Fürstenfeldbruck:Bruch mit der Tradition

Kunsthaus FFB

Farben, Formen und ihre Wirkung aufeinander: Das sind die Themen, die den jungen Künstler Christian Muscheid beschäftigen.

(Foto: Günther Reger)

Christian Muscheid erhält Kunstförderpreis

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Wie modern Konkrete Kunst sein kann, wenn sie aus dem Pinsel eines jungen Malers stammt, zeigt die aktuelle Ausstellung im Brucker Kunsthaus. Dort werden Werke des Münchners Christian Muscheid gezeigt, der am Freitag bei der Vernissage den Kunstförderpreis der Kulturstiftung Derriks erhalten wird, der mit 3000 Euro, der Ausstellung und dem zugehörigen Katalog dotiert ist.

Muscheids Werke sind deshalb so sehenswert und außergewöhnlich, weil sie mit den strengen Regeln der Konkreten Kunst auf fast schon ironische Weise brechen. Zwar hält er sich daran, seine Werke auf streng mathematisch-geometrischen Formen aufzubauen, allerdings durchbricht er diese Vorgaben immer wieder. Etwa im Werk "Wien" von 2016. Es besteht aus mehreren aneinander gesetzten Halbkreisen und Rechtecken. Doch anders, als von der klassischen Konkreten Kunst gewohnt, sind die Halbkreise nicht sauber "abgeschnitten", die Trennlinie baut sie wie eine lang gezogene Treppe auf. Auch die Linien der Rechtecke sind nicht gerade, sondern leicht gebogen, eher mit der Hand als mit dem Lineal gezogen. Konsequenterweise spricht Muscheid auch nicht von Formen, sondern von "Archetypen", die er finden und herausarbeiten will. Ein Teil seiner Arbeiten widmet sich ausschließlich diesem Ziel: Der Suche nach Formen, die die Menschheit schon immer begleiten und den Farben, die diese Symbole am besten zur Geltung bringen. Und tatsächlich stellt sich beim Betrachten der Werke oft schnell eine unterbewusste Vertrautheit ein, das Gefühl, eben jenes Motiv schon an anderen Stellen gesehen zu haben. So etwa bei "Paris", das stark einem Anführungszeichen ähnelt.

Das zweite große Thema Muscheids ist die Interaktion der Farben, die sich auch im Ausstellungstitel "Wechselwirkungen" widerspiegelt. Geradezu mustergültig hat er hat diese Frage in "Interaction of Color", einer Serie aus 77 gleichgroßen Werken, durchexerziert, aus der mehrere Teile im Kunsthaus zu sehen sind. Entstanden ist dabei quasi ein Alphabet der Farben, Formen und Wirkungen.

Und Muscheid beweist auch, wie nahe sich Konkrete Kunst und Design sein können. So hat er in diesem Jahr eine Kollektion für das Label Escada entworfen. Eins zu eins wurden seine Werke dabei auf Stoff übernommen. Auch die Bilder, aus denen die Mode entstanden ist, werden den Besuchern in dieser sehenswerten Ausstellung präsentiert.

Ausstellung "Wechselwirkungen" mit Werken von Christian Muscheid im Kunsthaus Fürstenfeldbruck. Vernissage am Freitag, 9. Dezember, von 19.30 Uhr an mit Übergabe des Kunstförderpreises. Danach zu sehen bis 12. Februar. Der zugehörige Katalog ist in der Ausstellung erhältlich.

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