Fürstenfeldbruck:Das Leid der Männer

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Brucker Männerkreis diskutiert über Schmerzempfindlichkeiten der Geschlechter

Von Maren Jensen

FürstenfeldbruckMit Männerschnupfen ist nicht zu spaßen. Dies erwies jüngst eine Studie der Deutschen Schmerzgesellschaft. Frauen und Männer sollen demnach sowohl biologisch als auch soziokulturell bedingt eine unterschiedliche Schmerzempfindlichkeit aufweisen. Das weibliche Geschlecht leide zwar generell an einer höheren Schmerzintensivität, verfüge aber über eine geringere Schmerzschwelle. Einer der Gründe dafür sei das schwächere Immunsystem des Mannes, erzeugt durch das Hormon Testosteron. Sind Männer trotzdem besonders wehleidig? "Ich glaube nicht daran", sagt der Rentner und Leiter des Brucker Männervereins der evangelischen Kirchen, Richard Gedon. "Ein Indianer kennt keinen Schmerz", sagt er und lacht. Seit Monaten beschäftigt ihn das Thema Schmerzen. Wie wirkt sich psychischer Schmerz auf den Körper aus? Wie wird das Thema in der Bibel behandelt? Und welche verschiedenen Arten von Schmerz gibt es überhaupt? Auf all diese Fragen versucht er mit seinem Verein, dem Brucker Männerkreis, am Freitag, 5. November, eine Antwort zu finden. Referent und Zahnarzt Heiner Hühn erklärt dabei, wie Schmerzen entstehen, wie sie wahrgenommen werden und was man dagegen tun kann. Dabei soll vor allem der Unterschied zwischen den Geschlechtern im Fokus stehen. "Schließlich sollen auch Männer damit in Zukunft besser zurecht kommen können", sagt Gedon, der bis April 2015 im Landesvermessungsamt tätig war. "Wir finanzieren den Abend durch zwei Kleidersammlungen im letzten Jahr", erklärt er.

Für den Referenten Heiner Hühn entschied sich Gedon bewusst. "Er ist mein ehemaliger Zahnarzt. Ich denke, dass die Spezialisierung auf den Bereich sehr interessant werden kann.", sagt er. "Besonders gequält hat er mich aber nicht damals", erzählt der Vorsitzende. Seit vier Jahren leitet er den Verein.

Neben dem Schmerzempfinden in der heutigen Zeit möchte der 65-Jährige auch einen Blick in die Vergangenheit werfen. "In der Bibel ist der Schmerz ein wichtiges Thema. Zwar wird er nicht sehr oft erwähnt und oftmals eher mit Pein in Verbindung gebracht, eine wichtige Rolle spielt er aber trotzdem", sagt Gedon. Ein Beispiel dafür sei die Geschichte von Jesus, der als Zwölfjähriger mit seiner Familie einen Tempel besucht. "Seine Eltern machten sich auf dem Rückweg und haben Jesus dabei verloren. Drei Tage suchten sie in der Wüste nach ihm und äußerten ihre Schmerzen, als sie ihn endlich wieder gefunden haben. Dabei ist es Interpretationssache, ob sie ihre Fußschmerzen durch den heißen Sand meinten oder die seelische Qual, den Sohn verloren zu haben", sagt Gedon. Weitere Beispiele sollen an dem Abend erläutert werden.

Zum Ende des Vortrages wird eine offene Diskussionsrunde eröffnet, in der sich die Teilnehmer über Schmerzerfahrungen austauschen können. "Wir begrüßen gerne weitere Interessenten in unserem Kreis, egal in welchem Alter. Einzige Einschränkung ist die Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht", sagt Gedon. Das jüngste Mitglied des Vereins ist 35 Jahre alt, das älteste Mitglied schon weit über 70. "Ich denke, dass gerade dieses Thema in allen Gruppierungen interessant werden könnte", sagt der Rentner.

Abschließend bestehe die Möglichkeit zu einem persönlichem Austausch. "Wichtig ist uns, dass alles, was in unserem Kreis besprochen wird, nicht nach außen getragen wird". Dem Abend ist ein zeitlicher Rahmen von zwei Stunden gesetzt. Beginn ist um 18.30 Uhr im Gemeindesaal der evangelischen Gnadenkirche, Eingang Ettenhofer Straße. "Wir lassen den Abend in einer Pizzeria ausklingen. Dann reicht es auch, über Schmerzen gesprochen zu haben. Wichtig sind schließlich auch die Schönen Dinge im Leben", sagt Gedon.

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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