir organisieren Festival Siegfried und Roy treffen konnte und mit ihnen zusammen auf der Bühne stehen durfte, war aber trotzdem etwas Außergewöhnliches und eine Ehre für mich. 2012 war das, sie hatten seit dem tragischen Unfall mit dem Tiger ihre Bühnenkarriere eigentlich komplett beendet. Und obwohl Roy seither teilweise gelähmt ist, verbrachte er etwa eine halbe Stunde ohne Krücken auf der Bühne. Ein echter Showman. Auch wenn ich sie nicht als meine Idole oder Vorbilder beschreiben würde, sind sie doch lebende Legenden und außergewöhnliche Künstler. Dieser Event war ein sehr bewegender Moment meiner Karriere.

Sind Sie selbst schon Mal bei einem Auftritt in Gefahr geraten?

Nein, eigentlich nicht, ich bin vorsichtig und versuche das zu vermeiden, aber kleinere Verletzungen können natürlich immer passieren. Einmal habe ich mir bei einer Nummer stark in den Finger geschnitten, das hat ganz schön geblutet. (lacht)

Was macht für Sie die Leidenschaft an der Zauberei aus?

Nun, die Zauberei ist für mich die Kunst der Aufklärung. Und ich glaube, sie ist vielleicht auch die intelligenteste der darstellenden Künste. Im Alltag sind wir ständig mit Täuschungen und psychologischen Manipulationen und Tricksereien konfrontiert. Die Zauberei versucht mit denselben Methoden nun Täuschungen künstlerisch umzusetzen und Momente des Staunens zu kreieren. Ich persönlich trete auch gerne direkt in Kontakt mit dem Publikum, fordere es heraus. Eine Zaubershow ist für mich und meine Zuschauer wie ein Spiel. Und ich mag es, wenn ich dabei gute Mitspieler habe. Ich habe übrigens herausgefunden, dass es umso einfacher ist, Menschen zu täuschen, je intelligenter und fantasievoller sie sind. Und wenn es mir schließlich gelingt, meine Zuschauer trickreich zu täuschen, dann ist das ein Punkt für mich. Am Ende siegt das Publikum aber immer, denn die Illusion, die aus der Täuschung entsteht, ist ein toller Gewinn.

Gibt es jemanden, dem Sie ihre Zauberkunst gerne einmal präsentieren würden?

Auf diese Frage fällt mir spontan kein Name ein. Zumindest kein prominenter. Natürlich treffe ich bei meinen Auftritten immer wieder interessante Leute aber jeder Zuschauer ist für mich gleich, besonders in der Situation der Täuschung. Ab und zu rufen Agenturen und Veranstalter bei mir an und sagen, da sei bei einem Event der Vorstand von Firma X, der sei total wichtig - aber das ist mir egal, denn Goethe hat ja schon gesagt, "Das Höchste wozu der Mensch gelangen kann ist das Erstaunen." und für das "Staunen machen" bin ja dann ich zuständig.

Schwebt Ihnen ein spezieller Ort vor, an dem Sie Ihre Magie gerne zeigen würden?

Grundsätzlich liebe ich es, im Theater zu zaubern. Besonders gerne natürlich auf einer Bühne, die eine besondere Atmosphäre bietet und eine Geschichte hat. Ein Auftritt im Münchner Cuvilliéstheater wäre zum Beispiel einmal sehr schön. Der letzte Zauberer der dort aufgetreten ist war meines Wissens nach der amerikanische Zauberkünstler Carl Hertz im 19. Jahrhundert. Er trat da in einer Separatvorstellung auf - mit nur einem Zuschauer im ganzen Theater - König Ludwig II. Bei mir dürften es dann schon gerne ein paar mehr sein.

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