Fürstenfeldbruck:Bis der Gegner matt ist

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Mit einem großen Turnier wird am Samstag "90 Jahre Schach in Fürstenfeldbruck" gefeiert

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

"Als Schlusswort gegen 22.30 Uhr wurden die Mitglieder ermahnt, fest zusammenzuhalten." Der eindringliche Appell aus dem Protokoll der Gründungsversammlung hat wohl gefruchtet. Der Schachclub Fürstenfeldbruck, den 18 Männer am 23. Februar 1926 aus der Taufe hoben, hat bis heute Bestand - längst als Abteilung im TuS Fürstenfeldbruck mit derzeit immerhin 70 Mitgliedern. Zusammengerechnet macht das inzwischen 90 Jahre, eine runde Zahl, die als Jubiläum gefeiert werden will. So wird es an diesem Samstag in der Marthabräu-Halle ein für alle offenes Schnellschachturnier geben, zudem man sich per E-Mail unter braingames@gmx.de noch anmelden kann. Zwischendrin in der Pause gegen zwölf Uhr ist eine kleine Feierlichkeit geplant, bei der Abteilungsleiter Helmut Becker die Chronik an Kommunalpolitiker und verdiente Funktionäre und Spieler übergeben wird.

Ein Jahr lang hat Becker Unterlagen und Zeitungsausschnitte durchforstet, gesammelt und in einem Buch zusammengetragen. Gerade für die Anfangsjahre weist der Verein durchaus eine bewegte Geschichte auf: Denn schon nach drei Jahren wird auf der Hauptversammlung "abnehmendes Interesse" beklagt. Der Club entgeht offenbar nur knapp seiner Auflösung, welche 1931 dann doch nicht mehr zu verhindern ist. Mitten im Dritten Reich steht er dann wieder unter dem Namen "Schachgemeinschaft Fürstenfeldbruck im K.d.F. " auf, wird also Mitglied in der nationalsozialistischen Organisation Kraft durch Freude, überdauert Kriegs- und Nachkriegsjahre, ehe er 1956 seinen "endgültigen Anschluss" an den TuS Fürstenfeldbruck findet.

Durch alle politischen und gesellschaftlichen Veränderungen hindurch hält sich das Interesse in Fürstenfeldbruck an dieser ( Denk-)Sportart: Schach scheine allen Moden zu widerstehen, kleidet Becker diese Erkenntnis in Worte. Selbst im Zeitalter des elektronischen Konsumverhaltens bleibt der Zulauf konstant. Die Zahl der Mitglieder verändere sich kaum, sagt der 68-Jährige. Und: Fast ein Drittel der Mitglieder sind Jugendliche und Kinder, womit die Abteilung keine Nachwuchssorgen plagen. Das dürfte auch auf die durchaus vielfältigen Aktivitäten nach außen hin zurückzuführen sein. Beim alljährlichen Zeugnisfest lockt man ebenso zum Schachspiel wie mit einem Turnier beim Volksfest. Und es gab auch schon Jahre, da haben Vereinsmitglieder Schach in Schulen als Unterrichtsfach angeboten. Derzeit geschieht das nur noch im Viscardi-Gymnasium, dort allerdings durch einen Lehrer.

Die Altersstruktur weist indes eine Lücke auf. Die kann Becker mit seinem eigenen Werdegang erklären: Als Kind zum Schachspiel gekommen, als junger Erwachsener dann aufgehört und erst mit 50, 55 wieder zurückgefunden: "Das Mittelfeld ist schlecht vertreten", sagt der Rentner, der einst in der Sparkasse gearbeitet hat. Und es fehlen auch die Frauen: "Zwei Damen und drei, vier Mädchen haben wir." Nicht viel bei 70 Mitgliedern.

Gleichwohl stellen die Brucker Schachspieler fünf Mannschaften, drei davon bei den Senioren. Das erste Team führt dabei im Kreis Zugspitze die Liga souverän an. Der Abteilungsleiter liebäugelt mit dem Aufstieg: "Wir müssen nicht, möchten aber schon", beschreibt Becker das Ziel. Aber wichtiger als der sportliche Ehrgeiz sei ihm natürlich, dass Schach im Ort und der Umgebung immer weitergepflegt werde. So hofft er auch für das Jubiläumsturnier am Samstag auf viele Spieler, die aus der Region kommen. Insgesamt hätten sich bereits 140 angemeldet. 180 können es maximal sein. Und ist der Anreiz natürlich immer der, den Gegner matt zu setzen, so gibt es bei den "Brain Games " in Fürstenfeldbruck noch ein anderes Lockmittel: Ein Preisgeld von 3000 Euro ist ausgesetzt.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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