Fürstenfeldbruck:Das Kloster klingt nach Buddha-Tempel

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Petra Preußner entlockt ihren Klangschalen meditative Töne. Und um sie herum gibt es auf der Messe "Ketten, Kunst und Kaviar" in Fürstenfeld weitere hochwertige Accessoires und Gebrauchskunstwerke

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Tenne gehörte früher zu den weitläufigen Anlagen von Kloster Fürstenfeld. Mit ihrem mächtigen, freiliegenden Holzgebälk und den Ziegelmauern versprüht sie immer noch so etwas wie Respekt einflößenden klerikalen Charme. Am Sonntag, beim Künstler- und Handwerkermarkt "Ketten, Kunst und Kaviar", klingt es in der Tenne auch nach Kloster - oder eher nach buddhistischem Tempel: Im Obergeschoss führt Petra Preußner aus Maisach den Besuchern vor, wie man Klangschalen durch Reiben oder Schlagen mit einem Schlegel Töne entlockt, die minutenlang in der Luft zu hängen und nur ganz langsam in der Ferne zu verebben scheinen.

Im Angebot sind an dem kleinen Stand des von Bernhard Baier 1984 gegründeten "Art und Artisan - hören, fühlen, erleben" auch kleine, bunt bemalte Hocker aus Thailand. Aber das Herz von Petra Preußner "brennt für die Klangschalen", das wird sehr schnell deutlich. Natürlich sei es Ziel eines solchen Messe-Engagements, Produkte zu verkaufen. Aber eigentlich ist das der Frau aus Maisach gar nicht so wichtig. Sie will den Menschen "etwas Schönes zeigen", die Faszination dieser Schalen vermitteln und deren beruhigende Wirkung und Eignung für Meditation näherbringen. Allehaben ihren ganz eigenen Klang. Keine so wie die nächste, mal leicht flirrend, hell, mal tief brummend wie ein Bass. Jede Schale hat einen Ober- und einen Unterton, die in etwa eine Oktave auseinanderliegen. Es gibt die Klangschalen handtellergroß, und es gibt sie groß wie ein Waschbottich, so dass man hineinsteigen kann. Die Preise reichen von 30 Euro bis 1600 Euro und richten sich nach dem Gewicht. Petra Preußner hat hundert Klangschalen zu Hause im Regal stehen, und sie möchte keine missen. "Aber eigentlich reicht es", räumt sie mit verschmitztem Lächeln ein, "wenn man eine gescheite hat."

Petra Preußner aus Maisach demonstriert, wie man eines der größeren Klangschalen-Exemplare in Schwingungen versetzt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Fertigen lässt die Fair-Trade-Einrichtung, die ohne eigenes Ladengeschäft auskommt und vor allem auf Märkten und Messen präsent ist sowie andere Fair-Trade-Läden im ganzen Bundesgebiet beliefert, im Norden von West-Bengalen. 300 Familien leben dort vor allem von der Herstellung dieser Gebrauchskunstwerke. Sie werden in stundenlanger Arbeit von Hand getrieben, oft sitzen drei Männer im Kreis und bearbeiten mit Hämmern das Metall. An einer mittelgroßen Schale arbeiten drei Arbeiter in der Regel mehrere Tage. Dass man im fernen Indien so viele Familien unterstützen kann, findet Petra Preußner genauso gut wie die Handwerksprodukte selbst, die aus einer Legierung aus Kupfer, Silber, Gold, Zinn und Zink bestehen.

Weniger klangvoll, aber mindestens genauso ansehnlich sind die Kunstwerke, die einen Stock tiefer zu sehen sind. In halb offenen Holzkisten, die aus Obstanbaugebieten in Schleswig-Holstein stammen, drängen sich handgefertigte Plüschtiere, daneben liegen Schreibgeräte aus Holz, geflochtene Bastkörbe, Likörfläschchen oder Schokolade. Mit den Abmessungen eines Messestands hat die Münchnerin Christine Rabis gar keine Probleme. Denn ihre Geschäftsidee ist es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und kleine Kunstwerke ganz groß aussehen zu lassen. In ihrem Ende 2016 eröffneten Laden "Fach 4 - Marktplatz für Kreatives" an der Augsburger Straße in Fürstenfeldbruck stellen zurzeit etwa 80 Künstler, Handwerker oder Geschäftsleute aus - um die Weihnachtszeit herum sind es aber auch mal bis zu 140. Mieten kann jeder Wandflächen, Kleiderstangen - und so viele Weinkisten wie er will, alle aber haben das Einheitsmaß 50 mal 40 mal 30 Zentimeter. Profis zählen ebenso zu Rabis' Kunden wie Hobbykünstler und andere Brucker Geschäfte wie der Teeladen an der Schöngeisinger Straße oder der Filzpalast an der Adolf-Kolping-Straße. Holzkisten mietet aber auch ein Grafiker aus Berlin an und eine Künstlerin aus Leipzig, die sich auf Kunstwerke aus getrockneten Blüten spezialisiert hat.

Bei "Fach 4" aus Bruck bekommen auch handgemachte Spielzeugfiguren eine Bühne. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Natürlich freut sich Christine Rabis, wenn sich Käufer für schöne Sachen und Geschenkideen finden. Aber sie freut sich auch, wenn nette Menschen an den Messestand oder auch in den Brucker Laden kommen, um sich einfach gemütlich aufs Sofa zu setzen und einen Kaffee zu trinken. Kunst und Kreativitätbedürfen der Muße und sollen schließlich Spaß machen.

So sehen das auch die mehr als tausend Besucher, die am Samstag und Sonntag in die Tenne gekommen sind und dort nicht nur Geschmackvolles für Ohren und Augen finden - sondern auch afrikanische Speisen und Gewürze oder Balsamico-Essig verkosten können.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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