Fürstenfeldbruck:Detektivische Sommerbeschäftigung

Fürstenfeldbruck: Eva von Seckendorff beschäftigt sich momentan mit August Aumiller, Anfang des 20. Jahrhunderts Hofkaplan in Fürstenfeldbruck.

Eva von Seckendorff beschäftigt sich momentan mit August Aumiller, Anfang des 20. Jahrhunderts Hofkaplan in Fürstenfeldbruck.

(Foto: Günther Reger)

Eva von Seckendorff versucht derzeit, die Aumiller-Kunstsammlung für das Fürstenfeldbrucker Museum zu rekonstruieren

Von Verena Niepel, Fürstenfeldbruck

Im Moment ist es "keine heiße Phase", sagt Eva von Seckendorff, die stellvertretende Leiterin des städtischen Museums Fürstenfeldbruck. Trotzdem und trotz der Sommerferien herrscht auf ihrem Tisch ein großes Durcheinander. Flyer, bunte Drucke, Kunstzeitschriften und ein Stapel verstaubte Hefte mit schnörkeliger Schrift lassen kaum noch etwas von der Tischplatte durchblicken.

Bei den Heften handelt es sich um Inventarlisten von mehr als 1000 Sammlungs-Objekten, die auf dem Dachboden des ehemaligen Anwesens der Aumillers in Fürstenfeldbruck gefunden wurden. Der Autor war August Aumiller, 1908 war er als Hofkaplan der königlichen Landhofkirche Fürstenfeld in die Stadt gekommen. Er hatte eine große Leidenschaft für sakrale Kunst und stellte diese im ersten Museum in Fürstenfeldbruck aus. Die Kuratorin versucht zurzeit für die geplante Ausstellung der Objekte im November diesen Jahres die Sammlung zu rekonstruieren. Dabei muss sie sich auf öfter mal "die Hände schmutzig machen", schmunzelt sie und zeigt auf die staubigen Hefte.

Der große zeitliche Abstand von mehr als 100 Jahren macht aus der Recherche von Eva von Seckendorff und ihrer Kollegin Angelika Mundorff fast schon eine Detektivarbeit. Am Anfang stehen viele Fragen: Was hat der Kaplan gesammelt? Wie waren die politischen Bedingungen? Wie wurde Kunst präsentiert? Die Kunsthistorikerin versucht sich, in den alten Kaplan hineinzuversetzen und seine Denkweise nachzuvollziehen. In einem Buch des Historischen Vereins wird sie fündig: "Hier steht, dass er sogar Seminare dazu besucht, wie er seine Kunst präsentieren kann, das war damals schon sehr fortschrittlich." Die Recherchephase macht ihr am meisten Spaß: "Ich mag die Zeit, man muss Spuren aufnehmen und auch mal über den Tellerrand denken", erzählt sie begeistert. Sie bedauert es nicht, dass ihre Kollegin gerade im Urlaub ist und sie arbeiten muss. Wenn sie sich in die kühlen Büroräume im Keller des Klosters zurückzieht und über Künstlerbiografien grübelt, ist sie zufrieden. Wie ein Detektiv, so lösen auch die beiden Kuratorinnen den Fall nicht über Nacht. Vor 14 Jahren sind sie das erste Mal in Freising auf die große Sammlung des Geistlichen gestoßen.

Eine Spur, die sie jetzt entdeckt hat, führt sie in das herzoglichen Georgianum in München. Dort soll sich auch August Aumiller schon rumgetrieben haben. Vielleicht kann Eva von Seckendorff eine Verbindung zwischen der dortigen Kunst und der Sammlung des Kaplans feststellen. Zurück an ihrem Schreibtisch benutzt sie vor allem das Internet für ihre Recherche: "Das geht immer noch am schnellsten." Wenn das Konzept der Ausstellung steht, geht es darum, die vielen Skulpturen und anderen Kunstwerke in den Räumen zu platzieren. Der Tatort wird im Sinne des königlichen Kaplans rekonstruiert.

Bis kurz vor Eröffnung werden Ausstellungsstücke noch oft umgestellt und verrückt. Schließlich muss sich alles zu einem Gesamtbild fügen. Das bedeutet viel Stress für die Leiterinnen des Museums. Erst "mit einem Glas Wein zum Anstoßen" am Vernissageabend wird die Anspannung abfallen. Fall gelöst.

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