Fürstenfeldbruck:Die Gier nach guter Kunst

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Die Kunstausstellung des Landkreises zeigt das Niveau und das breite Spektrum der Brucker Maler, Bildhauer, Fotografen - und Buchfalter

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die Werke der beiden Preisträger sind wie immer eingebettet in die große Kunstausstellung des Landkreises. In diesem Jahr hat die Jury 34 Werke von 22 Künstlern ausgewählt, um zu zeigen, wie groß das Spektrum der mit dem Landkreis verbundenen Künstler ist. Neben bekannten Namen wie Hilde Seyboth und ehemaligen Preisträgern wie Roland Helmer, dessen Geburtstags-Retrospektive diesen Sommer im Kunsthaus zu sehen war, gibt es auch Werke von Künstlern zu sehen, die man sonst nicht so oft im Landkreis entdecken kann. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 25. Oktober im Brucker Kunsthaus.

Neben den zahlreichen Bildern und wenigen Skulpturen ist auch eine Videoinstallation zu sehen. "Kulturschocker" von Esther Balázs entstand im Rahmen der Kreiskulturtage und zeigt junge Musiker, die an Orten musizieren, an denen man sie nicht erwartet: im Wald, vor der Sparkasse in der Kloster. Dokumentiert sind auch die meist interessierten Reaktionen der Passanten. Genau dort wo man sie erwartet sind im Gegensatz dazu die Touristen, die die Fürstenfeldbruckerin Doris Kurz malt: Sie latschen, von hinten zu sehen, durch schwarz-weiße, palmengesäumte Straßen, bekleidet nur mit Badeshorts, den einzig farbigen Elementen der Bilder. "Based on a true story I-III" heißen die Momentaufnahmen.

Sehenswert die Fotografie "Zuckerbrot und Stacheldraht" der jungen Emmeringer Fotografin Franziska Seidl. Es zeigt eine Mauer, die am oberen Ende vergittert und mit Stacheldraht versehen ist. Dieses bedrückende Bauwerk hat ein Künstler mit dem grell geschminkten Gesicht einer blonden Schönheit, um die herum weitere Gesichtsausschnitte zu sehen sind, bemalt - ein faszinierender Gegensatz zwischen der Sehnsucht nach individueller Freiheit und dem Gefangensein. Gleichzeitig lässt der Ausschnitt erahnen, dass diese Mauer, vielleicht die eines Gefängnisses, vielleicht an einer Grenze, für die dahinter, oder davor, Eingeschlossenen nur schwer zu überwinden ist.

Tanja Xeller zerstört für ihre Arbeiten andere Kunstwerke. Beziehungsweise, die deformiert und zweckentfremdet sie. Denn Xeller ist Buchfaltkünstlerin. Die entstehenden Werke sind interessant anzusehen, weil sie mit Sehgewohnheiten brechen - aus den glatten Buchschnitten werden auf einmal sorgsam gefaltete kleine Skulpturen, das Auge muss sich nicht mehr auf die Buchstaben, sondern auf die Form konzentrieren. Dreidimensional ist auch das vierteilige Bildobjekt von Monika Ried. Die Germeringern hat neongelb und rosa farbige Bänder in einem Rahmen mit verspiegelter Rückseite gespannt. Durch die Spiegel entstehen dabei je nach Standpunkt des Betrachters ständig neue Variationen und Ergänzungen des Originalmusters.

Gleich beim Betreten des Kunsthauses wird der Betrachter von links quasi angebrüllt von einem Gemälde von Birgit Hefter. Auch sie arbeitet mit grellen Farben. Auf einem Hintergrund aus vertikalen Streifen hat Hefter in großen, orangenen Buchstaben das Wort "Greed" - Gier - geschrieben. Ein Wort, das zwar oft negativ besetzt ist, als Zeichen der Maßlosigkeit, Disziplinlosigkeit, Besessenheit. Aber nicht jede Gier muss doch zwangsläufig schlecht sein. Gier nach guter Kunst beispielsweise kann doch etwas Erfreuliches sein, gerade für den Gierigen. All jene, die diesen unstillbaren Drang in sich verspüren, werden in dieser Ausstellung auf jeden Fall genug finden, um für eine Weile glücklich zu sein.

Kunstausstellung des Landkreises im Kunsthaus Fürstenfeldbruck. Zu sehen bis zum 25. Oktober, Dienstag bis Samstag jeweils von 13 bis 17 Uhr, Sonntags von 11 bis 17 Uhr.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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