Fürstenfeldbruck:Der Entscheidungshelfer

STEP AHEAD

Der ehemalige Schiedsrichter Urs Meier wird von Guido Grotz (links) und Wolfgang Reichenbach (rechts) von einer Germeringer IT-Firma begrüßt.

(Foto: Günther Reger)

Der ehemalige Fußballschiedsrichter Urs Meier erntet beim Kundentag einer Germeringer IT-Firma großen Applaus

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Urs Meier weiß, wovon er redet, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Der Schweizer ist ehemaliger FIFA-Fußallschiedsrichter, von dem ganz schnelle Entscheidungen erwartet wurden. Und die sollten auch noch alle richtig sein. Deshalb war es von der Firma Step Ahead eine gute Wahl, Urs Meier als Hauptredner zum ganztägigen "Kundentag" der Germeringer IT-Firma ins Veranstaltungsforum Fürstenfeld einzuladen. "Du bist die Entscheidung" nennt Meier sein Buch und seinen einstündigen Firmenvortrag, den er mit amüsanten historischen Filmausschnitten unterlegt. Die etwa hundert Gäste dankten es Meier mit großem Applaus.

Urs Meier ist heute 59 Jahre alt und nicht mehr als Referee aktiv. Er hat in seiner Schiedsrichterlaufbahn 900 Spiele gepfiffen. "250 bis 300 Entscheidungen werden in jedem Spiel fällig", erläuterte der Schweizer der Versammlung. Die Kunden von Step Ahead waren dann auch baff erstaunt. Wissen sie doch, wie schwierig und langwierig Entscheidungswege in ihren Unternehmen laufen können. Step Ahead ist ein Software-Hersteller, der passende Lösungen für alle Unternehmensbereiche verspricht, um zu schnelleren Entscheidungen zu kommen. Seit 1999 ist die Firma in Germering angesiedelt. 60 Mitarbeiter arbeiten dort und 115 deutschlandweit. Germering hat für die Firma mit einem Umsatz von zwölf Millionen Euro eine besondere Bedeutung. "Wir sprechen auch von Silicon-Germering", sagt Stephan Bail, der Produktmanager von Step Ahead. "Dort trifft sich die IT-Elite Deutschlands", bekräftigt Bail. Im Germeringer Wirtschaftsverband haben mehrere IT-Firmen eine Arbeitsgruppe gebildet.

Step Ahead bietet Prozesssteuerung für die Bereiche Produktion, Handel oder e-Commerce an. Auch die Kommunen mit ihrer Abfallwirtschaft sind Kunden des Unternehmens. "Wir helfen Kommunikationsprozesse im Unternehmen zu optimieren", sagt Bail. Das geht nur mit einer speziellen Software, weil nicht alle Mitarbeiter am gleichen Ort sind. Die Firma mache das virtuelle Büro wahr und versorge Entscheider mit notwendigen Daten und Informationen.

Urs Meier kann da mitreden, hat er doch selbst ein Geschäft für Küchen- und Haushaltsgeräte. Seine Entscheidungen als internationaler Schiedsrichter waren jedoch weitreichender und hatten auch für ihn erhebliche Konsequenzen zur Folge. Vor allem, als er im Viertelfinale der Fußball-EM 2004 kurz vor Schluss ein Tor für England im Spiel gegen Portugal nicht gegeben hatte. Es hätte den 2:1-Sieg Englands bedeutet. So verloren die Briten im Elfmeterschießen. "Ich habe das Foul des Engländers Terry am gegnerischen Torwart in zehn Metern Entfernung nicht gesehen und trotzdem aus dem Bauch heraus auf Foul und nicht auf Tor entschieden", so Meier. Ihm habe dabei die langjährige Erfahrung geholfen. Meier zeigte die Fernsehbilder noch einmal und die Entscheidung hatte sich als richtig herausgestellt. Trotzdem sei er damals von einer massiven englischen Kampagne betroffen gewesen; unter anderen habe er 16 000 wenig freundliche Mails bekommen und aufdringliche Besuche von englischen Journalisten in seinem Heimatort in der Schweiz, die wenig schmeichelhafte Überschriften in englischen Blättern formulierten.

Meier schrieb den anwesenden Firmenvertretern ins Stammbuch: "Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung." Der Schweizer schob nachdrücklich hinterher: "Ja oder Nein müssen sie antworten und möglichst schnell." Häufig geschehe das in allen Lebensbereichen auch unter Druck. Meier illustrierte den Zuhörern das mit der sogenannten Gelben Wand, der Stehtribüne von Borussia Dortmund, die 28 500 eingefleischte Fans fasst. "Bist du stark genug, da draußen zu bestehen", fragte Meier in die Runde. Viele Besucher schauten sich an und wussten genau, was das mit ihrem beruflichen Alltag zu tun hatte.

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