Fürstenfeldbruck:Ansturm der Absolventen

Beim 35. Berufsinformationsmarkt in Fürstenfeldbruck können sich Schüler über ihren Traumjob beraten lassen. Die Lehrstellenbörse hat 400 Stellenanzeigen im Angebot

Erich C. Setzwein

BIM

Stark umlagert war den ganzen Tag die Lehrstellenbörse mit 400 Anzeigen.

(Foto: Günther Reger)

Schulabgänger in diesem Sommer dürften sich um eine Lehrstelle kaum Sorgen machen. Dieser Eindruck ist am Sonntag beim Berufsinformationsmarkt in Fürstenfeldbruck vermittelt worden, als Firmen, Innungen und Behörden eine große Anzahl von Jugendlichen über Ausbildungs- und Arbeitsplatzangebote informierten. Die Lehrstellenbörse des Landratsamtes präsentierte insgesamt 400 offene Ausbildungsplätze vom Anlagenmechaniker bis Zahntechniker.

Noch während die Grußworte in der Eingangshalle gesprochen wurden, sammeln sich vor dem Sparkassen-Verwaltungszentrum an der Ferdinand-von-Miller-Straße in Fürstenfeldbruck Jugendliche, um als erste an die Infostände zu kommen. Dort stehen die Ausbildungsberater bereit. Die Bundeswehr ist mit Soldaten in Blau und Oliv vertreten, am Nachbarstand informieren Post, Telekom, Finanzamt und das Hauptzollamt München. Mittendrin steht Reiner Dunkel, den man im Zivilleben als Bürgermeister von Althegnenberg kennt. A n diesem Sonntagmorgen steht er in Uniform und mit Dienstwaffe am Gürtel als Ansprechpartner der Polizei Fürstenfeldbruck Rede und Antwort. Der Andrang in den ersten Minuten bestätigt die Äußerungen von Landrat Thomas Karmasin, der vom Berufsinfomarkt als einem "Erfolgsmodell" gesprochen hat. Die Veranstaltung sei deshalb "nicht selten kopiert" worden, so unter anderem von der Realschule Maisach, dem Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering oder der dortigen Mittelschule. Die Interessenten kommen vorwiegend aus Mittel- und Realschulen, sie wollen etwas über eine Ausbildung im Handwerk oder bei Behörden wissen. So vermitteln Auszubildende der Zimmerer, Installateure oder Friseure, was sie schon gelernt haben und mit welchen Materialien sie umgehen. Umlagert ist auch der Stand der Arbeiterwohlfahrt, wo es Informationen über Pflegeberufe gibt. Weil es junge Leute sind, die den Schülern - und auch deren Eltern - Fragen beantworten, kommen schnell Kontakte zustande.

Das ist auch nötig, denn Handel und Handwerk suchen dringend Nachwuchskräfte. Bürokaufleute, Bäcker, Chemielaboranten, Lagerlogistiker, Fachverkäufer in der Lebensmittelbranche, Hotelfachkräfte oder Spengler sind Ausbildungen, die die Firmen anbieten. Über die Lehrstellenbörse des Landratsamtes werben auch Betriebe, die jenseits der Landkreisgrenzen liegen, zum Beispiel aus Bergkirchen im Kreis Dachau oder aus Krailling im Nachbarlandkreis Starnberg.

In fast allen Angeboten sind unter den Einstellungsvoraussetzungen die Schulabschlüsse genannt, die mindestens verlangt werden - vom Quali bis zur Mittleren Reife. Abschlüsse aber scheinen über die Qualifikation der Bewerber nicht alles auszusagen. So zitiert der Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Fürstenfeldbruck, Klaus Knörr, in seiner Eröffnungsrede am Sonntagmorgen die zahllosen Beschwerden aus Handwerk und Industrie über die mangelnde Ausbildungsreife der jungen Leute. Es fehlten nicht nur Kenntnisse in Deutsch und Mathematik, vor allem der Mangel an sozialer Kompetenz werde kritisiert. Knörr fordert deshalb "gezielte Unterstützung und Förderung", weil "Bildung unser wichtigster Wettbewerbsfaktor" sei. Zwar sieht er die Ausbildungsmöglichkeiten für Schulabsolventen als "sicher wie nie" an, weil es mehr freie Plätze als Bewerber gebe, doch kann dies seiner Meinung nach auch negative Auswirkungen haben. "Die Ausbildungsbereitschaft könnte zurückgehen, wenn über einige Jahre hinweg Stellen nicht besetzt werden können." Knörr hält deshalb "attraktivitätssteigernde Maßnahmen für erforderlich". Immerhin seien von den im vergangenen Jahr in Oberbayern angebotenen 28 000 Lehrstellen 3000 unbesetzt geblieben.

Dass es auch Betriebe gibt, denen Berufsabschlüsse anscheinend weniger wichtig sind, zeigt am Sonntag die Ausschreibungen für eine Metzgerlehre. Vom Bewerber wird verlangt, dass er "zuverlässig und teamfähig" ist. Und auch für die Ausbildung zum Zierpflanzengärtner in einer Brucker Gärtnerei sind die Eingangsvoraussetzungen eher Tugenden als beste Noten: "Zuverlässig, freundlich, sorgfältige Arbeitshaltung."

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