SPD-Urgestein:Akribisch, sozial, streitbar

Bruck: FERIENREPORTER - Vize-Landrat Ulrich Schmetz

Die perfekt sitzende Krawatte signalisiert, Ulrich Schmetz ist ein Mensch, der Haltung bewahrt.

(Foto: Johannes Simon)

Ulrich Schmetz ist seit Jahrzehnten Kommunalpolitiker. Vor allem aber engagiert er sich für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite leben. An diesem Donnerstag feiert der Brucker Sozialdemokrat seinen 70. Geburtstag

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Er sei streitbar und immer "extrem gut vorbereitet". Das sagt Landrat Thomas Karmasin (CSU) über seinen Stellvertreter Ulrich Schmetz. Der SPD-Politiker wird an diesem Donnerstag 70 Jahre alt. Und vielleicht wird Karmasin am Freitag, beim Empfang im Landratsamt, noch ein paar Anekdoten über den pensionierten Fürstenfeldbrucker Regierungsrat erzählen. Diesem bescheinigt der Landrat ein hohes Maß an Akribie. Wenn in einer Sitzungsunterlage "auf Seite 27 ein Komma fehlt, dann merkt der das", sagt er augenzwinkernd. Viel wichtiger freilich sei dessen Einsatz: "Der Ulrich Schmetz engagiert sich nicht aus ideologischen Grünen in einer Partei, sondern weil's ihm wirklich ums Soziale geht."

Der gebürtige Bad Reichenhaller wechselte nach dem Realschulabschluss und der Ausbildung am Landratsamt in Laufen zunächst an die Brucker Kreisbehörde und 1976 dann zur Regierung von Oberbayern. Bis zu seiner Pensionierung 2011 war er dort in der Stiftungsaufsicht beschäftigt. Fast das ganze Leben des verheirateten Vaters zweier Töchter stand im Zeichen der Sozialdemokratie. Mit Schmunzeln macht Schmetz sogar eine besondere Rechnung auf: Er feiere an diesem Donnerstag nicht nur den 70. Geburtstag, sondern könne gleichzeitig auf 70 Jahre kommunales Ehrenamt zurückblicken: "Seit 1978 haben mir die Wähler das Vertrauen geschenkt und mich in den Stadtrat von Fürstenfeldbruck gewählt, macht 38 Jahre. Ebenso bin ich seit 1978 mit Unterbrechung der Legislaturperiode von 1996 bis 2002 in den Kreistag gewählt worden. Das macht 32 Jahre, sind also zusammen 70 Jahre." Von 2001 bis 2003 gehörte er zudem dem oberbayerischen Bezirkstag an.

Sozial ist für Ulrich Schmetz alles andere als ein abstrakter Begriff, sondern wird von ihm gelebt. "Menschen wahrzunehmen und in ihren Bedürfnissen zu unterstützen, war und ist mir wichtig", sagt er. Das wurde auch von der Gesellschaft gewürdigt: So erhielt er jüngst für seine seit 1975 geleisteten außergewöhnlichen Verdienste in der Arbeiterwohlfahrt (Awo) mit der Ehrenmedaille die höchste Auszeichnung des Bezirksverbandes. Seine Verdienste im kommunalen Ehrenamt wurden 1996 vom Bayerischen Staatsministeri-um des Innern mit der Kommunalen Dankurkunde und 2008 mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Bronze sowie 2014 in Silber geehrt. Schmetz ist seit vielen Jahren Mitglied im Stiftungsrat der Kinderhilfe Fürstenfeldbruck sowie in einer Vielzahl sozialer, kultureller und sportlich ausgerichteter Vereine in Stadt und Landkreis. Der Kreistag des Landkreises Fürstenfeldbruck wählte Ulrich Schmetz in seiner konstituierenden Sitzung im Mai 2014 mit nur einer Gegenstimme zum stellvertretenden Landrat. Der ganz große Erfolg blieb Ulrich Schmetz in seiner politischen Karriere freilich versagt. Wohl auch deshalb, weil er auf viele wie ein nüchterner Kopfmensch wirkt. Kritiker machen sich schon mal über den "spröden Oberlehrer" lustig und sprechen ihm die Bürgernähe ab - wie sie etwa dem langjährigen, hemdsärmelig auftretenden Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) zu eigen war. Zweimal kandidierte Schmetz vergeblich für das höchste Amt an der Spitze seiner Heimatstadt. 1990, als ihm Beobachter realistische Chancen eingeräumt hätten, trat er dann nicht mehr an. Seine Parteifreundin Eva-Maria Schumacher gewann daraufhin die Wahl knapp gegen den damaligen Amtsinhaber Max Steer. 2008 wäre Schmetz um ein Haar zumindest Zweiter Bürgermeister geworden. Er und Hans Schilling (CSU) hatten in der konstituierenden Sitzung damals jeweils 20 Stimmen bekommen. Das Los musste entscheiden und Schmetz wurde lediglich Dritter Bürgermeister. Dem zurzeit erkrankten OB Klaus Pleil (BBV) hat der ausgewiesene Verwaltungsexperte nie verziehen, dass dieser ihn 2014 nicht mehr als Stellvertreter haben wollte. Schmetz ist in der Brucker SPD-Fraktion in die zweite Reihe gerückt. Doch auch von dort meldet er sich mit dezidierten und immer gut begründeten Beiträgen zu Wort - nicht selten als akribisches und kritisches Korrektiv der Stadtverwaltung.

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