Fürstenfeldbruck:Angesteckt von der Stimmung

Wie zwei Brucker Dekane predigen und die Christmette gestalten

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Wie Militärdekan Alfons Hutter in der Christmette am Heiligen Abend nach 23.30 Uhr in der Klosterkirche Fürstenfeld predigt, das macht er von der Stimmung abhängig. Da er frei, also ohne Notizen, spricht, greife seine Predigt die Stimmung auf, sagt er. Was nicht heißt, dass er kein Konzept hätte, denn mit dem Inhalt geht er zuvor längere Zeit "schwanger". Schließlich ist eine Weihnachtspredigt für einen Geistlichen wie Hutter "immer etwas Außergewöhnliches". Dazu kommen noch die Ausstrahlung von Fürstenfeld hinzu sowie Weihnachtslieder und die festliche Kirchenmusik. Bevor er beginnt, stehen für den Militärdekan zwei Dinge fest. Er will keinesfalls länger als fünf Minuten predigen und szenisch einsteigen. Also mit der Beschreibung eines Bildes. Nur so könne er die Zuhörer mitnehmen und ihre Herzen erreichen. Die Predigt ist fertig sagt Hutter, aber sie wird anders, wenn er die Menschen in der vollen Klosterkirche sieht. Hutter will sich kurz fassen, weil die gesamte Weihnachtsbotschaft in der Klosterkirche sowieso allgegenwärtig sei: "Die Klosterkirche predigt selbst."

Der im Fliegerhorst tätige Pfarrer vertritt den erkrankten Albert Bauernfeind gerne, schließlich bestimmen nach seiner Einschätzung der großartige Kirchenraum und die Musik zu 90 Prozent die Atmosphäre der Christmette. Das will er sich zunutze machen. Vor allem die vielen hübschen Engel passten zur Heiligen Nacht. Schließlich sind es solche himmlischen Geschöpfe gewesen, die Hirten das Geheimnis der Weihnachtsbotschaft verkündeten.

Auch für den evangelischen Dekan Stefan Reimers, der am 24. Dezember in der Erlöserkirche in Fürstenfeldbruck predigen wird, ist der Weihnachtsgottesdienst etwas ganz Besonderes. Da viele Menschen zu den Gottesdiensten kommen, die sonst nicht zur Kirche gehen, verbindet er mit dem Gottesdienst die Chance, den Besuchern etwas Grundlegendes zu vermitteln. Ausgehend von der Weihnachtserzählung setzt Reimers Akzente, die in diesem Jahr besonders betroffen gemacht und beeindruckt haben.

Sein Leitthema werde diesmal sein, im Menschen, im Gegenüber mehr zu sehen, als nur das, was man vor Augen habe. "Der christliche Glaube, dass Gott in die Welt gekommen ist - Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch -, hat viel mit Menschenwürde zu tun", sagt Reimers. In jedem Menschen stecke ein göttlicher Geist, ein göttlicher Lebenswille, ein von Gott geschenktes Menschenrecht. Daher dürften Menschen nicht zum Objekt werden. Und Reimers fragt: "Wie gehe ich mit Menschen um?" Und er fragt, ob ein Gegner ein Mensch sei, den man besiegen müsse.

Zudem ist gerade das Weihnachtsfest wie kein anderes für den evangelischen Dekan der "Kern unserer Kultur". Und Reimers stellt fest, dass gerade in einem Jahr wie diesem mit vielen Herausforderungen und viel Verunsicherung viele Menschen zu den alten Botschaften zurückkehren und hier Halt finden. Zu diesen alten Botschaften zählt Reimers auch die alten, gemeinsam gesungenen Weihnachtslieder.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: