Fürstenfeldbruck:Atomkraft-Gegner machen mobil

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Etwa 150 Menschen folgen dem Aufruf der SPD zur Demonstration in der Brucker Hauptstraße.

Karl-Wilhelm Götte

Die Olchinger SPD-Gemeinderäte Fritz Botzenhardt und Georg Steer hielten am Samstagmorgen das rote Banner hinter der improvisierten Rednertribüne vor der Brucker Sparkasse fest. "Hände weg vom Atomausstieg" stand darauf in weißer Schrift zu lesen. Etwa 150 Menschen hatten sich angesichts der Atom-Katastrophe in Japan zur SPD-Kundgebung in der Kreisstadt versammelt. Eine Lautsprecheranlage gab es nicht, Hauptrednerin Natascha Kohnen, Generalsekretärin der bayerischen SPD, kritisierte per Megaphon Bundeskanzlerin Angela Merkel und das dreimonatige Moratorium der Bundesregierung sehr heftig: "Wir glauben Merkel nicht und Söder auch nicht."

Etwa 150 Menschen haben am Samstag in Fürstenfeldbruck gegen Atomkraft demonstriert. (Foto: Günther Reger)

Familien waren an diesem Samstagmorgen mit selbst gemalten Schildern und Bildern gekommen, um gegen den Atomenergiekurs der Bundesregierung zu protestierten. "Abschalten!" war das durchgehende Schlagwort, auch bei einer über Facebook mobilisierten Gruppe junger Menschen um Aisha Rieckenberg aus Dachau und Umgebung. Ein anderes Plakat forderte den Rücktritt der Bundeskanzlerin und ihres Stellvertreters: "Frau Merkel, Herr Westerwelle - wann gehen Sie endlich vom Netz?"

Auch die SPD-Bürgermeister aus Olching und Puchheim, Andreas Magg und Herbert Kränzlein, waren gekommen, ebenso die Brucker Grünen-Vorsitzende Elisabeth Greiner, die in einer kurzen Ansprache für Montagabend, 18.30 Uhr, zu einer Mahnwache an gleicher Stelle aufrief. Zuvor hatte die SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner erklärt, dass sie die Ereignisse in Japan an Tschernobyl 1986 erinnern. "Das ist ein Déjà-vu", rief sie den Versammelten zu, "auch heute wird wieder von der japanischen Regierung vertuscht und das wahre Ausmaß der Katastrophe verschwiegen."

Sonnenholzner attackierte die CSU, die am 25. Januar noch eine Petition auf Initiative der SPD mit 31000Unterschriften für die Rückkehr zum Atomausstieg im Landtag abgeschmettert habe. "Das ist keine 52 Tage her", empörte sich die SPD-Politikerin. "Jetzt mimen CSU und CDU seit fünf Tagen Betroffenheit, um ihre Partei über die anstehenden Landtagswahlen zu retten."

Sonnenholzner forderte die Demonstranten in Bruck auf, den Druck der Straße aufrechtzuerhalten, "um Schwarz-Gelb zu zwingen, den Worten auch Taten folgen zu lassen." Von den Bürgermeistern im Landkreis forderte Sonnenholzner mehr Engagement für erneuerbare Energien "Es geht nicht, dass viele von denen sagen: Windkraft ist toll, aber nicht bei uns."

Auch Natascha Kohnen misstraute dem dreimonatigen Moratorium der Bundesregierung: "Um die Sicherheit der Reaktoren zu überprüfen, sind zwei Jahre nötig", sagte Kohnen.

Die bayerische SPD-Generalsekretärin kündigte eine europaweite Volksinitiative der Sozialdemokraten zum Atomausstieg bis 2020 an. "Die Atomkraft ist nicht beherrschbar, ihre zerstörerischen Folgen übersteigen jede menschliche Vorstellung. Wir müssen verhindern, dass sich so eine Katastrophe wiederholt", lautete der Aufruf des SPD-Parteivorstandes, der in Bruck zur Unterschrift auslag.

In München soll am kommenden Samstag die zentrale Anti-Atomkraft-Demonstration in Süddeutschland stattfinden. Die Veranstalter erwarten Zehntausende Teilnehmer aus Bayern und Baden-Württemberg. Münchens SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann rechnet sogar mit bis zu 100000 Atomkraftgegnern. Die Kundgebung beginnt um 14 Uhr auf dem Odeonsplatz.

© SZ vom 21.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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