Fürstenfeldbruck:Anstrengen für die Kunst

Fürstenfeldbruck: Aufgrund ihrer Muskelatrophie kann die 17-jährige Lucy Hoffmann nur mit dem Mund malen.

Aufgrund ihrer Muskelatrophie kann die 17-jährige Lucy Hoffmann nur mit dem Mund malen.

(Foto: voxbrunner)

Brucker Gymnasiasten arbeiten gemeinsam mit junger Mundmalerin

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Hoch konzentriert liegen die Schüler auf den Turnmatten, die sie auf den Tischen im Kunstraum ausgelegt haben. Vor jedem von ihnen liegt eine Leinwand und eine improvisierte Malerpalette, für die ein Party-Pappteller herhalten muss. Doch ihre Pinsel halten sie nicht, wie man es erwarten könnte, in der Hand, sondern mit ihrem Mund. Denn die etwa 20 Schüler der zehnten Klasse des Brucker Viscardi-Gymnasiums nehmen an diesem Montagvormittag an einem ganz besonderen Projekt teil. Zu Gast ist die 17-jährige Malerin Lucy Hoffmann. Weil sie seit ihrem zweiten Lebensjahr an Muskelatrophie leidet, einer Krankheit, die ihre Muskeln nach und nach schwinden lässt, kann sie nur noch mit dem Mund malen. Gemeinsam mit ihr durften die Schüler also ihre ersten Erfahrungen in dieser Technik sammeln.

So auch der 16-jährige Moritz. Er liegt auf seiner Matte und lässt den Pinsel konzentriert über die Leinwand fahren. Auf einem grünen Hintergrund hat er einen Baum gemalt. Sobald alles getrocknet ist, will er noch eine Schlange in den Baum malen. "Das geht sogar leichter, als ich es mir vorgestellt habe. Es ist auf jeden Fall eine sehr interessante Erfahrung", sagt er. Ein wenig ärgert er sich darüber, dass er den grünen Hintergrund nicht richtig hat trocknen lassen und sein Bild deshalb etwas verschmiert ist. "Ich finde die Geschichte von Lucy sehr bewegend. Ich habe ein Youtube-Video über sie und ihre Arbeit angeschaut und habe großen Respekt vor ihr."

Üben durften die Schüler im Vorfeld nicht, erzählt Kunstlehrerin Stefanie Schielein. "Die Schüler waren sofort begeistert von der Idee und haben sich überlegt, wie man das Projekt gestalten könnte. Zum Beispiel war es ihre Idee, spontan die Matten in Klassenzimmer zu bringen, damit sie genau wie Lucy arbeiten können und alle gleich sind." Die Schüler überlegen sogar, einen Spendenmarathon für Lucy zu veranstalten. "Die Klasse und Lucy haben sich heute erst kennengelernt. Am Anfang waren natürlich alle etwas nervös, aber das hat sich schnell gelegt", sagt Schielein.

Ganz entspannt ist auch die 16-jährige Annika. Fast zumindest. "Das geht schon ziemlich auf die Nacken- und Kiefermuskeln. Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend ist". Was genau sie malt, weiß sie noch nicht. Nur der Hintergrund ist bereits fertig, in pink und violett. "Das war gar nicht so gedacht, das Violett sollte da nicht hin. Aber dann ist beim Mischen etwas schief gegangen", lacht sie, "aber es geht unerwartet gut". Vielleicht, sagt sie, wird das Bild ja Stern. Das ist das Motiv, das auch Lucy malt. Denn ihre Bilder sind Vorlage für die Weihnachtskarten des Ambulanten Kinderhospizes München, das sie unterstützt.

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