Fürstenfeldbruck:Dritte Moschee eröffnet

Bruck: Neue Moschee - Eduard-Friedrich-Strasse / Buchenau

Wo früher Motorräder verkauft wurden, wird heute gebetet: Die nahe dem Geschwister-Scholl-Platz gelegene Al-Nur-Moschee.

(Foto: Johannes Simon)

Muslimischer Kulturverein hat die Räume eines früheren Motorradhändlers zum Gebetsraum umgestaltet. Das Angebot nahe dem S-Bahnhof Buchenau richtet sich an Menschen aus arabischen und afrikanischen Ländern

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

In der Kreisstadt hat der dritte muslimische Gebetsraum seine Pforten geöffnet: Nach der Mevlana Moschee des deutsch-türkischen Kulturzentrums (DTKZ) an der Zadarstraße und der Mescid-i Aksa Camii des türkisch-islamischen Vereins Ditib an der Augsburger Straße gibt es nun die Moschee Al-Nur (das Licht) des im Herbst gegründeten Muslimischen Brucker Kulturvereins an der Eduard Friedrich-Straße .

Die Räume in dem eingeschossigen, schnörkellosen Gewerbebau, direkt am S-Bahnhof Buchenau, sind früher von einem Honda-Motorradhändler genutzt worden. Mit Hilfe von Spenden wurden sie umgebaut und mit Teppichen ausgelegt. Die Stadt hat die Nutzungsänderung genehmigt, in einigen Wochen soll es eine offizielle Eröffnungsfeier geben. Auf ein Minarett, wie es in dem Ditib-Neubau an der Augsburger Straße vorgesehen ist, wird am Rande des Geschwister-Scholl-Platzes verzichtet. Während die beiden etablierten Moscheen vor allem von Gläubigen aufgesucht werden, die in der Türkei ihre Wurzeln haben, richtet sich das zusätzliche Angebot vorrangig an Menschen mit arabischen oder afrikanischen Wurzeln und damit auch an viele Flüchtlinge, die in Fürstenfeldbruck untergebracht sind. Von bis zu 200 möglichen Besuchern aus Stadt und Umgebung ist die Rede. DTKZ-Vorsitzender Ali Atalar schätzte die Zahl der Muslime im Landkreis Mitte 2015 auf etwa 2700 Muslime, jeweils etwa 200 davon besuchen die Freitagsgebete der beiden anderen Brucker Moscheen.

Initiiert hat das Projekt am Rande der Buchenau der in Palästina geborene Hausarzt Husam Salama,der an der israelischen Universität von Tel Aviv studiert hat und eine Praxis ganz in der Nähe betreibt. Gemeinsam mit dem pensionierten evangelischen Dekan Ulrich Finke und dem katholischen Pastoralreferenten Johannes Sporrer von der Pfarrei Sankt Bernhard will der Vorsitzende des etwa 40 Mitglieder zählenden Muslimischen Brucker Kulturvereins den Grundstein legen für christlich-muslimische Zusammenarbeit wie etwa eine interreligiöse Hausaufgabenbetreuung. Finke knüpft große Hoffnungen an das Projekt und an den Arzt für Allgemeinmedizin, dessen Patient er seit zehn Jahren ist und der "wahrscheinlich weltoffener und offensichtlich kooperationsbereiter ist als die bestehenden Moscheen in Bruck." Finke hat den Mediziner als Referent für die Zeitgespräche der Gnadenkirche am 19. Oktober gewonnen. Salama, der fließend Deutsch spricht, legt Wert auf unabhängige und autarke Strukturen, will islamistischer Propaganda entgegenwirken und Hilfestellung bei der Integration geben. In der Moschee soll die arabische Sprache gelehrt werden sowie die Auslegung des Koran. Gepredigt wird Finke zufolge aber auf Deutsch. Als Richtschnur diene den drei Imamen aus München der gemäßigte Islam, einige Salafisten seien von Salama deshalb bereits abgewiesen worden.

Vertreter der anderen beiden Moscheen reagieren auf die Eröffnung eines weiteren Gebetsraums gelassen. So auch Mehmet-Akif Nemutlu, Ehrenvorsitzender des türkisch-islamischen Vereins, der sich zurzeit in der Türkei aufhält. Sein Augenmerk gilt vor allem dem eigenen Neubauprojekt an der Augsburger Straße, das in diesem Jahr starten soll. Er habe aber bereits an einem Nachmittagsgebet in der Al-Nur-Moschee teilgenommen, teilt er am Dienstag per E-Mail mit. "Alle drei Moscheen haben keine Probleme miteinander. Alle Muslime, die in Fürstenfeldbruck und Umgebung leben, besuchen alle drei Moscheen, je nach Zeit und Bedarf."

Für die christlich-muslimische Hausaufgabenbetreuung (fünfte bis zehnte Klasse) werden ehrenamtliche Helfer gesucht. Ansprechpartner: Ulrich Finke, Telefon 08141/92 498 (uli.finke@web.de) oder Johannes Sporrer, Telefon 08141/32 420.

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