Anschlag Olympia '72:"Dem Hass und Wahnsinn nicht weichen"

Bruck: Fliegerhorst / Gedenken an Olympia-Attentat

Gedenken der Opfer des Olympia-Attentats von 1972: Dan Shaham (von links), Thomas Karmasin und Charlotte Knobloch.

(Foto: Johannes Simon)

Bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 warnen die Redner von Terror, Intoleranz und Antisemitismus

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Mit aufrüttelnden Worten hat sich die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Olympia-Attentats in Fürstenfeldbruck gegen islamistischen Terror und den ihrer Meinung nach zunehmenden Antisemitismus gewandt. Vor dem Hintergrund der Terroranschläge in Europa davor, die westliche Art zu leben als etwas Selbstverständliches anzusehen: "Demokratie und Freiheit sind harte Arbeit", sagte Knobloch. Man werde "dem Hass und Wahn nicht weichen". Der geplante Erinnerungsort auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck soll ihren Vorstellungen nach zu einer "Schule der Demokratie" werden, einem Ort für "aufgeklärten Patriotismus".

44 Jahre ist es her, dass palästinensische Terroristen während der Olympischen Spiele in München die israelische Mannschaft überfielen. Im Olympiadorf töteten sie während der Geiselnahme zwei Israelis und erpressten ein Flugzeug, mit dem sie vom Fliegerhorst Fürstenfeldbruck aus fliehen wollten. Bei dem erfolglosen Versuch der bayerischen Polizei, die neun israelischen Geiseln zu befreien, starben alle Geiseln und ein bayerischer Polizeibeamter. An die Opfer erinnern Landkreis und Stadt Fürstenfeldbruck seit 1999 an einer Gedenkstätte vor den Toren des Fliegerhorstes.

Charlotte Knobloch würdigt die Erinnerungsarbeit von Kreis und Stadt

Landrat Thomas Karmasin wie auch Charlotte Knobloch nannten am Montag die Namen: David Mark Berger, 28 Jahre alt, Zeev Friedman, 28, Yossef Gutfreund, 41, Eliezer Halfin, 21, Josef Romano, 32, Amitzur Schapira, 40, Kehat Schor, 53, Mark Slavin, 18, Andre Spitzer, 27, Yaacov Springer, 51, Moshe Weinberg, 33, und Anton Fliegerbauer, 32. "Es ist uns ein Anliegen, dass die Opfer nicht vergessen werden", sagte Karmasin vor etwa 50 Teilnehmern der Veranstaltung. Die Schicksale sollten im Gedächtnis bleiben, deshalb werde es einen Erinnerungsort an den 5. September 1972 in Fürstenfeldbruck geben.

Zu der Gedenkveranstaltung sind am Montag keine Angehörigen aus Israel gekommen. Die Zahl der Brucker, die ihre Verbundenheit mit den Opfern, den Angehörigen und der Erinnerungsarbeit ausdrücken, war am Montag geringer als sonst. Charlotte Knobloch würdigte die Arbeit von Kreis und Stadt, deren Ziel es sei, die Bedeutung des Ereignisses von 1972 wachzuhalten. "Es ist mehr als eine Pflicht, es ist eine Herzensangelegenheit", sagte Knobloch. "Routine wird es nie werden."

Der israelische Generalkonsul in Süddeutschland, Dan Shaham, betonte in seiner Ansprache "an diesem symbolträchtigen Ort" die besondere Freundschaft zwischen Bayern und Israel, die sich nicht nur wegen der Verpflichtung aus der Vergangenheit weiterentwickelt habe. Es gehörten auch Versöhnung und Vergebung dazu, die "christlichen, jüdischen und demokratischen Werte", die es zu verteidigen gelte. "Hass, Intoleranz und Feindseligkeit blockieren die Gesellschaften", sagte Shaham.

Hinter den Mauern des Fliegerhorstes soll in einigen Jahren am Tower neben dem Flugfeld der Fürstenfeldbrucker Teil des Erinnerungsortes an das Olympia-Attentat entstehen. Seit vier Jahren wird dafür an einem Konzept gearbeitet, zuletzt hatte es ein wissenschaftliches Symposium gegeben. Dessen Ergebnisse sind nach Darstellung von Landrat Thomas Karmasin in einem Tagungsband zusammengefasst worden, der voraussichtlich in 14 Tagen erscheinen wird.

Hinter dem Brucker Projekt stehen politisch der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle und die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. Sie sind auch für die Planung eines Gedenkortes im Münchner Olympiapark verantwortlich. Der soll noch vor dem Brucker Vorhaben fertig werden und in der Nähe der ehemaligen Unterkunft der Sportler entstehen, nachdem die Pläne einer Erinnerungsstätte im Olympiadorf am Widerstand der Eigentümer gescheitert waren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: