Fürstenfeldbruck:Barocke Festpracht

Asam Classical Soloists

Hervorragend: Theresa Holzhauser (Alt) und Marie-Sophie Pollak (Sopran) fesseln mit ihrem Gesang das Publikum.

(Foto: Günther Reger)

Beglückender Saison-Abschluss der Reihe "Alte Musik in Fürstenfeld"

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Für einen Tag schien es, als sei das 18. Jahrhundert zurückgekehrt: Am Vormittag zelebrierte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, ein Pontifikalamt aus Anlass des Jahres der Barmherzigkeit in der Klosterkirche, am Abend fand ein prunkvolles Festkonzert im Kurfürstensaal statt. Zum Abschluss der diesjährigen Saison der Reihe "Alte Musik in Fürstenfeld" stand das Konzert unter dem Motto "Händel und Hasse: Zwei Deutsche begeistern Europa". In der Zeit etwa zwischen 1720 und 1760 waren beide Künstler die bekanntesten Opernkomponisten in Europa. Wahrlich begeistern ließen sich die Besucher von den Interpreten, den Asam Classical Players, sowie Marie-Sophie Pollak (Sopran), Theresa Holzhauser (Alt), Anselm Wohlfahrth (Oboe) und einem Kammerchor der Augsburger Domsingknaben in der Einstudierung von Domkapellmeister Reinhard Kammler. Die Gesamtleitung hatte der Cembalist Ingmar Beck. Es war die größte Besetzung, die bei einem Konzert dieser Reihe jemals zu hören war, was der finanziellen Unterstützung der Johann Adolph Hasse Gesellschaft München zu verdanken war.

Die Asam Classical Players sind ein kleines, mit nur acht Musikern besetztes Ensemble, das es aber versteht, exquisite Musik zu machen. Der straff punktierte Rhythmus und die spannungsvolle Tongestaltung ließen in einem Grave von Johann Adolph Hasse zu Beginn majestätische Würde geradezu fühlen. Die folgende Fuge erhielt trotz des sehr raschen Tempos ihre transparente Durchhörbarkeit durch die klare Phrasierung und den vitalen Ton. Es folgten zwei Arien, die Georg Friedrich Händel für die Gattin Johann Adolph Hasses, Faustina Bordoni, komponiert hat. Die Inhalte beider Arien, nämlich dass es in "Ti pentirai, crudel" um Eifersucht und Kränkung und in "Lusinghe più care" um Liebe geht, konnte man auch den beigefügten Texten nebst Übersetzungen entnehmen. Spannender jedoch war, wie sich diese Affekte in der Musik widerspiegelten: In raschem Tempo entfaltete der lebendig-spannende Gestus in der ersten Arie durch den leuchtenden, technisch hervorragend geführten Sopran von Marie-Sophie Pollak eine unmittelbar fesselnde Wirkung. Der lyrische Tonfall im zweiten Stück fand sich nicht nur bei der Sängerin, sondern schon in der Einleitung bei den Instrumentalisten. Eine Art wunderbare Harmonie stellte sich durch die weich geführten Linien und die ihnen sorgsam untergeordneten Koloraturen ein.

Dass Johann Adolph Hasse nicht in erster Linie ein Instrumentalkomponist war, verriet sein Oboenkonzert in F-Dur, wenngleich es auch sehr überzeugend musiziert war. Im Allegro-Kopfsatz beeindruckten die gleichsam schwebende Wirkung der Solostellen, die nur von den Geigen begleitet waren, sowie eine Art Kadenz des Oboisten, die vom Ensemble sekundiert wurde. Den Zusatz "staccato" bei der Satzangabe Adagio setzten die Musiker einleuchtend mit einer sehr differenzierten Artikulation um.

Höhepunkt des Konzerts war ein Miserere in d-Moll von Hasse, damit geistliche Musik, in der zweiten Konzerthälfte. Hier verschoben sich die interpretatorischen Gewichte insofern, als der Deklamation der Worte großes Gewicht zukam. Musikalisch nahm der schmerzvolle Grundton durch die Dissonanzen und die pointierte Realisation des Textes in "Miserere mei Deus" veritable Gestalt an. Ingmar Beck führte die Sopranistin und die Altistin ebenso stilsicher wie die 13 Augsburger Domsingknaben. Konzertant und kraftvoll war der Charakter des "Ecce enim", wobei die absolute rhythmische wie tonliche Präzision der Knaben und die stimmige Balance absolut beglückend war. Im Schlussteil waren Solisten und Chor intensiv verzahnt, was die Aussagen "Tunc acceptabis - Gloria Patri" sehr schön verdichtete.

Bei aller Professionalität in diesem Konzert gibt es doch auch Verbesserungsbedarf: Einführende Worte können dem Publikum Türen öffnen, die ihnen das Hören erleichtern. Dabei muss allerdings im Vorfeld überlegt werden, welche Informationen gegeben und in welcher Weise diese präsentiert werden sollen. Ingmar Beck plauderte leider eher belanglos und auch sachlich nicht immer ganz informiert vor sich hin. Begeisterten Beifall und Bravo-Rufe belohnten die Musiker am Ende. Dann folgten noch zwei Wiederholungen als Zugaben, und das Publikum wäre wohl auch gerne da geblieben, wenn das ganze Programm noch einmal wiederholt worden wäre.

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