Fürstenfeldbruck:Die solidarische Kirche

Zeitgespräch

Den Ex-Romkorrespondenten Tilmann Kleinjung kennen viele Brucker noch aus seiner Zeit als Gemeindemitglied und Theologen.

(Foto: Günther Reger)

Tilman Kleinjung, ehemaliger Romkorrespondent des Bayrischen Rundfunks, berichtet bei den Zeitgesprächen von einem Papst Franziskus, der an der Seite der Armen und des einfachen Volkes steht

Von Johanna Kiermaier, Fürstenfeldbruck

Der Vortragsraum im Gemeindezentrum der Gnadenkirche ist gut besucht. Damit alle etwa 50 Besucher auch einen Sitzplatz bekommen, stellt Bernd Riegel aus dem Team der Brucker Zeitgespräche eine weitere Reihe Stühle auf. Tilman Kleinjung, der in den vergangenen sechs Jahre Hörfunkkorrespondent des Bayerischen Rundfunks für Italien, den Vatikan und Malta war, wird über seine Eindrücke aus dem Vatikan referieren. Im Laufe des Abends möchte er die Frage: "Franziskus - Papst der Reformen?", klären.

Die beiden evangelischen Gemeinden der Stadt laden seit mehr als 25 Jahren zu den Brucker Zeitgesprächen, die sich zu einer erfolgreichen Vortragsreihe entwickelt haben. Das Spektrum der Themen reicht von Religion, Politik und Gesellschaft zu technischen und naturwissenschaftlichen Themen. "Erwachsenenbildung hat einen hohen Stellenwert in der evangelischen Kirche. Luther hat den Bildungsgedanken hochgehalten", erklärt Bernd Riegel. Die Vorträge und anschließenden Diskussionen sind mit wenigen Ausnahmen gut besucht. Das Zeitgespräche-Team ist mit der Nachfrage sehr zufrieden. Der Ablauf ist fest geregelt - zu Wasser, Brot und Wein kann sich das Publikum in einer Pause für die Diskussion stärken

Der Vortrag Tilman Kleinjungs ist in einer drei- bis vierteiligen Reihe zum diesjährigen Luther-Jubiläums eingebunden, die gemeinsam mit dem Brucker Forum organisiert wird. Wolfram Nugel, ehemaliger Pfarrer der Gemeinde, ist an der Organisation der Brucker Zeitgespräche beteiligt und führt durch den Abend. "Viele im Publikum kennen unseren heutigen Referenten schon - als ehemaliges Gemeindemitglied, bis 2000 hat er als Theologe sogar Gottesdienste in unserer Gemeinde gegeben und natürlich auch aus dem Radio", so moderiert er Tilman Kleinjung an.

Der Vortrag ist persönlich und eindrucksvoll gestaltet. Kleinjung erzählt von seiner Arbeit in Rom, die stark von der politischen Entwicklung und mehreren Naturkatastrophen in Italien geprägt war. In diesen sechs Jahren war er etwa ein Drittel der Zeit mit Ereignissen im Vatikan und um die zwei Päpste beschäftigt, die während seiner Korrespondentenzeit im Amt waren - Papst Benedikt und Papst Franziskus. In der Diskussion, die sich an den Vortrag anschließt, will das Publikum vertiefen, inwiefern sich Papst Franziskus von seinem Vorgänger abgrenzt. Dabei wird explizit noch einmal die Leitfrage aufgeworfen - ob man Papst Franziskus als Reformer bezeichnen kann. Kleinjung betont immer wieder, dass Papst Franziskus sich sowohl in seinem alltäglichen Verhalten als auch in seiner Denkweise nicht nur von Benedikt unterscheidet, sondern allgemein von den bisherigen Konventionen im Vatikan.

Franziskus sei von der argentinischen Theologie des Volkes geprägt, die nach einer partizipativen und solidarischen Kirche an der Seite der Armen und des einfachen Volkes strebt. Kleinjung bezweifelt jedoch, dass Franziskus Reformen in der Gestalt und Auswirkung anstrebt, wie es sich weite Teile der deutschen Theologie wünschen. Auch nach der Abmoderation besteht noch reges Interesse im Publikum, mit dem Referenten zu sprechen. Das Thema und der Vortrag scheinen gut anzukommen.

Im März wird der nächste Abend dieser ökumenischen Reihe stattfinden. Dann organisiert Helmut Schnieringer vom Brucker Forum den Vortrag. Referent wird Bertram Stubenrauch sein, der Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der katholischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München ist.

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