CSU:Der verpatzte Rückzug

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Gerda Hasselfeldt wollte am Mittwochabend in ihrem Wahlkreis bekannt geben, dass sie 2017 nicht mehr für den Bundestag kandidiert. Die Information sickert vorher durch. Nun beginnt die Diskussion über die Nachfolge

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Gerda Hasselfeldt ist eine versierte politische Handwerkerin. Da sie ihr Mandat professionell ausübt, hatte sie eigentlich die Ankündigung ihres Rückzugs ebenso professionell vorbereitet. Nach 26 Jahren Arbeit als direkt gewählte Brucker Wahlkreisabgeordnete wollte sie den Verzicht auf eine weitere Bundestagskandidatur am Mittwochabend bei der Bundestagswahlkreiskonferenz der CSU an der Basis offiziell bekannt geben. Wie es sich gehört, sollten also diejenigen, die sie in sieben Wahlkämpfen von einem Erfolg zum nächsten führten, als erste informiert werden. Nachdem Hasselfeldt zuvor in Berlin Parteivorsitzende in ihren Plan eingeweiht hatte, missbrauchte jemand ihr Vertrauen und vermasselte ihr am Dienstagabend diese Tour. Was nichts daran ändert, dass die meisten, die vom Rückzug der Spitzenpolitikerin in eineinhalb Jahren erfuhren, überrascht waren.

Aus dieser Erfahrung zog Hasselfeldt die Konsequenz, erst nach dem Mittwochabend mit Medienvertretern über die Beweggründe für ihren Rückzug aus der Politik in eineinhalb Jahren zum Ende dieser Legislaturperiode zu sprechen. Basta. Landrat Thomas Karmasin steht als CSU-Kreisvorsitzender nun vor der schwierigen Aufgabe, die parteiinterne Debatte zur Nachfolge zu moderieren. Nach SZ-Informationen sollte nämlich am Mittwochabend nach Hasselfeldts Begründung für ihren Schritt in der Wahlkreiskonferenz das Verfahren der Kandidatenfindung abgestimmt werden. Schließlich stehen die CSU-Kreisverbände der Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau, aus denen der Bundestagswahlkreis 216 besteht, nun vor einem Problem. Da die Nachfolge völlig offen ist und die Abstimmung zwischen den beiden Kreisverbänden das Risiko interner Auseinandersetzungen birgt, will man sich vor den Personaldebatten zuerst auf einen Modus einigen, wie ein profilierter neuer Spitzenkandidat bestimmt werden soll, der an Hasselfeldts Erfolge anknüpfen kann. Weil es bei den Dachauer Delegierten Vorbehalte gegen die Mehrheit der dominierenden Fürstenfeldbrucker Delegierten gibt, ist Fingerspitzengefühl gefragt. So fordert die Dachauer CSU eine Diskussion, die gewährleisten soll, dass sich am Ende der beste Bewerber durchsetzt und nicht die Mehrheit der Brucker Delegierten nach dem Territorialprinzip entscheidet. Eine Lösung schloss Landrat Thomas Karmasin am Mittwoch definitiv aus. Er erklärte auf Nachfrage, selbst nicht an dem Bundestagsmandat interessiert zu sein. Was der Landrat nicht ansprach: Seine Partei stünde dann nämlich vor dem Problem, einen neuen Landrat aufzubauen. Karmasin ist ein politischer Zögling von Hasselfeldt, sie hatte ihn im Vorfeld der Kommunalwahl 1996 als Landratskandidaten gefördert und zum Wahlsieg verholfen. Mit diesem Amt ist der Landrat immer noch hochzufrieden. Wie er bekennt, ist er nicht darauf erpicht, sich noch einmal in ein neues politisches Betätigungsfeld in Berlin einzuarbeiten. Das will er Jüngeren überlassen.

Katrin Mair, CSU-Kreisrätin und Schatzmeisterin des CSU-Bezirksverbands Oberbayern, kandidierte bereits zweimal auf der Liste für den Bundestag. Das war 2009 und 2013. Die 34-jährige PR-Beraterin im Pharma-Bereich gilt deshalb auch als aussichtsreiche Bewerberin. Das muss jedoch nicht heißen, dass die Türkenfelderin damit bereits für den CSU-Kreisverband die gesetzte Kandidatin wäre. Ihre Rolle umschreibt der CSU-Kreisvorsitzende Karmasin folgendermaßen: "Katrin Mair hat eine wichtige Funktion bei der Bewerbung." Das müsse aber nicht bedeuten, dass damit irgendetwas entschieden wäre. Mair gehört schon seit Längerem zur Riege der CSU-Nachwuchspolitiker mit Chancen auf eine politische Karriere. Allerdings gibt es intern auch Bedenken, weil sie versäumte, sich öffentlich zu profilieren. Die Türkenfelderin verhielt sich am Mittwoch wie Hasselfeldt. Sie wollte sich vor der Bundeswahlkreiskonferenz nicht zu einer Kandidatur äußern. Hasselfeldt fördert Mair schon seit Längerem. "Dass ich von Katrin Mair viel halte, ist allgemein bekannt", sagte die CSU-Landesgruppenchefin vor Jahren.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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