Fürstenfeldbruck:Das Haus als Ausdruck von Wert und Emotion

Lilian Loke

Die junge Münchner Autorin Lilian Loke.

(Foto: Günther Reger)

Die gebürtige Puchheimerin Lilian Loke hat sich mit ihrem Debütroman "Gold in den Straßen" mittlerweile einen Namen in der Literaturszene gemacht. Bei einer Lesung zeigt sie, warum viele Menschen von ihrem Werk begeistert sind

Von Katharina Knaut

Eine Welt des Geldes, des Reichtums und der Macht. Eine Welt der großen Firmen und bedeutender Geschäftsmänner. Das ist die Welt, in die 30 jährige Lilian Loke ihre Zuhörer bei der Lesung ihres Debütromans "Gold in den Straßen" entführte. Mit ihren Worten zeichnete sie Bilder von schicken Büroräumen in hohen Gebäuden, von aalglatten Immobilienmaklern in teuren Anzügen und von ihrem zwiespältigen Protagonisten Thomas Meyer.

Dieser lebt als erfolgreicher Verkäufer von Luxusimmobilien in Frankfurt am Main. Sein Beruf ist für ihn Berufung, das Maklergeschäft bedeutet ihm viel mehr als nur die Veräußerung von Objekten. Er verkauft den Menschen ein Gefühl, erfüllt ihnen den Wunsch zu einem eigenem Heim. Mit dieser Einstellung arbeitet er sich vom einfachen Schuhputzer, der von seinem Vater drangsaliert wird, zu einem der erfolgreichsten Verkäufer der Firma, der mit seiner Intuition die Wünsche seiner Kunden erkennt und sie in Geld verwandelt. Getrieben von einem in der Kindheit entstandenen Minderwertigkeitskomplex, entwickelt er eine große Liebe zum Geld und zum Erfolg. Dahinter stehen jedoch noch immer die Unsicherheit eines kleinen Jungen sowie große Gewissensbisse, an denen er letztendlich zugrunde geht.

Gespannt lauschen die Zuhörer in der Stadtbibliothek Puchheim Lokes Ausführungen. Größer könnte der Unterschied zwischen der von der Autorin beschriebenen kalten Welt und der behaglichen Bibliothek nicht sein. Durch ihre detailreichen Schilderungen von Menschen und Umfeld schafft sie es jedoch, zwischen den vielen Büchern und Regalen der Bibliothek große Büros entstehen zu lassen, in denen eingebildete Finanzleute ihr Unwesen treiben. Die vorgelesenen Passagen sind geschickt ausgewählt, sodass auch ein Zuhörer, der das Buch nicht gelesen hat, einen guten Überblick über Meyers Werdegang, seine Umgebung und seiner inneren Gefühlslage bekommt.

Insgesamt zweieinhalb Jahre lang arbeitete Loke an ihrem Buch. Sie habe viel Disziplin und Wille aufbringen müssen, manchmal habe sie auch die ganze Nacht durchgeschrieben, so die Autorin. Danach sei sie zwar unendlich müde, aber auch glücklich gewesen. "Das belohnt einen." Inspiriert beim Verfassen des Romans hätte sie Georg Büchner, an dem sich auch ihre kurze und präzisen Schreibweise orientiert. Die fachlichen Hintergründe erhielt sie durch ihre Arbeit als PR-Beraterin in einer Münchner Agentur im Ressort "Bauen & Wohnen, Energie & Technik".

In den Beruf sei sie jedoch eher zufällig hineingerutscht. Das Schreiben sei ihre wahre Leidenschaft, verriet Loke. Aufgewachsen in Puchheim, wusste sie schon früh, dass sie schreiben möchte und verfasste bereits im Alter von 12 Jahren ihre ersten Geschichten. Um ihren Traum weiterführen zu können, studierte sie schließlich englische Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Neue Deutsche Literatur an der Ludwigs-Maximilian- Universität in München. Danach war sie Stipendiatin der Schreibwerkstatt- der Jürgen-Ponto-Stiftung und erhielt das Literaturstipendium der Stadt München. Das Thema ihres ersten Romans entwickelte sie im Rahmen der Finanzkrise. Sie wollte über die Welt der Wirtschaft schreiben, da diese jeden Menschen anginge, wollte das Thema jedoch gleichzeitig in einer Geschichte verpacken und keinen trockenen "Zahlenroman" verfassen. Auf die Immobilienwelt kam sie, da Häuser neben der wirtschaftlichen Seite auch eine emotionale Ebene besitzen, da die meisten Menschen mit ihnen etwas verbinden.

Für ihr Werk erhielt Loke den Bayerischen Kunstförderpreis 2015 und den Tukan-Preis der Stadt München, bei dem jedes Jahr eine herausragende Neuerscheinung gekürt wird. Das Buch überzeugte auch die Zuhörer in Puchheim. Eine Besucherin meinte, sie hätte nun richtig Appetit bekommen, das Buch zu lesen. Auch Ramona Weiß, Kultur- und Bildungsreferentin der Stadt Puchheim und Moderatorin des Abends, lobte das Werk: "Da ist Ihnen ein ganz tolles Stück gelungen." Lilian Loke schreibt mittlerweile schon an ihrem nächsten Buch, genaueres wollte sie noch nicht verraten. "Über ungemachte Sachen darf man nicht sprechen."

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