Fürstenfeldbruck:Brucker OB nach Herzinfarkt übern Berg

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Klaus Pleil bricht am Neusiedler See zusammen. Krankenschwestern, die auch auf dem Campingplatz Urlaub machen, reanimieren den Bewusstlosen. Der Rathauschef liegt auf der Intensivstation, ihm geht es nach einer Operation besser

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Ein Riesenglück hat der Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) am vergangenen Sonntag gehabt, nachdem er plötzlich einen Herzinfarkt erlitt und bewusstlos zusammenbrach. Zwei erfahrene Krankenschwestern, die zufälligerweise auf dem gleichen Campingplatz wie der OB in Podersdorf am Neusiedler See in Österreich Urlaub machten, gelang es, den 51-Jährigen in Teamarbeit mit einer ebenfalls zufällig anwesenden Bergretterin sofort zu reanimieren. Eine der Schwestern arbeitet zudem auf einer kardiologischen Abteilung. Sie verfügte also über lebensrettende Erfahrung im Umgang mit Herzinfarktpatienten.

Schon zehn Minuten nachdem der OB das Bewusstsein verloren hatte, veranlasste ein Notarzt, dass der Patient in eine Klinik gebracht und umgehend operiert wurde. Pleil erhielt drei Stents und wurde ins künstliche Koma versetzt. Inzwischen ist der Patient laut seiner Stellvertreterin Karin Geißler (Grüne) übern Berg, also nicht mehr in Lebensgefahr und auch nicht mehr im künstlichen Koma. Er befinde sich in der Aufwachphase, erkenne seine Familienangehörigen und reagiere auf Ansprache, obwohl er selbst noch nicht sprechen könne. Geißler steht in engem Kontakt mit der Familie Pleil. Deren Aussagen hätten sie sehr optimistisch gestimmt, berichtete die Stellvertreterin am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Schließlich seien alle Untersuchungsergebnisse und Messwerte "sehr positiv". Selbst die Details, die die Dritte Bürgermeisterin über den Gesundheitszustand des OB preisgab, wurden vorher mit dessen Ehefrau Claudia, dessen Tochter Franziska und dessen Sohn Sebastian abgesprochen.

Pleil war mit Frau, Tochter und Freunden mit einem Wohnmobil nach Österreich gefahren, um dort den Sommerurlaub zu verbringen. Kurz bevor er infolge des Infarkts zusammenbrach, hatte er noch auf dem Neusiedler See gesurft. Der Brucker Rathauschef ist sehr sportlich. Wie mit der Familie vereinbart, wurden erst am Donnerstag die Mitarbeiter und die Stadtratskollegen des Rathauschefs über dessen Klinikaufenthalt und Gesundheitszustand informiert. Um zu verhindern, dass in Fürstenfeldbruck Spekulationen die Runde machen, sollte die Öffentlichkeit erst zu dem Zeitpunkt erfahren, was dem OB passiert war, an dem feststand, dass es dem Patienten besser geht.

Als sie die Rathausmitarbeiter informierte, flossen Tränen, berichtete die Bürgermeister-Stellvertreterin. Auch die Stadträte und Bürgermeisterkollegen hätten sehr betroffen reagiert. "Der Schock ist groß", sagte Karin Geißler. Sie rechnet damit, dass Pleil schon in einigen Tagen aus der Klinik entlassen werden kann und dann einen mehrwöchigen Reha-Aufenthalt antritt. Und die Stellvertreterin geht davon aus, dass der OB danach ins Rathaus zurückkehren wird. Dieser Meinung ist auch Andreas Lohde, der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion. Zu Beginn der nächsten Woche sollen die Fraktionsvorsitzenden besprechen, welche Dinge dringlich zu bearbeiten sind und welche liegen bleiben können, bis Pleil an seinen Schreibtisch zurückkehrt. "Wir werden uns verständigen", beteuerte Lohde. Ob die Brucker BBV, der Pleil angehört, wie geplant am 9. Oktober ihr 50-jähriges Bestehen feiert wird, ließ Klaus Quinten offen.

© SZ vom 04.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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