Fürstenfeldbruck:Dämpfer für Eisen-Rudi

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Das Unternehmen Eisen-Rudi will seinen Recycling-Betrieb auf der Freifläche im Gewerbegebiet Hasenheide erweitern. (Foto: SZ-Grafik)

Brucker Recyclingunternehmen möchte expandieren. Die Stadt will aber zunächst prüfen, ob auf der letzten großen Freifläche im Gewerbegebiet Hasenheide nicht doch noch "höherwertiges" Gewerbe angesiedelt werden kann

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Eine große Freifläche gibt es noch im Gewerbegebiet Hasenheide. Das Areal im Westen der großen Halle des Getränkelogistikers Trinks gilt allerdings als problematisch. Das Material, mit dem die einstige Kiesgrube an dieser Stelle verfüllt worden ist, könnte Altlasten enthalten. Nun hat sich doch noch ein Interessent gefunden: Das Unternehmen Eisen-Rudi will seinen im Süden angrenzenden Recycling-Betrieb auf mehr als die doppelte Größe erweitern. Die Stadt hat dem Vorhaben gegenüber Vorbehalte und eine erste Anfrage, mit der die Aussicht auf eine spätere Baugenehmigung ausgelotet werden sollte, eher zurückhaltend beantwortet. Mehr als die Zusage einer wohlwollenden weiteren Prüfung wollte sich der Bauausschuss nicht abringen lassen. Vor allem soll zunächst ausgelotet werden, ob im Norden der Stadt nicht auch "höherwertiges" Gewerbe angesiedelt werden kann. Alexander Schmid, Chef von Eisen-Rudi, fühlt sich hingehalten. Er hatte sich deutlichere Signale erhofft, ist enttäuscht und ratlos.

In dritter Generation führt der 40-Jährige das Unternehmen, das längst kein klassischer Schrottplatz mehr ist. Nicht zuletzt wegen der großen Konkurrenz durch das Internet und strenger Gewährleistungspflichten für gebrauchte Ersatzteile setzt er immer stärker auf eine "stoffliche Verwertung". Dabei werden beispielsweise Metalle, Kunststoff, Glas oder andere Materialien voneinander getrennt und dienen andernorts wieder als Rohstoffe für die Produktion. Der Umweltschutz spiele bei ihm eine große Rolle, beteuert Schmid und verweist auf die Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb. Schmid nimmt nicht nur Schrott und Altautos entgegen, sondern auch alle Arten von Metallen sowie Gewerbeabfälle und Holz. Nicht zuletzt mit Blick auf die bevorstehende Verschärfung der Gewerbeabfallverordnung will und muss Schmid die Quote des stofflichen Recyclings weiter anheben. Zudem benötigt er Platz für Sortier- und Lagerflächen sowie Maschinen, um Holz für die Spanplattenindustrie zu verarbeiten. Ängsten, in der Hasenheide entstehe ein riesiger Schrottplatz, tritt Schmid entschieden entgegen. Ein Großteil der Arbeit soll ohnehin in Hallen vonstatten gehen, die er bauen will. Sollte das klappen, dann könnte die Belegschaft von 20 auf bis zu 50 Mitarbeiter aufgestockt werden. Für das Projekt aber braucht Schmid Platz. Die knapp 11 500 Quadratmeter im Spitz der Straßen Am Kugelfang und Am Fohlenhof reichen nicht. Schmid hat bereits Gespräche geführt mit dem Freistaat, dem die nördlich angrenzende, fast 22 000 Quadratmeter große Fläche gehört. Ein schmaler, gut 2000 Quadratmeter großer Streifen befindet sich im Besitz der stadteigenen Grundstücksverwertungsgesellschaft Industha.

Die Erörterung im Bauausschuss, der Schmid beiwohnte, empfindet der Unternehmer als deutliche Abfuhr. Für ihn grenzt es schon an Beleidigung, wenn einem alteingesessenen Recyclingunternehmen die Hochwertigkeit abgesprochen und dieses "eher in eine untere Schublade" gesteckt werde. Im Gremium hatte es eine längere Debatte gegeben, welche Art von Gewerbe sich die Stadt auf der Freifläche neben Trinks wünscht - nachdem bereits die Ansiedlung des Getränkelogistikers auch wegen des damit einhergehenden Schwerverkehrs lange höchst umstritten gewesen war. Die Bauleitplanung war nach dem Geschmack von Franz Neuhierl (Freie Wähler) 2012 zu sehr an die Interessen des Betriebs "angepasst" worden. Markus Droth (CSU) warnte vergeblich davor, sich bei einer Prüfung möglicher Nutzungsmöglichkeiten des Areals bereits auf "höherwertiges" Gewerbe zu beschränken. Gegen die Stimmen von Droth und Neuhierl wurde beschlossen, die Befürwortung des Erweiterungsvorhabens an Bedingungen zu knüpfen. Noch vor dem Einreichen eines Bauantrags soll Schmid mit Gutachten belegen, dass alle Auflagen bei Lärm- und Umweltschutz eingehalten werden.

Schmid aber ist es viel zu riskant, dem Freistaat die Fläche abzukaufen und möglicherweise mehr als 100 000 Euro in Gutachten zu investieren, ohne Sicherheit, dann auch eine Baugenehmigung zu bekommen. Wie es nun weitergeht, weiß er nicht. "Mir läuft ja langsam die Zeit davon." Notfalls müsse er eben andernorts Flächen für die Auslagerung von Betriebsteilen suchen, so Schmid am Dienstag. Gleichwohl hofft er noch auf ein Gesprächsangebot der Stadt.

Die Stadträte haben sich mit weiteren Ansiedlungsanfragen beschäftigt. Positiv bewerten sie den Wunsch des kirchlichen Dominikus-Ringeisen-Werks, in der Stadt eine Wohneinrichtung für Erwachsene mit Behinderung zu bauen. Gleiches gilt für die Errichtung eines Biosupermarkts mit bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche durch die Focus Handelsimmobilien, sofern diese bereit ist, in Bestandsimmobilien wie etwa den ehemaligen Edeka an der Augsburger Straße zu ziehen. Abschlägig beschieden wurden Ansiedlungswünsche am Stadtrand für einen Baustoffgroßhandel, einen Verbraucher- sowie einen Discountmarkt.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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