Fürstenfeldbruck:Charmeoffensive

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Buffet am Bauernmarkt: Zahlreiche Kreispolitiker nutzen die Einladung auf den Brucker Bauernmarkt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Sommerfrühstück auf dem Bauernmarkt bekunden die Kreispolitiker ihre Verbundenheit mit den regionalen Erzeugern

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Engelbert Jais hat eigentlich Urlaub. An seinem Verkaufsstand auf dem Brucker Bauernmarkt gibt es deshalb kein Fleisch, nur ein wenig Wurst wird dort verkauft. Der Innungsobermeister der Metzger ist am vorigen Samstag trotzdem zum Bauernmarkt gekommen, wo die Direktvermarkter zu einem Sommerfrühstück eingeladen und den Kunden Wurst und Käse, Gemüsesticks, gekochte Eier, Marmelade, Honig und Kuchen auftischten. Der Andrang unter den Marktbesuchern war deutlich größer als an einem gewöhnlichen August-Samstag, am Buffet musste nachgelegt werden. "Wir sind total überrascht und stolz, dass so viele gekommen sind", sagt Josef Unglert, Chef des Direktvermarktervereins Bauernquelle.

Man könnte es eine Art Charmeoffensive nennen, die die Direktvermarkter mit ihrem Frühstück planten und die Unglert zufolge sehr wohl auch mit den Vorkommnissen im Brucker Schlachthof zu tun hatte. "Die Leute haben uns schon abgestraft", sagt er. Beim Bauernmarkt am Jexhof, der nur einen Tag nach Veröffentlichung der Vorwürfe gegen den Schlachthof stattfand, habe er 300 Würste wegwerfen müssen, erzählt er: "Aber wir Betriebe können nichts dafür." Die Fehler müssten nun ausgebügelt werden, und dann müsse es normal weitergehen.

Dass der regionale Schlachthof in Fürstenfeldbruck eine Zukunft haben soll, das wollen auch die Kommunalpolitiker. Zahlreiche Kreistagsmitglieder aller Couleur waren der Einladung zum Sommerfrühstück gefolgt, darunter die Bürgermeister Martin Schäfer (UBV) aus Gröbenzell und Joseph Schäffler (CSU) aus Moorenweis, mehrere Kreisräte der SPD sowie ihr Landtagsabgeordneter Herbert Kränzlein, Martin Runge (Grüne) aus Gröbenzell und Brucks zweiter Bürgermeister Christian Götz (BBV). Kathrin Sonnenholzner (SPD), die ihre Kreistagskollegen zu dem Besuch aufgefordert hatte, kauft selbst regelmäßig dort ein und berichtet von "zwischenzeitlich weniger Kundschaft auf dem Bauernmarkt, die natürlich mit der Verunsicherung der Verbraucher zu tun hat". Deshalb hält sie es für wichtig, "dass das, was war, vernünftig aufgeklärt wird" und "dass die Neuen nun eine faire Chance bekommen".

Auch Sonnenholzners Kollegen bekunden bei den Gesprächen am Buffet ihre Solidarität mit den regionalen Lebensmittelproduzenten, wenngleich die wenigsten von ihnen Stammkunden der Einrichtung am Kloster Fürstenfeld sind. Wie die Affäre um den Schlachthof aufgearbeitet werden soll, darüber gehen die Meinungen indes auseinander. Max Keil, der für die ÖDP im Kreistag sitzt, auf dem Bauernmarkt Gemüse verkauft und im Schlachthof Geschäftsführer war, erhebt Vorwürfe gegen die staatlichen Stellen. Diese hätten "bei den Kontrollen versagt". In einer E-Mail fragt Keil zudem: "Warum rollen eigentlich in den zuständigen Behörden noch nicht die Köpfe? "Wenn nur ein Funke von den aufgebauschten Vorwürfen an den Brucker Schlachthof Realität wäre, dann haben aber die staatlichen Kontrollen im Schlachtbetrieb und in den Behörden einiges verschlafen".

Man versuche, die Bauern schlecht zu reden, sagt Kreisrat und Biobauer Johann Märkl (Grüne). Peter Falk (SPD) indes bedauert, dass der Kreistag "nicht in die Bücher schauen kann". Verstöße gegen den Tierschutz könne man "nicht aus Büchern verfolgen", findet indes sein CSU-Kollege Hubert Ficker. Sich um Fehlverhalten zu kümmern, sei schließlich die Sache der Polizei.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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