Fürstenfeldbruck:Altes aus dem Hochland

Alte Musik

Das Ensemble Phoenix Munich präsentiert seinen Besuchern Musik aus längst vergangenen Jahrhunderten.

(Foto: Günther Reger)

Ensemble Phoenix Munich überzeugt in Fürstenfeld

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Wieder fand am Sonntag ein Abend der Reihe "Alte Musik im Kurfürstensaal" statt, und wider waren alle Plätze besetzt. Zu Gast war das Ensemble Phoenix Munich, das man auch als "Artist in Residence" dieser Reihe bezeichnen könnte, denn keine andere Gruppe war hier so oft zu hören wie diese. Die Besetzung variierte bei den verschiedenen Auftritten, und die Programmdramaturgie war immer überzeugend an einem bestimmten Motto orientiert. Der Leiter des Ensembles ist der Bassist und Lautenist Joel Frederiksen. Er steht wie ein edler Barde auf der Bühne und präsent in der Mitte, ist aber zugleich auch verantwortlich für die sehr musikalischen Arrangements, in denen er einfühlsam Gehalt und Stil der einzelnen Stücke nachspürt.

Da die Musik des Programms "The Elfin Knight" aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammte, sind die Möglichkeiten der Interpretation ganz vielgestaltig, weil unterschiedliche Versionen dem Gebrauch der Zeit entsprechen. Bei den meisten Stücken ist der Komponist ein Anonymus und nicht namentlich bekannt. Gemeinsam mit Frederiksen traten Timothy Leigh Evans (Tenor), Sven Schwannberger (Countertenor, Laute und Flöte), Axel Wolf (Laute und Theorbe), Domen Marinčič (Viola da gamba) sowie Bruno Caillat (Perkussion) auf.

Im Zentrum des Programms stand die ursprünglich schottische Ballade "The Elfin Knight", deren älteste Version aus dem Jahr 1610 überliefert ist. Darin geht es in poetischen Versen um Rätsel im Zusammenhang mit einer verflossenen Liebe. Dem Eröffnungsstück, "Whittingham Fair" aus Northumbria, lag musikalisch ein stetig wiederholter, harmonischer und rhythmischer Ablauf zu Grunde, der die Basis für den deklamatorisch gut gefassten Gesang in tiefer Basslage bildete. Die Saiteninstrumente zupften, und zum Bassisten gesellte sich die Stimme des Tenors, später auch eine Flöte als Überstimme.

Das zweite Stück, "The Lover's Tasks" aus den Appalachen, wurde vom Tenor vorgetragen, und zwar ohne jede Begleitung. Dadurch trat der musikalische Aspekt hinter der spannenden Sprachgestaltung deutlich zurück, und Timothy Leigh Evans wusste geschickt mit seiner Bühnenpräsenz zu spielen. "Scarborough Fair" aus London war der dritte Titel und zugleich Schlussstück des Abends. Hier stellten sich durch die melodiös geführte Überstimme des Tenors über die Bassstimme klangliche Effekte ein, denen sich auch die Popmusik unserer Tage gerne bedient.

Dass für das Publikum ein sehr abwechslungsreiches Konzert entstand, war insbesondere den ganz unterschiedlichen Klangsphären zuzuschreiben: Mal ergänzten sich drei Lauten und ihr feiner Klang erfüllte wunderbar den Saal, mal umspielte die Laute eine Melodielinie der Gambe und wurde angereichert durch verschiedene Schlaginstrumente.. Auch beim Gesang wurde der Balladensänger immer wieder durch eine zweite Stimme sowie oft zusätzlich durch den Countertenor angereichert. Dabei lieferten die oft strophische Anlage der Stücke und die häufige Verwendung wiederkehrender Begleitmuster ein sicheres Hör-Fundament für das Publikum. Auch dürfte eine Rolle spielen, dass sich Joel Frederiksen bei seinen Arrangements den Hörerwartungen unserer Zeit auf kreative Weise stellt.

Viel Beifall gab es am Ende, und mit der zweiten Zugabe, einer italienischen Villanella, wurde dieses Eintauchen in eine vergangene Zeit in diesem Konzert auch noch geografisch geweitet.

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