Tagesausflüge:Stadt warnt vor Kaffeefahrten

Die Veranstalter versprechen einen Ausflug, ein kostenloses Essen und bisweilen sogar den Hauptgewinn. Doch die Geschäfte sind zumeist unseriös. Dennoch lassen sich vor allem ältere Menschen darauf ein

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Masche mit den Kaffeefahrten, am besten noch verbunden mit einem Gewinnversprechen oder Gratis-Prämien, zieht immer. Besonders Senioren schließen sich gerne solchen Tagesausflügen an und nehmen dabei auch in Kauf, an einer Verkaufsveranstaltung teilnehmen zu müssen. Doch die Veranstaltungen dienten vor allem dem Ziel, "überteuerte Sachen an Rentner zu verkaufen", sagt Michael Fischer, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck. Mehrfach schon warnte auch die Stadt Fürstenfeldbruck vor solchen dubiosen Angeboten. Auch von einer Teilnahme an einer "kostenlosen Busfahrt mit Besichtigung der Region", die an diesem Mittwochmorgen in Fürstenfeldbruck aufbricht, rät die Behörde dringend ab.

Um 6 Uhr will der Bus am Bahnhof Buchenau, um 6.15 Uhr an der Ecke Haupt- und Schöngeisinger Straße Ausflugsgäste aufnehmen. Zielgruppe sind vor allem ältere Menschen. Sie wurden eigens dafür angeschrieben, ein Rentner hat die Stadt daraufhin informiert. Wohin die Reise führt, wurde nicht genannt, dafür ein "Treuepaket" angepriesen, die Anfahrt im modernen Reisebus, eine kostenlose Stadtrundfahrt und kostenlose "Besichtigung der Region", persönliche Betreuung, Frühstück, Freigetränk und Mittagessen, die Übergabe des Hauptgewinns und eine "kostenlose Präsentation". Als Veranstalter genannt ist ein C.P. Planungsbüro mit einer Postfachadresse in der zwischen den Städten Oldenburg und Cloppenburg gelegenen niedersächsischen Gemeinde Garrel.

Vor der Firma hatte der Landkreis Lahn-Dill bereits mehrfach gewarnt, zuletzt am 7. November vor einer Einladung unter der Überschrift "!Achtung! letzte Chance". Auf der Antwortkarte: das C.P. Planungsbüro mit dem Postfach 1207 in 49681 Garrel. C.P. Planungsbüro taucht immer wieder auf Einladungen und Gewinnmitteilungen auf, die mit Slogans werben wie: "Ausflugsplanung - Treuepakete im Gesamtwert von 1800 Euro!" oder "Die Alte Holzräucherei am See sagt Servus!" oder "Ihr Spezialist für Wurst und Feinkost" oder "Die Käserei de Jong lädt Sie herzlich ein!".

Als einzige Behörde in Deutschland betreibt der Lahn-Dill-Kreis im Internet eine Warnliste, auf der er unseriöse Werbefahrten und Werbeverkaufsveranstaltungen aufzählt. Die Auswertungen der umtriebigen Behörde ergaben, dass es "praktisch keine" seriösen Einladungen unter diesen Veranstaltungen gibt. Typisch für unseriöse Kaffeefahrten sei, dass ein Gewinn oder Geschenk versprochen würde, das mit einer Busfahrt verknüpft ist, und dass in der Antwortkarte eine Postfachadresse oder eine andere irre führende Anschrift angegeben sei. Die Versprechen würden dabei nie eingehalten.

Dabei handle es sich um "illegale Wanderlager", erläutert Stefan Fissel vom Gewerbeamt der Stadt Fürstenfeldbruck. Meist seien die Veranstaltungen nicht angemeldet. Außerdem müssten Reisegewerbekarte und Warenliste vorgelegt werden. Wenn allerdings wie im aktuellen Fall mit "Besichtigung der Region" nicht einmal ein genauer Zielort genannt ist, wird es für die Behörden - zuständig sind die Gewerbeämter - schwierig einzugreifen, denn diese dürfen erst handeln, wenn mit dem Verkauf von Waren begonnen wird und es sich nicht mehr nur um eine reine Produktpräsentation handelt. "Es ist eine neue Masche", sagt Polizist Fischer: "Die Leute werden von verschiedenen Stellen im Stadtgebiet abgeholt, aber das Ziel der Fahrt wird nicht genannt."

In 99 Prozent all jener Einladungen und Gewinnmitteilungen würden die Verantwortlichen ihre wahre Identität verschleiern, fanden die Aufsichts- und Kreisordnungsbehörden im Lahn-Dill-Kreis heraus. Vor allem bei Postfachadressen seien die dazu genannten Firmen in der Regel "frei erfunden". Eine Gewinnmitteilung, deren genannte Postfachadresse unter anderem mit dem Postleitzahlbereich 49 - wie beim C.P. Planungsbüro - beginnt, könne ein weiterer Beleg für unseriöse Geschäftspraktiken sein.

Die Stadt Fürstenfeldbruck hatte erst vor wenigen Wochen vor einem "Schweizer Herbstausflug" gewarnt. Der damalige Veranstalter namens H.P.W. International, Postfach 1106 in 26905 Börger, taucht ebenfalls mehrfach in der Warnliste des Lahn-Dill-Kreises auf: mit einem "Schweizer Sommerausflugstag", mit einer "Sommerschifffahrt 2014", mit einer "Adventsreise". Im Juni war es der Fürstenfeldbrucker Polizei gelungen, eine illegale Verkaufsveranstaltung einer branchenbekannten Bremer Briefkastenfirma in der Gaststätte Auf der Lände aufzulösen. Ein Teilerfolg, denn solche Firmen "schießen wie Pilze aus dem Boden", sagt Michael Fischer: "Es sind teilweise immer dieselben Hintermänner." Der entscheidende Tipp kam auch damals von einem Brucker Rentner, der dazu eingeladen worden war. Deshalb bittet die Stadt Fürstenfeldbruck Bürger, die solche Einladungen erhalten, sich beim Gewerbeamt unter Telefon 08141/281-3220 oder E-Mail gewerbe@fuerstenfeldbruck.de zu melden.

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