Fürstenfeldbruck:Das Leben als Kreisverkehr

BLLV

Lehrer von Grund- und Mittelschulen in Oberbayern informieren sich bei der Fachtagung im Veranstaltungsforum Fürstenfeld.

(Foto: Günther Reger)

Beim Oberbayerischen Lehrertag am Buß- und Bettag in Fürstenfeld motiviert Kanzlersohn Walter Kohl die Teilnehmer

Von Andreas Grebl, Fürstenfeldbruck

Was tun Lehrer an einem unterrichtsfreien Tag wie dem Buß- und Bettag? Richtig, sie gehen zum Unterricht. Aber nicht den mit ihren Schülern, sondern bilden sich selber fort. Am Mittwoch taten dies über 1000 Lehrkräfte aus Grund- und Mittelschulen Oberbayerns beim 30. Lehrertag im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Zum zwölften Mal fand diese Weiterbildungsveranstaltung nun schon in Fürstenfeldbruck statt.

Im Unterricht lassen Lehrer oft Arbeitsgruppen bilden oder motivieren Schüler zu Workshops. In Fürstenfeld standen den Lehrern 35 solcher Betätigungsfelder für alle Schularten und Fachgruppen zur Verfügung. Weil man im Leben nie auslernt, nahmen die Pädagogen aus Fürstenfeld unter anderem mit, wie sie die Konzentration ihrer Schüler während des Unterrichts fördern können, wie sie Schülern Werte vermitteln und wie sie mit Beschwerden von Eltern umgehen sollten. Da auch im scheinbar gut geregelten Lehrerberuf Überlastungen entstehen können, widmete sich eine Arbeitsgruppe während der eintägigen Fachtagung dem Thema Gesundheit des Lehrers und wie er sich persönlich in der Schule motivieren könne.

Einen Motivator von Berufs wegen, einen Coach mit berühmten Namen nämlich, lernten die Lehrer beim Einführungsvortrag kennen. Walter Kohl, Sohn des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl. Von Walter Kohl ist bekannt, dass er nicht das beste Verhältnis zu seinem Vater hat. So lautete seine Kernthese im Vortrag: Wer Frieden mit der eigenen Vergangenheit schließt, der hat Sinn für seine Zukunft und Kraft für die Gegenwart. Und dabei zitiert Kohl junior nicht Kohl senior, sondern einen Vorgänger seines Vaters, den SPD-Kanzler Willy Brandt mit den Worten "Jede Zeit hat ihre eigenen Antworten". Walter Kohl ist zur Erkenntnis gelangt, dass man durch die Versöhnung mit langjährigen Belastungen Frieden mit sich selbst schließen kann. Dabei gehe eine Wandlung vor sich. Auf die Frage "Warum tue ich etwas?" folge dann die Frage "Wofür tue ich etwas?". Die entscheidende Frage, die Kohl sich aber auch stellte, war "Was ist Glück für mich jetzt?"

Kohls Botschaft an die Lehrer ist, darzustellen, wie jemand seinen eigenen inneren Frieden finden kann. Dazu hat ihm persönlich die Erkenntnis verholfen, wo er im Leben zwischen Arbeit, Familie, Aufgaben und Gesundheit bleibe. Für Kohl ist das Leben wie ein Kreisverkehr, ein Kreisverkehr des Lebens zum inneren Frieden. Den Schlüssel hat er darin gefunden, dass er die Realität nicht nur angenommen, sondern auch wirklich akzeptiert hat. Das Schwierige daran sei, nicht der Wirklichkeit zu entfliehen.

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