Fürstenfeldbruck:Deutschstunde in der Erstaufnahme

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Das neue Angebot ist wegen der hohen Fluktuation schwierig umzusetzen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

In der Erstaufnahmeeinrichtung am Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst untergebrachte junge Asylbewerber erhalten seit einem Monat Deutschunterricht. 91 Flüchtlinge zwischen 16 und 21 Jahren sind derzeit dort registriert, nur gut die Hälfte kommt tatsächlich in den Unterricht. Probleme bereitet vor allem die hohe Fluktuation in der Erstaufnahmeeinrichtung. Wegen der maximalen Aufenthaltsdauer von sechs Monaten müssen die Klassen ständig neu zusammengesetzt werden. "Es ist ein kompliziertes Beschulungsmodell wegen der vielen Wechsel", sagt Günter Sigl, im Landratsamt zuständiger Referatsleiter für Schulangelegenheiten, als er die Kreisräte im Kreiskulturausschuss über das neue Angebot informiert.

Sigl berichtet von "schwankenden Zahlen", zunächst seien es 150 junge Asylbewerber gewesen, von denen 91 ausgewählt wurden. Durch Auswahl- und Einstufungstests wurden diese auf verschiedene Gruppen aufgeteilt, erläutert Andrea Reuß der SZ. Sie ist als Leiterin der Brucker Berufsschule für die Organisation des Unterrichts für berufsschulpflichtige Asylbewerber zuständig. Das Problem dabei ist, dass "wir wöchentlich andere Klassen haben", sagt Reuß. "Da kann sich keine Klassengemeinschaft bilden."

Etwa 40 bis 45 Schüler seien es deshalb, die als "fester Stamm" den Unterricht in der Erstaufnahme besuchten. Das sei ein "guter Durchschnittswert". Wer im Unterricht fehlt, muss nicht mit Sanktionen rechnen. Jeder kann jederzeit kommen, "das Angebot vor Ort ist da", sagt Reuß. Allerdings wird dennoch erfasst, wie viele Schüler tatsächlich in die 23 Wochenstunden kommen, in denen die Kolping-Akademie Landsberg als Kooperationspartner Deutsch als Zweitsprache (DaZ) anbietet. Die Akademie ist auch für die sozialpädagogische Betreuung der Jugendlichen zuständig, um die Organisation kümmert sich die Berufsschule.

Der Landkreis als Sachaufwandsträger muss für die Ausstattung der Unterrichtsräume im Fliegerhorst sorgen. Sie wurden überwiegend mit nicht mehr benötigten Lagerbeständen der übrigen Landkreisschulen möbliert. Neu beschafft werden mussten Medien wie Beamer, Lehrer- PC und Kopiergerät. Weil aus der Erstaufnahmeeinrichtung nun keine Kurzaufnahme werden soll, rechnet die Kreisverwaltung damit, dass die Erstaufnahme "eine mittel- bis längerfristige Außenstelle der Berufsschule" sein werde.

Weitere 122 berufsschulpflichtige Asylbewerber, die nicht in der Erstaufnahme wohnen, sondern in Flüchtlingsunterkünften über den ganzen Landkreis verteilt sind, erhalten an der Brucker Berufsschule sowie in Räumen am Max-Born-Gymnasium Germering, am Gymnasium Olching und der Fach- und Berufsoberschule Fürstenfeldbruck zwei Jahre Unterricht, die dem Spracherwerb und im zweiten Jahr der Berufsvorbereitung dienen. Sie heißen Berufsintegrationsklassen, neun davon gibt es derzeit im Landkreis. Als Vorbereitung auf die Berufsintegrationsklassen wird zudem für 20 weitere junge Asylbewerber von 24. April bis Ende Juli eine Sprachintensivklasse an der Berufsschule eingerichtet. Die Klassen leiden bisweilen darunter, dass sie zerrissen werden. So wurden einige Schüler nach Auflösung des Germeringer Don-Bosco-Heimes aus den Klassen genommen und anderswo untergebracht. Immer wieder erhalten Schüler der Berufsintegrationsklassen auch Ablehnungsbescheide ihres Asylverfahrens. "Das sorgt für extrem viel Unruhe in den Klassen", weiß Reuß. Die Motivation im Unterricht lasse daraufhin sofort nach

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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