Fürstenfeldbruck:Alternative zum Kester-Haeusler-Park

Bruck: GOTTFRIED OBERMAIR neuerVorstand Ziel21

Alexa Zierl gehört seit 2014 der Brucker Grünen-Fraktion an. Die promovierte Ingenieurin und frühere Ziel-21-Vorsitzende ist bekannt für fundierte Stellungnahmen.

(Foto: Simon)

Stadträtin Alexa Zierl sieht in einer Freifläche im Brucker Westen den besseren Standort fürs dringend benötigte Kinderhaus

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Wie die Sache ausgeht, lässt sich kaum vorhersagen. Die deutliche Mehrheit, die sich bislang für den Bau eines Kinderhauses mit drei Krippen- und drei Kindergartengruppen im Kester-Haeusler-Park abgezeichnet hatte, ist in den zurückliegenden Wochen jedenfalls spürbar geschmolzen. Immer lauter sind die Rufe derer geworden, die vor der Realisierung an dieser Stelle warnen. Im Planungsausschuss vor einer Woche gab es einen Vorgeschmack auf das, was sich an diesem Dienstag wiederholen könnte: Mehrere Stadträte von SPD, BBV und Grünen votierten gegen das Projekt. Grünen-Stadträtin Alexa Zierl will dem Plenum nun vor der finalen Abstimmung einen Alternativvorschlag vorlegen. Zierl glaubt, dass das Kinderhaus an der Senserbergstraße im Brucker Westen viel besser aufgehoben wäre und sich dort ebenfalls sehr schnell realisieren lassen würde.

Heftigen Gegenwind hatte es in jüngster Zeit vor allem vom Bund Naturschutz (BN) gegeben. Dieser hat wiederholt "erhebliche Bedenken" gegen das Projekt vorgebracht. Er warnt davor, weitere Teile des großen Parks zwischen Dachauer und Stadelberger Straße zu versiegeln, bis zu 35 Bäume zu fällen, Wohn- und Lebensqualität in diesem innerstädtischen Bereich sowie die Funktion einer "grünen Lunge" einzuschränken sowie den möglichen Bestand einer unter Artenschutz stehenden Fledermauspopulation zu gefährden. Widerstand regt sich aber nicht nur bei den Naturschützern, sondern auch unter einigen ansonsten dem Projekt wohlgesonnenen Stadträten. Insgesamt 19 Parkplätze müssten angelegt werden, 15 davon sollen über die Dachauer Straße angefahren werden. BN-Kreisvorsitzende Eugenie Scherb befürchtet "eine kahle Parkplatz-Blechwüste mit regem An- und Abfahrtsverkehr" - der die Dachauer Straße in diesem Bereich auch noch zur Gefahrenstelle werden lasse. Ob sich die Anregung mehrerer Stadträte, die Einfahrt in den Park gar nicht erst zuzulassen und stattdessen Parkbuchten an der Dachauer Straße auszuweisen, umsetzen ließe, ist umstritten.

Völlig offen ist zudem, ob Anwohner ihre Drohung wahr machen und gegen die Erschließung des Neubauprojekts in ihrer Nachbarschaft klagen. Sollte sich der Bau weiterer Betreuungsplätze verzögern, käme die Stadt in die Bredouille. Entsprechend dünnhäutig reagierten deshalb sowohl Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) als auch der für die Kita-Planung zuständige Michael Maurer auf Zierls Ankündigung, ein Alternativkonzept vorzulegen. Denn schon heute fehlen etwa hundert Kita-Plätze. Und das, obwohl der Bundesgerichtshof jüngst klar gemacht hat, dass Eltern, deren Kinder nicht zum Zug kommen, bei Kommunen unter bestimmten Umständen einen Verdienstausfall geltend machen können.

Alexa Zierl pocht darauf, dass sie mit ihrem Vorschlag, der mit dem BN abgestimmt sei, nicht einfach einen ungeliebten Neubau zu Fall bringen will, sondern eine schnell zu realisierende Alternative aufzeigen kann. Auf Basis des jüngst vorgelegten Demographie-Berichtes hat sie den Bedarf an Kita-Plätzen in den Stadtteilen berechnet und kommt zu dem Ergebnis, dass in den nächsten Jahren im Süden, Westen und Norden großer Bedarf besteht, während es im Zentrum eine Überversorgung gibt. Eine Kita im Haeusler-Park verursacht ihrer Überzeugung nach nur mehr Bring- und Holverkehr quer durch die Stadt.

Langfristig helfe es nur, in Neubaugebieten gleich die Kita mit einzuplanen, so wie dies die Stadt offenbar auch vorhat. Kurzfristig sieht Zierl in einem 4000 Quadratmeter großen Grundstück an der Senserbergstraße eine Alternative. Auf dem Areal, das der Stadt und der Kiener-Stiftung gehört, soll bis zum Herbst 2017 die dreigruppige Villa Kunterbunt neu gebaut werden. Sofern die Planungen dies noch zulassen, würde Zierl dort gerne deutlich aufstocken auf je vier Krippen- und Kindergartengruppen. Gegenfinanzieren lasse sich das durch ein zweites Geschoss mit Sozialwohnungen. Zierl: "Selbst bauen ist schon deshalb günstiger, weil wir Zuschüsse und günstige Kredite bekommen und uns die Mietkosten sparen." Vor allem aber werde Raum genau dort geschaffen, wo echter Betreuungsbedarf bestehe: im Brucker Westen.

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