Fürstenfeldbruck:Brucker Barock

Werner Seitz erklärt das Klosterareal

Von Christian Lamp, Fürstenfeldbruck

Fürstenfeldbruck: Rundgang im Klosterareal: Gästeführer Werner Seitz (Mitte) führt eine Gruppe von Besuchern.

Rundgang im Klosterareal: Gästeführer Werner Seitz (Mitte) führt eine Gruppe von Besuchern.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Etwa 70 Besucher dürften es gewesen sein, die an der Führung über das Klosterareal Fürstenfeld teilgenommen haben. Neben einigen Jüngeren und Interessierten im Alter "Fünfzig minus", wie Gästeführer Werner Seitz sich belustigt ausdrückte, hat es sogar ein Pärchen aus Kiel vor die Brucker Barockkirche verschlagen.

Mit der Fassade der Kirche Mariä Himmelfahrt beginnt die Führung. Das Kloster wurde 1263 errichtet und später erneuert - die neue Kirche wurde 1700 unter dem damaligen Münchner Hofbaumeister Viscardi begonnen. Die barocke Fassade sei 42 Meter hoch und verjünge sich durch die Staffelung von schmäler werdenden dorischen, ionischen und schließlich korinthischen Säulen optisch, berichtet Seitz. Geziert wird sie vom Heiligen Benedikt von Nursia, Jesus Christus und dem heiligen Bernhard von Clairvaux, der als heimlicher Ordensvater die Zisterzienser in ganz Europa verbreitet habe.

Am "Brunnenbüberl" vorbei zieht sich die verzierte Fassade, denn das Kloster mitsamt Kurfürstensaal sollte den Wittelsbachern als so getaufter "bayerischer Escatorial" dienen. Der habe allerdings das Zwanzigfache an Treppenhäusern, stellt Seitz lapidar fest. Dieser Saal und das Kloster selbst bleibt bei der Führung verschlossen, denn dort ist heute die Fachhochschule der Polizei einquartiert. Seitz spekuliert: Zur Zeit des Kurfürsten habe es natürlich keine freie Presse gegeben, man wisse nicht, was der feine Herr mit seiner Entourage dort im Saal getrieben habe.

Weiter geht es zum 2001 eingeweihten Veranstaltungsforum mit Ausstellungstrakt, Stadtsaal und Seminarräumen. Vom Forum beeindruckt die unaufdringliche, aber distinkte architektonische Verschränkung von Tradition und Moderne. Vordächer auf schmalen Säulen sowie zwei riesige gläserne Schiebetüren schmiegen sich an die traditionelle Fassade an, lediglich der auf die Wiese ausbrechende Stadtsaal ist kompromisslos modern. Den Hinweis auf die Kunstwerkstätten kommentiert eine Frau kennerhaft mit "Jaja, das muss auch sein."

Kunstvoll ist auch das Innere der Kirche, die wesentlich durch die Gebrüder Asam gestaltet wurde, wie Seitz der Gruppe erklärt. Deren Vorliebe für verdrehte Doppelsäulen und Gold sind deutlich präsent. Entsprechend prunkvoll ist die spätbarocke Kirchenausstattung, die schon Einflüsse des Rokoko aufweist. Auch die Fux-Orgel aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist prächtig verziert. Mit christlicher Armut und Bescheidenheit habe all das natürlich nichts mehr zu tun, aber das Kloster Fürstenfeld sei unter dem Einfluss der Wittelsbacher schon immer gut begütert gewesen, weiß Seitz. Auch die meisten der etwa 30 bis 40 Mönche seien Adelssprösslinge gewesen. Hier habe man nur im Geiste gearbeitet, ansonsten habe man arbeiten lassen, deshalb gebe es ja den Jexhof. Den Chor zieren mehrere große Gemälde, der Hochaltar stellt den Aufstieg Marias in den Himmel dar. Über dem Gemälde neigt sich als Statue Jesus zu seiner Mutter hinab.

Eine willkommene Reminiszenz an die Schlichtheit der alten Klosterkirche inmitten all der überladenen Formensprache ist die hölzerne Madonna mit Jesuskind, die rechts des Altars lehnt und laut Seitz auf etwa das Jahr 1450 zurückdatiert wurde. Auch Teile des reich verzierten Chorgestühls sowie das trutzige Eisengitter vor dem Hauptschiff seien noch aus der alten Kirche. Die Madonna wiederum liegt zu Füßen des Kaisers Ludwig I. der Bayer, der in Statuenform zusammen mit seinem Vater, dem Klosterstifter Kurfürst Ludwig II., den Chor flankiert.

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