Fürstenfeldbruck:Am Anfang war die Zither

Fürstenfeldbruck: Alte Liedtexte und Melodien begeistern Kreisheimatpfleger Sepp Kink bereits seit seiner Kindheit.

Alte Liedtexte und Melodien begeistern Kreisheimatpfleger Sepp Kink bereits seit seiner Kindheit.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Kreisheimatpfleger Sepp Kink bewahrt traditionelle Volksmusik. Nun wird er mit der Bezirksmedaille geehrt

Von Christoph Kaindl, Fürstenfeldbruck

Alles begann mit einem Flüchtling und einer Zither. Im Althegnenberg des Jahres 1947 sind Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten untergekommen. Unter ihnen ein Musiklehrer. Er durfte in ein kleines Häuschen im Ort ziehen. Da dort nur sehr wenig Platz war, fragte er bei der Familie Kink an, ob er Lebensmittel in ihrem Keller lagern dürfe. Die Familie hatte nichts dagegen. Weil der Lehrer kein Geld hatte, bot er als Zeichen seines Dankes an, einem der Kinder der Kinks kostenlos Musikunterricht zu geben. "Auf unserem Dachboden lag noch eine alte Zither", erzählt Sepp Kink. "Meine Schwester wollte sie nicht lernen, also fiel die Wahl auf mich."

Eine Wahl, die er offensichtlich nicht bereut hat. Denn die Zither hatte seine Lust an der Musik geweckt. "Am Gymnasium in Augsburg war einmal Hausmusiktag. Dort habe ich dann mit der Zither einen Walzer vorgespielt. Die anderen waren da ganz verblüfft, weil sie so etwas noch nicht gehört hatten.", erinnert sich der Kreisheimatpfleger im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Man merkt ihm die Freude beim Erzählen an.

"Nach meinem Pädagogikstudium habe ich dann in einer einklassigen Schule unterrichtet. Das bedeutete, dass acht Jahrgangsstufen in einer Klasse zusammengefasst waren." Dorthin nahm er seine Gitarre mit, die zu spielen er inzwischen ebenfalls gelernt hatte. Eines Tages sang er schließlich mit seiner Klasse einige Lieder und begleitete sie auf der Gitarre. "Wenig später haben die Eltern alte Gitarren gebracht und mich gefragt, ob ich die nicht wieder in Ordnung bringen könnte." Durch diese Nachfrage angestachelt, kaufte er schließlich mehrere günstige Gitarren für seine Schüler und übte mit ihnen zusammen im Unterricht. "Ich wollte, dass die Schüler möglichst schnell einen Lernerfolg spüren. Volkslieder eignen sich wegen ihrer Einfachheit dafür besonders gut." Volksmusik war nichts Neues für ihn: Die Zither hatte ihn zuerst darauf gebracht. Einen weiteren Impuls brachte die Teilnahme an einer Singwoche, die Sebastian "Wastl" Fanderl Ende der Fünfzigerjahre organisierte. Dieser hatte es sich zum Ziel gesetzt, Volkslieder wieder bekannter zu machen.

Zwischen 1962 und 1978 war Sepp Kink Lehrer und stellvertretender Schulleiter in Emmering. Zu dieser Zeit übte er mit seinen Schülern das Fiedeln. Während seiner Tätigkeit als Rektor der Philipp-Weiss-Grundschule von 1978 bis 2000 stieß er Singspiele und Feiern wie das Maibaumaufstellen und Nikolausaktionen an. "Ich wollte, dass die Schule mehr ist als ein bloßer Ort zum Lernen", erklärt er.

1998 wurde Kink darauf angesprochen, ob er nicht Kreisheimatpfleger werden möchte. Er sagte zu. In seiner neuen Stelle unternahm er viel im Bauernhofmuseum Jexhof und veranstaltete Führungen zu kunsthistorisch interessanten Orten im Landkreis. Seine meisten Aktivitäten gelten jedoch noch immer der Förderung der Volksmusik. Jeden Monat richtet er ein "Offenes Singen" in verschiedenen Wirtshäusern des Landkreises aus. Inzwischen kommen jedes Mal zwischen 100 und 150 Interessenten. Die Teilnahme ist kostenlos. Besonders am Herzen liegt ihm dabei die gemütliche Stimmung: "Deswegen gehe ich für die Treffen gerne in Wirtshäuser, wo man essen und trinken kann. Außerdem sollen die Leute untereinander ins Gespräch kommen. Die Zeit dafür versuche ich durch Pausen zwischen den Liedern zu schaffen." Die gesungenen Werke stammen im Übrigen nicht nur aus Bayern, sondern kommen aus ganz Deutschland. Oft weiß Sepp Kink eine passende Anekdote zu den Liedern zu erzählen. Gern teilt er auch sein Wissen über den Landkreis mit den Anwesenden.

Für sein musikalisches Engagement wurde Sepp Kink jetzt mit der Bezirksmedaille geehrt. Gerechnet hat er nicht damit. "Ich freue mich wirklich sehr. Gerade dass die Auszeichnung regional ist, schätze ich. Mein Engagement als Kreisheimatpfleger hat ja auch immer der Region gegolten." Dieser Einsatz erhält nun die ihm gebührende Auszeichnung.

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