Fortbildung:Dämmmaterial ist brandgefährlich

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Beim Kommandantentag der Feuerwehren bilden sich die Helfer fort. Sie lernen beispielsweise, dass Styropor an Hauswänden bei Feuer flüssig und hoch brennbar wird

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Den Feuerwehren im Landkreis geht es relativ gut. Das ist das Fazit des 13. Kommandantentags im Offiziersheim im Brucker Fliegerhorst. Vertreter kleinerer Wehren klagen zwar auch darüber, dass es schwieriger werde Nachwuchs zu finden und tagsüber zu wenig aktive Feuerleute zur Verfügung stehen. Die Tagung nutzten die Organisatoren um Kreisbrandrat Hubert Stefan und Kreisbrandinspektor Hans Hintersberger nicht nur dazu, Informationen des Landesverbandes weiterzugeben. Der Kommandantentag war für die 102 Teilnehmer aus fast allen 52 Feuerwehren im Landkreises auch ein Tag der Fortbildung.

Das Netz zur Einführung des Digitalfunks stehe und funktioniere, teilte Kreisbrandrat Stefan der SZ mit. Der so genannte Wirkbetrieb ist schon angelaufen. An der jeweiligen Einsatzstelle der Feuerwehr werde untereinander bereits digital gefunkt. "Der Funk zur Leitstelle soll zum 1. Juli in Betrieb gehen", erläuterte der Landkreis-Feuerwehrchef aus Gernlinden, der seit 2004 im Amt ist. Bis dahin müssten noch Softwareprobleme behoben werden. Doch das sei zu schaffen. Die Feuerwehren würden sich zurzeit die Geräte dafür beschaffen.

Die Fortbildungsthemen waren vielfältig. So referierte Hintersberger zur Brandschutzerziehung oder Christian Emrich zu "modernen Brandverläufen" mit viel Rauchentwicklung und Freisetzung von Giften, die moderne Technik erfordere. Emrich ist Brandschutzabschnittleiter der Münchner Berufsfeuer und kümmert sich dort um den vorbeugenden Brandschutz von Wohn- und Geschäftsgebäuden. Dass die Wärmeverbundsysteme, also die Wärmedämmung mit Styropor, an den Häusern den Feuerwehren zunehmend Probleme bereiten werden, davon zeigte sich Christian Schwarz von der Staatlichen Feuerwehrschule in Geretsried überzeugt. "Styropor wird bei einem massiven Feuer flüssig und wird zu Styrol oder Benzol, ein hoch brennbarer Stoff", so Schwarz. Bei Fassaden mit Wärmedämmung breite sich das Feuer leichter über mehrere Stockwerke aus. Präventiv müsste darauf geachtet werden, dass keine leicht entflammbaren Müllcontainer an den Hauswänden stehen. "Auch bei Baustellen besteht größere Brandgefahr", warnte Schwarz.

An Ausrüstung mangelt es den auf freiwilliges Engagement ausgerichteten Feuerwehren im Landkreis offenbar nicht. "Wir haben das, was der Gesetzgeber fordert", bestätigte Achim Schweigstetter, Kommandant der Feuerwehr Eichenau. Das bedeutet, dass dort ein Löschzug mit Einsatzwagen und vier Löschfahrzeugen im Feuerwehrhaus stehen. Das Haus ist 2010 für 7,2 Millionen Euro entstanden und hat ein etwa 60 Jahre altes Feuerwehrhaus abgelöst. "250 alarmierte Einsätze sind es jedes Jahr - darunter geht gar nichts", informierte Schweigstetter noch. Noch mehr Einsatze gibt es bei den beiden Feuerwehren in Germering. Die Feuerwehr Unterpfaffenhofen verzeichnet schon Ende Februar 37 Einsätze. Ihr Gerätehaus ist nicht mehr ganz so neu wie das in Eichenau und bekommt 2016 einen Anbau. Das schafft Platz für eine zusätzliche Fahrgasse und eine Waschhalle für die Fahrzeuge. Kommandant Michael Gogl freut sich über den momentan üppig vorhandenen Nachwuchs: "23 Jugendliche sind zurzeit da, wir können kaum noch jemand aufnehmen."

"Um Nachwuchs müssen wir schon werben, früher kamen die Jugendlichen von alleine", erklärte dagegen Stephan Paintner, der zweite Kommandant aus Landsberied. Mit 50 aktiven Mitgliedern wickelt die kleinere Feuerwehr 25 Einsätze im Jahr ab. "Was unsere Ausrüstung anbetrifft, finden wir bei der Gemeinde immer ein offenes Ohr", bestätigte Paintner. Auch die volle Unterstützung der Kommune hat die Feuerwehr in Grafrath. Sie bekommt ein neues Fahrzeug für 380 000 Euro. Mit nur 35 Aktiven ist dort die Feuerwehr "im Moment an der unteren Grenze angelangt", wie Kommandant Florian Volz erläuterte. Besonders tagsüber sei es schwer, genügend Feuerleute für Einsätze zu finden. Die Fluktuation bei den Aktiven führte Volz auch auf die Wohnungssituation zurück: "Die Leute ziehen weg, weil sie keine bezahlbaren Wohnungen finden."

© SZ vom 04.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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