Fürstenfeldbruck:Ausbau der Asyl-Erstaufnahmestelle weiter offen

Fürstenfeldbruck: Im Oktober 2014 wurde ein Teil des Fliegerhorsts im Süden abgetrennt, um dort Flüchtlinge unterzubringen.

Im Oktober 2014 wurde ein Teil des Fliegerhorsts im Süden abgetrennt, um dort Flüchtlinge unterzubringen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In gut einer Woche will das Ministerium die Stadt informieren. Innere Mission nennt Mc-Graw-Kaserne als Alternative

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ob die Dependance am Fliegerhorst zu einer vollwertigen Erstaufnahmestelle für Asylbewerber ausgebaut wird und damit die vor der Auflösung stehende Einrichtung in der ehemaligen Münchner Bayernkaserne ersetzen kann, ist völlig offen. Die Stadt Fürstenfeldbruck sieht die Pläne kritisch. Auch die Innere Mission hält einen solchen Ausbau aus sozialen Gründen für problematisch und plädiert für einen Verbleib der Einrichtung in München. Am Montag, 11. Juli, will das Sozialministerium die Stadt über den Sachstand informieren.

Die Innere Mission warnt derweil: Ein "intaktes soziales Netzwerk lässt sich nicht verpflanzen". Ähnlich sehe es mit Helferkreisen und Ehrenamtlichen aus. Günther Bauer, Vorstand des in München ansässigen Diakonieunternehmens, das sich seit gut 30 Jahren um die Asylsozialbetreuung in der Münchner Erstaufnahme kümmert, empfiehlt einen Umzug innerhalb der Landeshauptstadt. Während München Einrichtungen wie die "Refudocs", die Jugendbegegnungsstätte "Lok Arrival", das Lighthouse Welcome Center sowie die Kinderbetreuung im Family House finanziere, sei dies am neuen Standort so nicht zu erwarten. "Ganz im Gegenteil: Aus Fürstenfeldbruck hört man zusehends Stimmen, dass diese Einrichtung dort gar nicht gewollt ist." Beobachter mutmaßen, dass diese Einschätzung auch durch einen Konflikt der Inneren Mission mit der Caritas im Landkreis untermauert wird. Die Innere Mission hatte sich nach Gründung der Erstaufnahmestelle im Oktober 2014 am Fliegerhorst ebenfalls für die Asylsozialberatung beworben. Diese beinhaltet neben der psychosozialen Betreuung der teils traumatisierten Flüchtlinge auch Hilfe bei der Suche nach Kita-Plätzen oder im Anerkennungsverfahren. Diese Leistungen wurden dann aber ausschließlich an die Caritas übertragen.

In der aktuellen Debatte verweist Bauer auf "geeignete Flächen im Süden beziehungsweise im Osten von München" und hebt explizit die ehemalige McGraw-Kaserne hervor, die bereits als Dependance der Erstaufnahmeeinrichtung fungiert. Dort sind etwa 350 Flüchtlinge untergebracht. Die Kaserne war in die umfassenden Prüfung von 42 Liegenschaften in ganz Oberbayern bereits einbezogen worden. Die stellvertretende Regierungspräsidentin Maria Els hatte den Brucker Fliegerhorst bei ihrem Besuch im Stadtrat als besten Standort bezeichnet.

So sieht das auch der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein aus Eichenau: "Die Wahrscheinlichkeit für Fürstenfeldbruck als Standort ist hoch, schließlich gehört das Gelände dem Bund, so dass Bayern für Asylzwecke keine Miete zahlen müsste." Kränzlein hat bereits den Antrag gestellt, dass sich die Staatsregierung im zuständigen Ausschuss zu Details äußern soll. Er befürchtet, dass "statt der aktuellen Anzahl von rund 1000 Flüchtlingen ungefähr doppelt so viele Flüchtlinge in Fürstenfeldbruck aufgenommen werden" müssten, was für "die engagierten Helferkreise und eine Stadt mit circa 37 000 Einwohnern eine gewaltige Herausforderung" wäre. Einen Beleg für seine Annahme, die Zahl der Asylbewerber werde sich verdoppeln, bleibt Kränzlein freilich schuldig. Els hatte den Stadträten im April zugesichert, dass mit einer Aufwertung des Standorts mitnichten die Unterbringung zusätzlicher Flüchtlinge einhergehe. Die Höchstgrenze von 1600 Personen solle nicht angetastet, vielleicht sogar abgesenkt werden. Es gehe vor allem darum, zusätzliche Einrichtungen im medizinischen und verwaltungstechnischen Bereich unterzubringen.

Eine Absenkung auf eine Höchstgrenze von 1000 Asylbewerbern ist auch einer der zentralen Punkte eines Forderungskatalogs, von dessen Erfüllung die Stadt ihre Zustimmung zum Ausbau der Erstaufnahmestelle am Fliegerhorst abhängig macht. Zudem soll die Regierung darauf hinwirken, dass das Militär Flächen für den sozialen Wohnungsbau freimacht und Sportanlagen stärker für örtliche Vereine öffnet. Eine Reaktion der Regierung von Oberbayern steht bislang aus. Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) setzt große Hoffnungen in ein Treffen im Sozialministerium, das für den 11. Juli anberaumt worden ist. Ermutigende Signale in Richtung einer akzeptablen Lösung habe es auf dem Städtetag Mitte Mai bereits von Johannes Hintersberger, dem Staatssekretär im Sozialministerium, gegeben, so Raff.

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